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Inhaber Ramesh Adusumalli gibt Betrieb nach 28 Jahren ab / Nachfolger soll bald kommen

Und wieder endet eine Ära: Am vergangenen Wochenende hat Gastronom Ramesh Adusumalli das letzte Mal seinen Kochlöffel in der Wagnerei geschwungen. Nach 28 Jahren hört er auf. Ein Nachfolger soll aber bald gefunden werden.

VS-Schwenningen. Während der obere Stock nahezu ausgeräumt ist, tummelt sich im kleinen Speiseraum im Erdgeschoss des Café-Restaurants Wagnerei allerlei nostalgisches Geschirr. "Das sind original Schweizer Fondues", erklärt Ramesh Adusumalli und nimmt einen alten Kupfertopf in die Hand. "In den letzten Jahren haben wir sie nicht mehr benutzt, weil die Nachfrage zurückgegangen ist."

Erinnerungen an die fast 30-jährige Tätigkeit als Inhaber und Koch der Wagnerei würden besonders jetzt, beim Ausräumen des Inventars, immer wieder wach, sagt Adusumalli. "Ich merke erst jetzt, was sich angesammelt hat in all den Jahren."

Dann fällt sein Blick auf eine große Fotocollage von der Eröffnungsfeier im Dezember 1989, auf der ehemalige Mitarbeiter zu sehen sind. "Es war eine schöne Zeit", resümiert der Koch, der seine Ausbildung in einem Restaurant am Schwenninger Marktplatz absolviert hat und von der Insel Sylt kam, als er die Wagnerei an der Oberdorfstraße übernommen hatte. "Damals hatte ich versucht, mit vegetarischen Gerichten einen anderen Stil in die Küche hineinzubringen." Zunächst sei Adusumalli dafür belächelt worden, heute seien vegetarische sowie vegane Gerichte Standard, ja fast stupide, meint er. "Wir haben die Speisekarte im Laufe der Jahre immer wieder verändert und angepasst", sagt der Pächter, der viel Wert auf eine gut bürgerliche, aber gleichzeitig gehobene Küche gelegt hatte. Auch an die Molekularküche habe er sich herangewagt.

Und das hätten besonders viele Schwenninger Geschäftsleute zu schätzen gewusst, die mittags – auch mit ausländischen Geschäftspartnern – ins alte Fachwerkhaus kamen. Denn nicht nur das schmackhafte Essen, sondern auch das Ambiente mit den schmucken Holzbalken habe manch einen Gast zu einem Foto hinreißen lassen.

Dass die Wagnerei zu den ältesten Häusern in Schwenningen zählt, weiß Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft VS (wbg), die Besitzerin ist, nur zu gut. "Wir bedauern es sehr, dass Ramesh Adusumalli aufhört", sagt er. Und wie geht es weiter mit dem traditionsreichen Gebäude? Die wbg sei derzeit noch in Verhandlungen, die auf Kontinuität hinausliefen. Denn Ziel sei, eine regionale und frische Küche ohne Convenience-Produkte zu führen. "Wenn dieses Konzept zum Tragen kommt, wäre es eine schöne Sache", meint Müldner. Denn derlei Restaurants gebe es in Schwenningen viel zu wenig.

Da in der Schweiz viele deutsche Köche unterwegs seien, habe die wbg auch dort inseriert. Müldner könne sich gut vorstellen, dass ein Nachwuchskoch in der WagnereiFuß fasst und sich eine Existenz aufbaut. Doch zuvor müssten verschiedene Ämter konsultiert und die Konzessionsfähigkeit hergestellt werden. "Die ein oder andere Kleinigkeit ist noch zu tun", berichtet Müldner.

Dass ein Nachfolger schnell gefunden wird, sei auch im Interesse von Gastronom Ramesh Adusumalli. "Schwenningen blutet aus, was die regionale Küche betrifft", meint er. Und warum hört der 61-Jährige auf? "Ich habe ein gewisses Alter erreicht und möchte es ruhiger angehen."

Vielleicht werde er gelegentlich als Mietkoch arbeiten, auch das Fotografieren habe er als Hobby für sich entdeckt. Und egal, wie die Wagnerei mit ihrer traditionsreichen Geschichte künftig weitergeführt wird, möchte Adusumalli seinem Nachfolger das mit auf den Weg geben, was ihm immer wichtig gewesen sei – und was die Gäste stets gespürt haben: "Essen soll ein Erlebnis sein."