Südwestmetall weist Forderung zurück

Schwarzwald-Baar-Kreis (spr). Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie werfen ihre Schatten voraus. Am Montag tagte die regionale Unternehmerkontaktgruppe des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall in Tuttlingen. Ergebnis: Die Forderung der IG Metall nach einer Entgelterhöhung von 5,5 Prozent wurde als "völlig überzogen" zurückgewiesen. Die Konjunktur habe an Fahrt verloren, die Wirtschaftsinstitute hätten ihre Prognosen gesenkt. Angesichts geringer Inflation "läuft die Forderung auf ein Reallohnplus von fast fünf Prozent hinaus", sagte Joachim Schulz (Aesculap AG), Vorsitzender des Vorstandes der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau.

Angesichts magerer Wachstumsaussichten sei die Forderung unrealistisch "und gegenüber den Beschäftigten anderer Branchen, in denen schon heute deutlich weniger verdient wird, unfair". Die Arbeitgeber machten aber auch Gemeinsamkeiten mit der Gewerkschaft aus, und zwar bei der Neuregelung der Altersteilzeit. Beide Seiten hätten ein Interesse an der Weiterführung flexibler Übergänge. Gabriel Berger, Tarifexperte des Verbandes, machte dabei deutlich, dass Südwestmetall weg wolle von einem Automatismus, bei dem auch leistungsfähige Mitarbeiter Vorruhestandsregelungen in Anspruch nehmen könnten.

"Individuell ausgestaltete betriebliche Regelungen führen praktisch immer zu guten Ergebnissen", betonte Harald Marquardt, Vorstandsmitglied der Südwestmetall Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau. Die Arbeitgebervertreter versicherten, dass man den Standort Deutschland halten und stärken wolle. Die Attraktivität hierzulande komme aber von zwei Seiten unter Druck: Einerseits seien hohe Lohnzuwächse bei der Kostenbetrachtung nicht hilfreich, andererseits werde es aber auch zunehmend schwieriger, Facharbeiter zu finden. Schon deshalb würden die Unternehmen in ganz erheblichem Umfang in Aus- und Weiterbildung investieren. Schulz nannte eine Zahl von jährlich mehr als zwei Milliarden Euro für die Betriebe der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie. Von daher sei die Gewerkschaftsforderung für eine bezuschusste Teilzeit für Weiterbildung schlicht abzulehnen.

Peter Decker (Henke-Sass, Wolf GmbH), Vorsitzender der Kontaktgruppe Tuttlingen/Konstanz-Singen, berichtete, dass eine Kurzabfrage unter den teilnehmenden zwölf Unternehmen auf eine sich verschlechternde wirtschaftliche Lage der Unternehmen "auch in der Region" hinweist. Lediglich 25 Prozent der Befragten gehen von positiverer Geschäftsentwicklung in 2015 aus, während es auch negative Erwartungen gebe, so dass im Saldo sogar mit einem Abbau von Beschäftigung gerechnet werden müsse. "Wir leben vom Export, und da machen die zahlreichen Krisen die Unternehmen sehr vorsichtig", so Decker.

Marquardt hofft trotz schwieriger Ausgangslage auf erfolgreiche Verhandlungen, "bei denen wir zu vernünftigen Lösungen kommen". Die Südwestmetall-Vertreter waren sich einig, dass es ungeachtet aller Differenzen "in den vergangenen Jahrzehnten ein erfolgreiches Miteinander" mit der IG Metall gegeben habe.