Vor imposanter Kulisse präsentieren sich die fünf Sängerinnen des "Tiburtina Ensemble Prag" mit Leiterin Barbora Kabátova (rechts). Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtjubiläum: Geschichte musikalisch lebendig gemacht

Villingen-Schwenningen. "Zeitbrücken – von der Herkunft zur Zukunft" waren im Franziskaner-Konzerthaus angesagt. In einem Gesamtkunstwerk wurde Geschichte durch Musik lebendig. Es ging um 1200 Jahre Villingen und Schwenningen mit seinen trennenden und verbindenden Elementen.

In Helmut Berger hatte man einen Schauspieler par excellence gewonnen, der die Rhetoriktastatur facettenreich rauf und runter spielte und den perfekten Mimen abgab. Ernst, Ironie und Heiterkeit schwangen mit. Er ließ Kaiser, Mönche, Nonnen (mit ihren Bet- und Bettstätten) auftreten, beschrieb Krieg und Elend, landete bei Industrialisierung, Uhrenfabrikation und Vereinigung zu VS, auch wenn sich Schwan und Adler kritisch beäugen.

Gesangskunst auf hohem Niveau bot das "iburtina Ensemble Prag" unter Leitung von Barbora Kabátova. Stilvoll, gesangstechnisch perfekt und mit großer stimmlicher Ausstrahlung formten sie perfekt gregorianische Gesänge mit italienischem Duktus. Effektvoll waren das Entree und die Fernchöre, begleitet von sinnfälliger Illumination. A-capella-Werke oder von der "Capella de la Torre" begleitete Gesänge waren genussvoll zu hören, und die Untermalung des "Da pacem domine" durch Akkordeon war überaus gelungen.

Als Magier erwies sich Lelo Nika, der mit seinem chromatischen Knopfakkordeon ungeahnte klangliche Möglichkeiten des Instruments hervor zauberte. Mit seidenweichen Tönen bis "Orchester"-Akkordik betörte er bei den Improvisationen, wobei er teilweise hervorragende Partner hatte: den Lautenisten und den Percussionisten.

Und dann die "Capella de la Torre". Die Formation mit alten Instrumenten wie Schalmei, Pommer, Posaunen und Dulzian bot reichhaltige Musik, die von einer "Fanfare" eines Anonymus bis Johann Walthers Luther-Choral "Ein fest Burg ist unser Gott" reichte. Katharina Bäuml erwies sich als temperamentvoller Motor, der Percussionist feierte Drummerfreuden beim Passamezzo, die Organistin erfreute mit satter Registrierung, klangintensiv kam die Theorbe herüber und ein virtuoser Posaunist beglückte.

Eine gute Idee war, die heimische Jugend mit Trompete bis Euphonium ins Boot zu holen. Bei der gelungenen Prätorius-Gavotte hätte man sich nur noch ein paar Tänzer gewünscht. Zukunftsorientiert erklang das vitalisierende "Tanzen und Springen" von Hans Leo Hassler als abrundenden Schluss. Glück auf VS!