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Eiskalte Geschosse im Zentralbereich. Polizei sucht Zeugen zu Vorfall bei Schwenningen.

Villingen-Schwenningen - Und plötzlich kommt eine Eisplatte geflogen. Es sind wahrlich dicke Dinger, die an Tagen wie diesen in tausende Splitter zerschollen bei den Kreisverkehren im Zentralbereich zwischen Villingen und Schwenningen auf dem Boden liegen.

Zwei bis drei Zentimeter dick, scharfkantig und ganz schön schwer sind die eiskalten Wurfgeschosse, die sich an kalten Morgenden wie diesem schon mal selbstständig machen können.

So wie am Mittwoch. Gegen 12.30 Uhr hat sich zwischen Schwenningen und Trossingen, auf der Landesstraße 433, laut Polizei vom Dach eines Sattelzugs eine Eisplatte gelöst und ist auf einen entgegenkommenden Opel Insignia gekracht. Der Sattelzugfahrer fuhr unbekümmert weiter. Der Opelfahrer hatte das Nachsehen und – zum Glück – nur einen Sachschaden in Höhe von rund 1000 Euro zu beklagen. Im Rückspiegel sah er noch, dass ihm folgende Autofahrer noch weiteren Eisplatten ausweichen mussten, die vom Fahrzeug fielen. Glück im Unglück – ein womöglich folgenschwerer Unfall blieb aus. Doch es hätte anders enden können.

Auch im Zentralbereich von Villingen-Schwenningen, wo die Frequenz von Lastwagen nicht nur wegen der dort angesiedelten Speditionen, sondern auch wegen des sonstigen Lieferverkehrs von und zur Autobahn über die Bundesstraße 523 hoch ist, häufen sich diese ganz wörtlich genommenen Fälle.

"Das ist ganz gefährlich", sagt Stephan Stitzenberger vom Polizeipräsidium in Tuttlingen. Und er spricht aus eigener Erfahrung: "Ich war bei der Verkehrspolizei und der Autobahnpolizei in Konstanz, da gab es viele ganz schwere Unfälle dieser Art."

Am Kreisverkehr zwischen Villingen und Schwenningen liegen die zerschollenen Eisplatten an diesem Morgen glücklicherweise nur stückweise am Boden. Trotzdem wird bei genauerem Hinsehen schnell klar, welche Gefahr sie bergen.

Aber wer ist eigentlich schuld, wenn die nächste Eisplatte vom Lastwagen kracht und ein Unfall passiert, hoher Sachschaden entsteht oder sogar ein Autofahrer schwer verletzt wird? "Ganz klar: der Fahrer", sagt Stitzenberger postwendend und führt aus: "Jeder Fahrzeugführer ist für sein Fahrzeug verantwortlich – er muss Sorge dafür tragen, dass alles in Ordnung ist." Geht nicht, gibt’s nicht.

Bei Eis und Schneeglätte heißt das vor der Fahrt schon mal: "Er muss hochklettern und mit einem Besen oder ähnlichem die Platten runterschieben." Viele Speditionen besitzen sogar spezielle Gestelle – der Brummifahrer lenkt sein Fahrzeug dort hinein und kann es dann mühelos von Eis und Schnee befreien.

Eine Pflicht, mit der es viele Lastwagenfahrer offenbar nicht so genau nehmen. Jeden Morgen nach eiskalter Nacht belegen das die großen Eissplitter, die sich an den Kreisverkehren im Zentralbereich von den bis zu 4,05 Meter hohen Lastwagen lösen, wenn sich die Brummifahrer dort mit ihrem Fahrzeug in die Kurve legen.

Wer das Nachsehen hat, weil eines der Geschosse sein Fahrzeug traf, muss trotzdem nicht tatenlos zusehen: Er kann den Lastwagenfahrer anzeigen.

Und wer beweist den Vorfall, wenn die Eisplatten längst zerschollen, das Auto aber noch immer verbeult ist? Gleichzeitig Geschädigter und Zeuge sein, geht das denn? "Ja, so etwas haben wir öfter", beteuert Stitzenberger und setzt hinzu: "Sie sind dann Zeuge und als solcher hat man Wahrheitspflicht."

Weitere Informationen: Die Polizei sucht Zeugen zu dem Vorfall am Mittwoch. Vor allem der Fahrer eines schwarzen Audi A6 Kombi, der ebenfalls fliegenden Eisplatten habe ausweichen müssen, ist für die Beamten von Interesse. Zeugen sollen sich dringend mit dem Polizeiposten Trossingen, Telefon 07425/3 38 66, in Verbindung setzen.