Profi-Künstler erster Klasse sind im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen zu erleben. Kim Armstrong (rechts) brilliert zusammen mit der Camerata Salzburg. Neben ihm steht Konzertmeister Gregory Ahss. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Kit Armstrong mit Camerata Salzburg im Franziskaner

VS-Villingen. Mit einem musikalischen Höhepunkt wurde der große Zyklus der Meisterkonzerte im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen eröffnet.

Symbiotisch wirkten die Camerata Salzburg mit ihrem Konzertmeister Gregory Ahss und der begnadete Pianist Kit Armstrong zusammen. Was geboten wurde, war höchste Musikkultur.

Perfektes Wechselspiel

Über 700 Besucher waren von dem pianistischen Wunderkind begeistert. Der erst 24 Jahre alte Armstrong bewies eine enorme Reife. Seine virtuosen Fähigkeiten und sein unverbogenes, natürliches Spiel mussten hinreißen. Rein solistische Passagen und die Kadenzen des Mozartkonzertes KV 459 zelebrierte er auf dem hohen Altar der Göttin Musica mit innerer Gelassenheit, ästhetischer Ausstrahlung und feinnerviger Aura. Sein freundliches Wesen drückte sich auch in seinen Führungsfähigkeiten und der besten Korrespondenz mit dem Orchester aus. Perfekt war das Wechselspiel mit den Bläsern, die mit intonaler Sauberkeit, Einfühlsamkeit und Präsenz spielten.

Die Einleitung des ersten Satzes mit seiner feinfühligen Ausstrahlung der Camerata schmeichelte den Ohren. Der sensitive, klangschöne Impetus der Streicher wurde durch den Pianisten aufgegriffen, der mit perfekten Trillern und eleganten Läufen bei straffer Metrik überzeugte.

Nahezu romantische Gefühle weckte der Mittelsatz, bei dem Leichtigkeit der Streicher und die schmelzenden Holzbläser in bester Feinabstimmung rhythmisch und dynamisch sich mit dem Klavierpart vereinten.

Jugendliche Unbeschwertheit und Mozartsche Heiterkeit des Finales machten die Interpretation zu einem wahren Krönungskonzert. Mit den Byrd-Variationen zeigte Armstrong sein nachvollziehbares Deutungsvermögen: ein klarer Cantus firmus, geziert mit farbigen Veränderungen und Umspielungen.

Ein anderer englischer Variationskünstler war Benjamin Britten. Er war so alt wie der Pianist, als sein Opus 10 entstand. Die Camerata verstand es mit seinem Impulsgeber und solistisch hervortretenden Konzertmeister Gregory Ahss, vielfältige Stimmungen, Rhythmen und dynamischen Feinheiten von Bourrée bis Wiener Walzer formvollendet wieder zu geben – straff, kompakt, homogen; von lieblich bis energisch.

Gleiches galt für Haydns Oxford-Sinfonie. Technische Perfektion, Esprit, kunstvolle Ausformung und musikantische Inspiration paarten sich im Spannungsfeld von Ernsthaftigkeit, Resignation und Lebensfreude.