Ein ganzer Berg Arbeit ist es, Ausländern zu helfen, sich zu integrieren. Konstanze Messner nimmt es als Integrationsbeauftragte von Villingen-Schwenningen gerne mit dieser Aufgabe auf. Foto: Kienzler

Fast jedes zweite Kindergartenkind in VS hat einen Migrationshintergrund. Integrationsbeauftragte.

Villingen-Schwenningen - "Ich habe selbst so etwas wie einen Migrationshintergrund", erzählt Konstanze Messner. Die 31-Jährige ist Integrationsbeauftragte in VS und weiß, wie sich das Fremdsein anfühlt. Umso wichtiger ist es ihr jetzt, zu einer gelungenen Integration von Ausländern beizutragen.

Konstanze Messner ist Deutsche. Aber mit ihren dichten, langen dunklen Haaren und den dunklen Augen sieht sie auf den ersten Blick eher aus wie eine Südländerin. "Vielleicht kommt mir das in diesem Beruf sogar zugute", sagt sie lächelnd und erzählt aus ihrer Kindheit.

Es war kurz vor der Wende als die damals achtjährige Konstanze mit ihren Eltern aus Ostdeutschland in den Westen kam. Als "Ossi" ist sie selbst als kleines Mädchen hier und da auf Ablehnung gestoßen. Kinder können grausam sein und geben wiederum beliebte Mobbingopfer ab. Und dann kamen da noch die häufigen Ortswechsel hinzu: Zwischen acht bis 13 Jahren zog sie dreimal mit ihrer Familie um. Dreimal musste sich Konstanze Messner schon als Kind neu integrieren, auch wenn es hier kein fremdsprachiges Land, sondern nur der andere Teil im eigenen Land gewesen ist. Sie weiß, wovon sie spricht und woran sie arbeitet, wenn sie ihrer Tätigkeit als Integrationsbeauftragte in VS nachgeht – einer Stadt, in der Menschen aus 133 verschiedenen Ländern leben.

Unterschied zwischen Stadt und Land extrem

2010 lag der Ausländeranteil bei 13,4 Prozent – so viele Villingen-Schwenninger haben einen ausländischen Pass. Die Anzahl der Bürger mit Migrationshintergrund aber ist um ein vielfaches höher: Bei 22,7 Prozent soll ihr Anteil liegen (2010), im Stadtbezirk Schwenningen bei 26,8 Prozent, in Villingen bei 23,1 Prozent. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist dabei extrem: 25,1 Prozent Migrationsanteil in den Stadtbezirken, gerade einmal sechs Prozent in den ländlichen Bezirken.

Und eine Zahl macht besonders deutlich, wie wichtig Konstanze Messners Arbeit auch in Zukunft ist: der Anteil von Kindergartenkindern mit Migrationshintergrund in den Kindergärten in VS (46,9 Prozent). In den Villinger Kindergärten kratzt dieser Anteil mit 48,4 Prozent an der 50-Prozent-Marke, in Schwenningen hat er sie mit 54 Prozent sogar schon übersprungen (zum Vergleich, ländliche Bezirke: 16,5 Prozent). All diese Kinder also haben mindestens einen Elternteil, der Ausländer ist – und all diese Familien stehen zwischen den Kulturen.

Vielen ist es auch in der neuen Heimat wichtig, ihren Kindern das Wissen um ihre frühere Heimat und die Sprache und Sitten von dort zu vermitteln. Zusammen mit dem Bemühen um Integration und den Herausforderungen, die der demographische Wandel und damit einhergehende Fachkräftemangel mit sich bringt, wird daraus ein schwieriger Spagat, auch für die Stadt VS.

Damit dieser gelingt, ist – unter anderem – Konstanze Messner da. Seit 2009 bekleidet sie das Amt der Integrationsbeauftragten. Als Sozialwirtin im Amt für Familie, Jugend und Soziales ist sie zu 50 Prozent als Integrationsbeauftragte, zu 50 Prozent mit Vormundschaften, etwa wenn Eltern ihre Kinder entzogen werden, beschäftigt.

Die große Spanne der Themen von der Geburt bis zum Tod, "von der Wiege bis zur Bahre", habe sie an der Stelle besonders gereizt, erzählt Messner. Und noch etwas: die Umsetzung des Integrationskonzeptes, das der Gemeinderat 2008 verabschiedet hat.

Ihr Alltag ist bunt, ist sie doch Ansprechpartnerin für alle Themen rund um Integration. Mal ist es ein Neuzuwanderer, der ihren Namen im Internet fand, und sich vor seiner Einreise vorbereiten möchte. Dann wieder möchte ein Verein Projektfördergelder für eine Aktion beantragen oder sucht ein Verein für arabischen Sprachunterricht nach Räumen. "Ich bin eine Art Lotse", sagt die junge Frau und macht ihn gerne, den Spagat zwischen den Nationen.

Dem Integrationskonzept widmen sich fünf Steuerungskreise, die sich verschiedener Schwerpunkte annehmen: u Ein Arbeitskreis widmet sich den Themen Bildung und Sprache, hier wurde beispielsweise das Projekt interkulturelle Elternmentoren eingebracht. u Teilhabe am Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist ein weiterer Schwerpunkt, dem man sich gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, der IHK und weiteren Einrichtungen widmet. Dabei werden beispielsweise Veranstaltungen geplant, bei der Jugendliche und Unternehmen aufeinander treffen können.

- Das Themenfeld Gesundheit und psychosoziale Lage beackert ein weiterer Arbeitskreis. Ein brisantes Thema dabei ist beispielsweise die "kultursensible Altenpflege". Sozialstationen und Einrichtungen der Altenpflege sind besonders gefordert. Viele Menschen mit Demenz beispielsweise verlieren im Alter oft Erinnerungen an die deutsche Sprache – ein großes Problem für Pflegekräfte und Co.

-  Ein weiteres wichtiges Thema ist die interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung VS, will man doch mit gutem Beispiel vorangehen, sensibilisieren und Vorurteile abbauen, um mit der hier vorherrschenden interkulturellen Vielfalt besser umgehen zu können.

-  Wohnen und Zusammenleben im Stadtteil – unter diesem Stichwort will man Stadtteilprojekte und bürgerschaftliches Engagement in den Stadtteilen unterstützen.