Johann Bucher (von links), Dominik Bucher und Simon Meister müssen beim Transport derzeit auf Tankwagen setzen. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Bürk-Kauffmann muss vorläufig umstrukturieren / Sperrung der Rheintalbahn wirkt sich aus

Die Sperrung der Rheintalbahn zwischen Rastatt und Baden-Baden ist bis nach Schwenningen spürbar. Denn die Firma Bürk-Kauffmann muss deshalb täglich 22 Tankwagen auf die Straße schicken, um Diesel und Heizöl aus den Raffinerien in Karlsruhe und Kehl zu holen.

VS-Schwenningen. Seit 12. August ist die Bahnstrecke gesperrt und wird das nach derzeitigem Stand auch noch bis Anfang Oktober bleiben. Die Firma Bürk-Kauffmann, die Verwalterin des Esso-Tanklagers an der Neuffenstraße ist, musste deshalb ihre Logistik umstrukturieren. Während unter normalen Bedingungen wöchentlich viermal der Zug in Schwenningen einrollt und Diesel sowie Heizöl aus den Raffinerien in Karlsruhe und Kehl anliefert, müssen das derzeit Tanklaster übernehmen. Viel Zeit für die Umplanungen blieb den Verantwortlichen aber nicht, wie Seniorchef Johann Bucher verrät: "Wir hatten zwei bis drei Tage Zeit, um die Diesel-Transporte zu organisieren. Beim Heizöl war es durch die geringere Nachfrage im Sommer glücklicherweise etwas mehr." Dennoch hätten binnen kürzester Zeit erst einmal Speditionen gefunden werden müssen, "die für uns fahren konnten". Insgesamt seien das nun vier Unternehmen.

Doch nicht nur die Transportweise hat sich geändert, sondern auch die Wege. Wie Bucher erklärt, bräuchten die Lastwagen nicht den Umweg über Schwenningen machen, sondern könnten teilweise direkt zum Kunden fahren. "Für die Kunden hat sich allerdings nichts geändert und solche Umstände dürfen diese auch nicht spüren", betont Johann Bucher. Finanziell habe der Transport auf der Straße keine Nachteile für Bürk-Kauffmann. "Der Bahnverkehr ist eigentlich sogar teurer als die Straße", erklärt Bucher. Allerdings halte man bewusst am Schienenverkehr fest, um die Umwelt zu schonen. "Wir schlagen rund 160 Millionen Liter Diesel und Heizöl im Jahr um. Wenn wir alles auf der Straße befördern würden, wären dadurch 5333 Tankwagen mehr unterwegs." Außerdem würde die Belieferung durch Tanklastwagen am Standort in Schwenningen überhaupt nicht auf Dauer funktionieren, denn das Lager sei so gebaut, dass es nur über die Schiene befüllt werden könne. Auch deshalb werde derzeit nicht viel in Schwenningen umgeschlagen, sondern höchstens von den großen Tankwagen in die kleinen umgefüllt. Simon Meister, verantwortlich für den Vertrieb bei Bürk-Kauffmann, erklärt: "Die großen Tankwagen", die zwischen 30 000 und 32 000 Liter fassen, "können im Stadtbereich gar nicht alle Kunden anfahren." Deshalb würden Heizöl-Lieferungen, die etwa 4000 Liter umfassen, mit den kleinen Tankwagen (12 000 Liter) ausgefahren.

Die Schwenninger Firma beliefert unter anderem 40 eigene Gewerbetankstellen zwischen Freiburg und Ulm. "Die bekommen 60 Millionen Liter Diesel im Jahr", sagt Geschäftsführer Dominik Bucher.

Bis es für Bürk-Kauffmann wieder auf die Schiene geht, vergehen also noch ein paar Wochen. Und auch wenn Dominik Bucher die Straße als "flexibler" beschreibt, besteht kein Zweifel, dass der Schienenverkehr weiterhin rollen wird. "Der Stichtag, dass planmäßig ab 7. Oktober die Strecke wieder frei sein soll, bedeutet für uns aber nicht automatisch, dass auch wir ab diesem Tag wieder mit der Bahn beliefert werden", sagt Dominik Bucher. Er mache sich da keine Illusionen, dass die Umstellung nochmals mindestens eine Woche dauern werde. "Nur weil die Strecke wieder freigegeben ist, heißt es noch lange nicht, dass auch Züge und Lokführer zur Verfügung stehen", verdeutlicht Bucher, was er mit der teilweise fehlenden Flexibilität des Schienenverkehrs meinte. Auch sein Vater Johann Bucher unterstreicht, dass die Personallage bei der Deutschen Bahn nicht immer einfach sei und oftmals der Mangel an Zugführern auch in der Wirtschaft spürbar ist. "Den Traum, Lokführer zu werden, haben eben nicht mehr viele junge Menschen heutzutage. Da macht sich der Mangel dann eben bemerkbar."