Villingen ist überschwemmt mit Plakaten für den verkaufsoffenen Sonntag in Schwenningen am 2. April. Foto: Spitz

Im ganzen Stadtgebiet ist Werbung für verkaufsoffenen Sonntag Schwenningen am 2. April.  

Villingen-Schwenningen - Die Villinger Einzelhändler sind mächtig sauer. Warum? Das ist wortwörtlich offensichtlich: Villingen ist überschwemmt mit Plakaten für den verkaufsoffenen Sonntag in Schwenningen am 2. April. Von einem Hinweis auf den vorher stattfindenden eigenen verkaufsoffenen Sonntag jedoch fehlt im offenen Straßenraum jede Spur.

Mancher Einzelhändler traute gestern Morgen seinen Augen nicht. Und das lag nicht nur an den dicken Schneeflocken, die vom Himmel segelten – nein, das lag in erster Linie an den Aufstellern der Stadt Villingen-Schwenningen an markanten Punkten wie den Stadteingängen, vis-à-vis der Blueboxx und der Aral-Tankstelle, am Landratsamt.

Diese waren unlängst neu bespannt worden und zwar mit Werbung für den verkaufsoffenen Sonntag.

Klar, der findet ja auch am kommenden Sonntag, 26. März, in Villingen statt – möchte man meinen. Doch wer auf das Datum und den Veranstaltungsort blickt, liest stattdessen: 2. April und Muslenplatz Schwenningen. Der eigene, Villinger verkaufsoffene Sonntag eine Woche zuvor, wird also schlichtweg unter den Teppich gekehrt. Und mehr noch: In Knallpink prangt eine weitere Werbung für den verkaufsoffenen Sonntag an Laternenmasten, XXL-Plakaten oder wichtigen Verkehrsknotenpunkten in der Stadt – ebenfalls für den verkaufsoffenen Sonntag in Schwenningen, inklusive kleinem Dankesgruß an die Sponsoren, darunter auch der Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) sowie die Wirtschaft und Tourismus GmbH Villingen-Schwenningen (WTVS).

Dass an den fest installierten Banner-Haltern der Stadt Villingen-Schwenningen an markanten Plätzen und den Stadteingängen nur der Schwenninger verkaufsoffene Sonntag beworben wird, wiegt für die Einzelhändler besonders schwer.

Beispielsweise für die Unternehmerin Yvonne Würthner, die mit "Das Kleine Feine" eines der inhabergeführten Einzelgeschäfte in Villingen betreibt, das ebenfalls beim verkaufsoffenen Sonntag am 26. März mit von der Partie sein wird. "Ich finde es ein Unding mit diesen Plakaten! Kein Mensch weiß, dass am Sonntag in Villingen verkaufsoffen ist, nicht mal die Anwohner in der Stadt", ärgert sich die Inhaberin der Boutique in der Brunnenstraße und findet das vor allem eines: "Traurig!" Wertschätzung für die Einzelhändler ist für sie seitens der Stadtverwaltung nicht wirklich spürbar: "Die Stadt tut so viel gegen die letzten ordentlichen Geschäfte in der Stadt." Während auf den städtischen Werbetafeln der Schwenninger Aktionstag beworben wird, müsse sie für ihre Aktionen, den Lagerverkauf am Samstag und Sonntag, Werbung "teuer selber machen".

Ein paar Geschäftstüren weiter geht es mit Heike Brumm einer weiteren Inhaberin eines Geschäfts, der Boutique "Brumm Brumm" ganz ähnlich – auch sie wunderte sich verärgert über die Flut an Werbung für das Schwenninger Event, wo es doch der Villinger verkaufsoffene Sonntag sei, der unmittelbar vor der Türe stehe. Außer Frage steht für die Unternehmerin dennoch die Teilnahme am kommenden verkaufsoffenen Sonntag in Villingen mit ihrem Geschäft in der Brunnenstraße – bei der Werbung für die verkaufsoffenen Sonntage in beiden Stadtteilen hätte sie sich jedoch eine deutlich bessere Koordination gewünscht – "so wirkt es wie ein Schildbürgerstreich", meint Heike Brumm.

"Seit Anfang an fühle ich mich für die Stadt wie eine Zumutung, welche geduldet wird. Von einer Wertschätzung ist da nichts zu spüren" – Mike Lorenz, der das Bekleidungsgeschäft "Moos" in der Oberen Straße betreibt, wird deutlich. Schon seit längerem versucht der Unternehmer in Villingen Akzente zu setzen, doch schon bei der Genehmigung einer einfachen Modenschau stößt er offenbar an die behördlichen Grenzen der Stadtverwaltung. Nachdem er für eine solche bereits eine schriftliche und eine telefonische Absage kassiert hatte, wollte Mike Lorenz es genau wissen und schaute in der entsprechenden Satzung nach, wonach "solche Events wie Modeschauen nur zu Firmeneröffnung, Jubiläum und wenn das Event zur Belebung der Fußgängerzone beiträgt, genehmigt werden" – genau letzteres sei doch damit der Fall. Doch sein Gegenüber bei der Stadtverwaltung habe das gründlich anders beurteilt und gemeint: "Eine Modenschau trägt nicht zur Belebung der Fußgängerzone bei. Da müsste schon eine ganze Straße mit machen", außerdem habe man bei der Stadtverwaltung bezüglich solcher Events "eine klare Linie und die wollen wir auch beibehalten."

Wie in Schildbürga?

Eine klare Linie haben nun auch viele Einzelhändler im badischen Stadtbezirk – sie müssen die Werbetrommel für den Sonntag noch stärker rühren und hoffen, dass beim nächsten Mal Werbeschilder für verkaufsoffene Sonntage die Doppelstadt nicht noch einmal als kleines Schildbürga ausweisen.