Die drei Familienzentren, zu denen die Villinger Betreuungseinrichtung St. Konrad der katholischen Kirche gehört, erhalten zusätzliche Stellen zur Koordination der Arbeit und können den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausschuss: Mit zusätzlichen Stellen können drei Tagesstätten das Konzept fortsetzen / Positive Erfahrungen

Um Bildung, Erziehung und Betreuung zusammenzuführen und die Eltern verstärkt einzubinden, haben sich drei Kindertagesstätten vor einem Jahr auf den Weg gemacht, sich zu Familienzentren zu entwickeln. Dass sie weiter in diese Richtung gehen können, hat der Jugendhilfeausschuss beschlossen und jeweils eine Stelle bewilligt.

Villingen-Schwenningen. Der städtische Kindergarten am Kopsbühl in Villingen sowie die kirchlichen Einrichtungen St. Konrad in Villingen und St. Elisabeth in Schwenningen dienen als Pilotprojekte. Mit diesem pädagogischen Konzept will die Stadt Kinder aus einer Hand fördern und Familien zur Seite stehen. Netzwerke im Stadtteil aufzubauen und so Risikosituationen, Störungen der Entwicklung und den Bedarf von Unterstützung frühzeitig wahrzunehmen und darauf zu reagieren, nennt das Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport die Ziele.

Von durchweg positiven Erfahrungen berichteten Sabine Hils, Leiterin des Familienzentrums Kopsbühl, und ihre Kollegin Tanja Dinser von St. Konrad in der Sitzung. Beide Einrichtungen hatten eine ganze Palette an Angeboten ausgearbeitet, um auch Eltern und Großeltern in den Alltag zu integrieren und so Kontakte zum Umfeld zu knüpfen und auch für Beratungen zur Verfügung zu stehen. Ob eine Mutter andere Mütter in Deutsch unterrichtet, alle Familien einen gemeinsamen Ausflug unternehmen oder Eltern eigenständig eine Tauschbörse für Kinderkleider organisieren, die Erzieherinnen zeigten sich überzeugt von den ersten Aktivitäten, die dieses Projekt mit Leben füllen. Und sie hatten Stimmen einiger Mütter und Väter zusammengetragen, die ebenso begeistert ihre Eindrücke schilderten. "Die Eltern identifizieren sich stark mit unserer Einrichtung", erklärte Sabine Hils. Dies habe mit der Ausrichtung als Familienzentrum weiter zugenommen.

Bei der Ausarbeitung des Konzepts und ersten Umsetzungen in die Praxis hat Katja Saumweber von der Heinz-und-Heide-Dürr-Stiftung, die sich der pädagogischen Weiterentwicklung von Kindergärten verschrieben hat, die Tagesstätten begleitet. Das Engagement der Stadt auf diesem Gebiet sei etwas besonderes, stellte sie fest. Sie ermutigte den Ausschuss, diesen Kurs beizubehalten und weiter die Unterstützung der Stiftung in Anspruch zu nehmen.

Dass die Mitglieder durchaus hinter diesem Modell stehen, zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussion, ebenso aber bei manchen auch die Warnung vor den steigenden Kosten durch das zusätzlich erforderliche Personal beispielsweise für die Koordination wegen der vielen beteiligten Partner. Dies könnten die Teams alleine nicht stemmen, machte sich Stefan Assfalg, Leiter des Amts für Jugend, Bildung, Integration und Sport, für diese Aufstockung stark. Ohne weitere Mitarbeiter stehe das Projekt Familienzentrum vor dem Aus. Der Befürchtung aus dem Gremium, jeder Kindergarten fordere nun den Ausbau zum Familienzentrum, trat er entgegen. Zunächst gelte es, nach der Pilotphase das Programm an diesen drei Kindergärten zu verankern. Später gehe es darum zu prüfen, in welchen Stadtteilen der Bedarf vorhanden sei.

Als sich der Jugendhilfeausschuss prinzipiell für die Einrichtung von Familienzentren ausgesprochen habe, sei doch klar gewesen, dass diese nicht ohne weitere Stellen zu haben sind, führte Bernd Lohmiller, SPD, ins Feld. "Was wir nicht in Familienzentren investieren, haben wir nachher als Kosten für Inobhutnahme und Heimunterbringung".

Diese Einrichtungen seien eigentlich Präventionszentren, die Familien stabilisieren und so spätere Unterstützung überflüssig machen könnten, setzte sich auch Pfarrer Michael Schuhmacher vehement für diese Investition ein. Das Konzept sei ein mutiger Schritt, soziale Probleme innovativ anzugehen und Eltern stark zu machen.

Mit breiter Mehrheit schloss sich der Ausschuss dem Vorschlag der Verwaltung an, die drei Stellen nach der Pilotphase nun dauerhaft einzurichten und den Weg der Familienzentren fortzusetzen.