Zauberhafte Szenen bot die Tanzgruppe mit Leiterin Padmini Baun. "Don Quichotte" beeindruckte das Publikum. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Wandelkonzert präsentiert "Musik des grausen Mittelalters" / Neben Profimusikern überzeugt auch die Jugend

Von Siegfried Kouba VS-Villingen. Ein über vierstündiges Erlebnis wurde das Wandelkonzert im Villinger Franziskaner mit dem Thema "Musik des grausen Mittelalters". Die Geschehnisse reichten in diese Epoche zurück, die Musik wurde später kreiert."Verachtet mir die Meister nicht" fiel einem dabei ein, denn in Zusammenarbeit von Sinfonieorchester, Musikakademie, Musikhochschule Trossingen und Kulturamt wurden Interpretationen professioneller Musiker geboten. Doch das Augenmerk verdient zunächst die Jugend, die sich im Vorkonzert profilierte. Beachtenswert war der neunjährige Sam Hildebrandt, der gekonnt mit seinem Marimbaphon im Duo mit seiner Lehrerin Juliane Neu umging. Dann waren es die herausragenden Nachwuchsgeigerinnen Michelle-Elisabeth Brosel und Isabella-Mina Raber, die bei Bachs Doppelkonzert BWV 1043 glänzten. Hervorragend dabei die akustischen Verhältnisse des Refektoriums, genutzt durch das Ensemble Natasa Dastelen.

Bundespreisträger waren die Hornisten Alexander Koßmann und Andreas Botschenin, die mit Werken von Rimsky-Korssakov oder Alan Civil begeisterten. Unglaubliche Klangvisionen eröffnete "Tromissimo" aus der Klasse von Juliane und Frank Neu, und glanzvoller Höhepunkt dürfte die Kurzform von Telemanns "Don Quichotte" unter künstlerischer Leitung von Padmini Baun gewesen sein. Das "zersägte Stück" fügte sich in das Museumskonzept ein. Die jungen Mädchen des Balletts agierten gekonnt, belebten die Szene, sprachen und tanzten elegant und vermittelten zarte Gefühle und kämpferisches Intermezzo bei packender Musik des Kammerorchesters um Joachim Ulbrich. Bestens passten Kostüme und Requisite. Andere Programmbeiträge lagen zwischen Ferdinand Donningers "Musikalische Vorstellung einer Seeschlacht" mit Barocktrompetern der Musikhochschule Trossingen um Patrick Henrichs und Jazz von Christof Mössmer, Posaune, und Joseph Kenney,Marimbaphon.

In der Sakristei hatte man Gelegenheit, Bilder des Isenheimer Altars zu betrachten. Der respektable Wandelaltar des Malers Matthias Grünewald inspirierte Paul Hindemith zu Oper und Sinfonie "Mathis der Maler". Die Aufführung des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen und der Kommentar des Dirigenten Jörg Iwer bekundeten, wie gefährlich es ist, musikalische Werke politisch zu deuten und welch fatale Folgen sich daraus ergeben können.

Das Publikum war daher gefordert, die Musik des Hanauer Komponisten in seiner komplexen Gestaltungswelt und Ausstrahlungskraft zu erfassen. In Anlehnung an die Retable-Teile waren "Engelskonzert", "Grablegung" und "Versuchung des heiligen Antonius" in plastisch (be-)greifbarer Musik zu erfahren. Hindemith hat eigene Ausdrucksformen gewählt und nichts eins zu eins übernommen, wie "Es sungen drei Engel", sondern in empfindsame Musik mit verschiedenen Motiven gekleidet. Zum innigen Trauergesang mit Streichern (con sordino), Flöten- und Oboenpassagen wurde die Grablegung geformt, wobei die Pausen wie Atemstillstand wirkten. Der große Finalsatz führte in höllische Tiefen, Peinigung und Versuchung eines heiligen Mannes, der durch "Lobe Zion den Erlöser" und Alleluja erlöst wird. Geschichte wurde eingangs mit den Ouvertüren "Die Meistersinger von Nürnberg" und "Parsifal" geschrieben, alles eindrucksvoll wieder gegeben.