Leben in der Innenstadt? Warum denn nicht. Das Interesse am Kauf eines historischen Hauses ist gestiegen. Foto: Eich

Immer mehr Kaufinteressenten interessieren sich für Denkmalschutz. Trotz Auflagen überwiegen Vorteile.

Villingen-Schwenningen - Die  trendige neongrüne Farbe am historischen Haus? Geht gar nicht. Gleich mal Fassadendämmung aufs Gebäude draufpacken? Geht schon zweimal nicht. In solchen Fällen kommt von der Unteren Denkmalschutzbehörde ein höflicher aber deutlicher Brief. Doch trotz mancher Einschränkung steigt das Interesse am Erwerb eines denkmalgeschützten Hauses in Villingen-Schwenningen.

"Wir haben mittlerweile recht viele Anfragen und Kaufinteressenten für Häuser in der Villinger Innenstadt, aber auch für Schwenningen." Sigrid Fiehn von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt VS vermarktet und verkauft zwar  keine Häuser, aber immerhin kann sie Interessenten für denkmalgeschützte Bauten gute Tipps geben. "Die Summe der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten kann sich im mehrstelligen Bereich bewegen", zeigt sie die Vorteile.

Diese halten sich ihrer Meinung nach die Waage oder überwiegen im Einzelfall im Vergleich  zu den Nachteilen, beispielsweise Absprachen bei baulichen Veränderungen oder der Mehraufwand bei Sanierungen. Vor allem im  Sucher von  Kaufinteressenten, darunter auch Familien mit Kindern, die gerne  mitten im Herzen  von VS wohnen möchten: Die Gassen  abseits der Hauptachsen. "Da sind die Gebäude kleiner."   

Bei knalligen Farben sehen Experten rot

Immer wieder  hört Fiehn auch Fragen nach energetischen Maßnahmen. Diese seien durchaus machbar.   So lassen sich  beispielsweise  oberste Geschossdecken meist unproblematisch  dämmen.  Eine äußere Fassadendämmung scheide dagegen in der Regel aus. "Doch bei Reihenhäusern und Restfassadenflächen, deren Mauern zwischen 60 und 80 Zentimetern dick sind, ist das auch nicht ein solch großes Problem". Zwar sind knallige Farben  an historischen Fassaden ein Tabu. Doch auch bei der Farbgebung lassen sich durchaus Kompromisse schließen,  so Fiehn.

Eine generelle Barrierefreiheit  bei historischen Gebäuden herzustellen sei schwierig, manchmal gerate man an die Grenzen des Machbaren. Aber auch bei der Barrierefreiheit gilt: Man muss es bei jedem Gebäude im Einzelnen prüfen. Wege zur Herstellung der Barrierefreiheit seien zum Beispiel der Anbau eines Aufzugs mit Anbindungen an einzelne Geschosse, oder der Bau eines Aufzugs im Inneren, sofern bereits größere Bereiche vorhanden sind, die in früheren Jahren stark verändert wurden.

Im Abt-Gaisser-Haus wurde ein Aufzug  als Anbau neben einem bestehenden Treppenhaus errichtet, es habe    geringfügige Veränderungen  im Haus geben müssen.  "Dies  wegen der Nutzung durch ältere Menschen." Auch im Falle des Haux-Areals, das immer wieder in die Schlagzeilen gerät, ist der  Einbau eines  Aufzugs nicht unmöglich. Wie berichtet, gab es einen privaten Investoren, der die oberen seit langem leerstehenden  Etagen zu barrierefreien Wohnungen umbauen  wollte.

Doch diese Pläne scheiterten daran, dass der Haupteigentümer den aus vier Gebäuden bestehenden Komplex nicht verkauft hat. Hier war vorgesehen, den Innenhof für einen Aufzugs zu nutzen, der die einzelnen Gebäude barrierefrei anbindet. Obgleich es nicht zum Verkauf des Gebäudes kam und derzeit der Stadt noch kein erweitertes Nutzungskonzept für die Gebäude vorliegt, "ist es dennoch erfreulich, dass der Eigentümer Investitionen tätigt", erläutert Fiehn.

Die Doppelstadt ist reich an Kulturdenkmalen. Insgesamt gibt es in Villingen-Schwenningen 836 Einzelkulturdenkmale, die unter Schutz stehen. Davon sind es allein in Villingen 554, in Schwenningen allerdings nur 150. Der Rest verteilt sich auf die umliegenden kleinen Stadtbezirke. Ist eine Immobilie als Einzeldenkmal geschützt, so betrifft dieser Schutz das gesamte Gebäude, außen wie innen.

Es kann aber auch sein, dass die Immobilie zwar kein Einzeldenkmal ist, aber zu einem erhaltenswerten Ensemble gehört und somit unter sogenanntem Ensembleschutz steht, welcher sich nur auf die äußere Erscheinung bezieht. Dem Ensembleschutz unterliegen in der Villinger Innenstadt 430 Gebäude.