Gustav Lörcher (links vorne) und Ekkehard Hausen begleiteten die Gedenkfeier an die Atombombenabwürfe vor 72 Jahren in Hiroshima und Nagasaki mit getragener Musik. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenkfeier: Regionales Friedensbündnis erinnert an Schicksal der Menschen in Hiroshima und Nagasaki

"Vielen Menschen ist das nicht mehr im Bewusstsein" – Alexander Schleicher, Pfarrer aus Niedereschach und Mitglied des Regionalen Friedensbündnisses Villingen-Schwennimngen, war einer von rund 50 Menschen, die der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki 1945 gedachten.

VS-Villingen. Am 6. und 9. August brachten US-amerikanischen Bomben damals den Tod für rund 100 000 Menschen nach Japan, wenige Tage vor dessen Kapitulation.

Weltweit werden an den Jahrestagen bei Mahnwachen Schweigeminuten eingelegt, seit vielen Jahren auf Initiative des Friedensbündnisses VS auch hier. Am späten Sonntagabend traf man sich in der Rietstraße, entzündete Kerzen und sprach erinnernde und mahnende Worte.

Helmut Lohrer, IPPNW-Vorstandsmitglied der Organisation internationaler Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, schilderte den 3000 Grad heißen Feuerball, der vor 72 Jahren in Hiroshima alles Leben verdampfte und noch in kilometerweiten Entfernung Menschen verstrahlte. Bis heute gibt es Opfer. Christa Lörcher und Almut Meyer erzählten Biografien von Kindern und jungen Menschen aus dem Überlebenszentrum in Nagasaki, die das Grauen miterleben mussten. Auch Wolfgang Steuer und Isabell Kuchta-Papp mahnten. Obwohl Deutschland kein Atomwaffenstaat ist, lagern auch hierzulande rund 90 NATO-Bomben mit einer Sprengkraft, die zwölf Mal stärker ist als die von Hiroshima und Nagasaki. "Und sie sind innerhalb von Minuten einsetzbar", weiß Lohrer.

Es gebe trotzdem einen Grund zu feiern, sagte der Arzt. Gerade haben 122 Staaten der Vereinten Nationen in New York einen Vertrag zum Atomwaffenverbot mehrheitlich beschlossen. Herstellung, Einsatz, Besitz, Stationierung und die Drohung mit Nuklearwaffen sind danach nicht zulässig. Allerdings: die neun Atomwaffenstaaten (USA, Russland, Frankreich, Großbritannien, China, Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea) und fast alle NATO-Staa ten, "leider auch Deutschland", haben an den Verhandlungen nicht teilgenommen.

Von der endgültigen Abschaffung von Atomwaffen sei man noch ein gutes Stück entfernt. Die alljährlichen Mahnwachen gehen weiter.