Die Spurensicherung sicherte rund um den Fundort die Hinweise – unter anderem auch am Aufenthaltscontainer der Security. Foto: Eich

Soko: Tote wären möglich gewesen. Polizei spricht von "gewachsener rechten Szene im Schwarzwald-Baar-Kreis".

Villingen-Schwenningen - In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, um 1.15 Uhr wurde eine Handgranate in die Einfahrt der Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in der Dattenbergstraße geworfen. Wäre sie explodiert, hätte man jetzt wahrscheinlich Tote und Schwerverletzte zu beklagen.

Als gesicherte Erkenntnis teilte die Polizei am Freitag mit, dass die Handgranate mit rund 100 Gramm TNT gefüllt war. Was noch nicht klar ist, ob sie auch mit einem Zünder ausgestattet war. Und dies ist einer der entscheidenden Ermittlungsansätze, so der Staatsanwalt. Sollte die Handgranate scharf gewesen sein, also mit Zünder versehen, würde es sich um eine vorsätzliche Straftat handeln, sollte kein Zünder vorhanden gewesen sein, wäre es die Vortäuschung einer Straftat. Da die Handgranate bei der Entschärfung explodierte, muss nun erst nach Spuren eines Zünders gesucht werden. Hier steht man noch ganz am Anfang.

Eingerichtet wurde die Sonderkommission "Container", die aus 75 Ermittlern besteht, geleitet wird sie von Rolf Straub. Diese leisteten am Freitag schon umfangreiche Arbeit, so konnte man mitteilen, dass die Anwohnerbefragung so gut wie abgeschlossen sei. Kriminaltechnisch wird man vom Landeskriminalamt Stuttgart unterstützt. Straub wollte  aus ermittlungstaktischen Gründen nicht allzu viel zum Stand der Dinge sagen. Jedoch erklärte Dietmar Schönherr, Leiter der Kriminaldirektion Rottweil, dass man mit Hilfe des LKA in viele Richtung ermitteln würde. Besondere Erwähnung fand bei ihm zudem der Verfassungsschutz, mit dessen Hilfe man die rechte Szene "ausleuchtet".

Dies lässt dann doch aufhorchen, sieht man sich die Ereignisse der vergangenen Tage an: Es gab eine Razzia und in St. Georgen eine Festnahme eines führenden Funktionärs der rechten Szene, anschließend einen Protestmarsch von rund 20 Gleichgesinnten in Villingen. Doch ob der Anschlag ein wütender Vergeltungsakt war, war im Moment reine Spekulation. Jedoch sprachen die Beamten von einer "gewachsenen rechten Szene im Schwarzwald-Baar-Kreis".

Die Staatsanwalt geht von einem Anschlag mit fremdenfeindlichem Hintergrund aus. Eventuell könnte aber auch die Security Ziel des Anschlags gewesen sein.

Der stellvertretende Regierungspräsident Klemens Ficht machte sich am Freitag selbst ein Bild vor Ort. Er sprach von einer ruhigen Lage unter den Flüchtlingen. Ausgerichtet ist die Unterkunft für rund 1200 Personen, untergebracht sind derzeit 104, davon 38 Syrer, 20 Afghanen, 15 Iraker, 12 Albanier und Personen aus weiteren Nationen.

Kürzlich habe man eine Sicherheitsbegehung der Einrichtung vorgenommen. Damals sei man – unabhängig von den jetzigen Vorkommnissen – zum Entschluss gekommen, dass man eine Videoüberwachung installieren sollte, hier gäbe es aber auch rechtliche Bedenken und Hindernisse.

Einsatzleiter Ralf Thimm ergänzt: Insgesamt sei man zufrieden mit der Einrichtung, sprich: Mit der rückgängigen Belegung, gingen auch die Einsätze zurück.