Junges Ehepaar vor Amtsgericht verurteilt / Haftbefehl aufgehoben

Von Florian Hahnel

VS-Schwenningen. "Drunter und Drüber" mitten in Schwenningen: Ein junges Ehepaar sorgte vor einem Jahr für etliche negative Ausrufezeichen und lieferte sich auf dem Muslenplatz eine augenfällige Auseinandersetzung. Die Gattin ließ die "Reifen quietschen" und fuhr in bedrohlicher Art auf ihren Mann zu.

Damit nicht genug – vor dem Villinger Schöffengericht wurde nun eine lange Klageschrift verlesen. Demnach nahm es das Paar mit den Gesetzen nicht mehr sehr genau und versuchte sich auch im Versicherungsbetrug sowie im Entwenden von Kraftstoff. Der Zwischenfall auf dem Muslenplatz war laut eines Zeugen "filmreif", der Mann ließ sich seinerzeit ein Eis schmecken und glaubte seinen Augen nicht mehr zu trauen. "Damals in der Fußgängerzone war ich auf ›180‹. Wir haben bis heute kaum Geld und sind in Deutschland offiziell nur geduldet. Mein Mann nahm 500 Euro aus der Haushaltskasse und ging in die Spielothek. Ja, auf dem Platz bin ich mit dem Auto auf ihn zugefahren. Nur langsam aber, ich habe immer abgebremst. Ich wollte ihn nicht überfahren", so die 27-jährige dreifache Mutter während der Hauptverhandlung. "Langsam" kann relativiert werden, eine 51-Jährige war mit Tochter und Enkeln unterwegs und schilderte im Zeugenstand ihre Sicht der Dinge: "Die Frau fuhr drei- oder viermal ums City-Rondell, brauste schließlich an uns vorbei, wir zogen die Kinder zur Seite. Der Mann stützte sich einmal auf der Motorhaube ab, meine Tochter hat dann die Polizei gerufen." Der genannte "Zeuge mit dem Speiseeis" war offensichtlich neugierig geworden und sprach den 24-jährige Gatten im Rondell an, dieser habe ihm mit "Ach, meine Frau!" geantwortet.

Die junge und in Mazedonien gegründete Familie befindet sich weiterhin in Geldnot, laut Ehemann will man nicht von Sozialleistungen leben: "Ich möchte hier bleiben und arbeiten. Seit fünf Jahren bin ich in Deutschland, einen Pass habe ich nach wie vor nicht." Die "Geschäftsfelder" des vor Gericht durchweg geständigen Paares: Das Auto betanken und angeben, leider habe man den Geldbeutel vergessen – auf diese Art verfuhr es gleich mehrfach. Einen innerstädtischen Verkehrsunfall nutzte das Paar zum versuchten Versicherungsbetrug: Der Unfallverursacher zahlte vor Ort und bar 1500 Euro, die 27-Jährige verschwieg dieses gegenüber seiner Versicherung und strengte eine normale Schadensregulierung an. Zunächst mit Erfolg, 1200 Euro wurden überwiesen.

Der 24-Jährige wurde an Händen und Füßen gefesselt aus der Haft ins Villinger Gerichtsgebäude geführt. "Unverhältnismäßig", befand der Staatsanwalt, die Frau weise deutlich mehr kriminelle Energie auf. Vor dem Schöffengericht wurde sie schließlich zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und einer 120-stündigen Arbeitsstrafe verurteilt, ihr Führerschein bleibt eingezogen. Der 24-Jährige hat eine Geldstrafe von 750 Euro zu berappen, der Haftbefehl gegen ihn ist aufgehoben.