Zwei Tage lang ging es auf dem Friedengrund heiß her: rund 500 Jugger aus Deutschland, Australien, Irland und Spanien trugen die erste Weltmeisterschaft aus. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei den Jugger-Wettkämpfen im Friedengrund gewinnt Team aus Berlin / Auf Sicherheit wird viel Wert gelegt

VS-Villingen (bn). Sie nennen sich "Pompfritz", "Amazonenkinder" oder "Skull!" und sie lieben den gleichen Sport: Juggen! Im Friedengrund fand am Wochenende auf 16 Spielfeldern die erste offizielle Weltmeisterschaft statt.

63 Teams aus Deutschland, Australien, Irland und Spanien – mit Namen wie "Hobbiz", "PaderBears" und "Prink Brain" - kämpften um den Titel, den sich am Schluss "Rigor Mortis" aus Berlin vor den "Tercios Españoles" aus dem spanischen Murcia und den "Zonenkindern" aus Jena holte.

Der Ausrichter, die S. P. A. T. Jugger Villingen (Special Pompfen and Tactics) landeten auf Rang 46. Wenn die einheimischen Jugger sich auch noch nicht mit den Weltbesten messen können, so haben sie am Wochenende doch auf jeden Fall gewonnen: die Anerkennung der rund 500 weiblichen und männlichen Jugger nämlich, für eine gelungene Veranstaltung, bei der man sich auf den beiden Rasenplätzen der DJK zwei Tage lang Kämpfe lieferte.

Den noch unbedarften Zuschauer erinnern diese an die Auseinandersetzungen von Gladiatoren. So brutal ist Juggen indes längst nicht, und die Ausführenden lieben es gar nicht, wenn man ihren Sport "martialisch" nennt.

"Waffen" sind allerdings schon im Spiel: "Pompfen" nämlich, das sind zwei Meter lange, gepolsterte Stöcke und eine Kette mit Softball an ihrem Ende, mit denen es gilt, Gegner zu "schlagen". Schon eine leichte Berührung des gegnerischen T-Shirts mit einer Pompfe führt dazu, dass der Getroffene fünf bis acht Sekunden lang hinknien muss und für diese Zeit aus dem Spiel ist. Die Läufer versuchen derweil, den "Jugg" – ein unbestimmbares, weiches und ziemlich unrundes Etwas – auf das "Mal" zu platzieren.

"Verletzungen gibt es zwar hin und wieder, sind weniger schlimm als beim Fußball", weiß der Freiburger Sebastian Disch, der das Spiel 2008 in Münster zum ersten Mal sah und nach Villingen brachte. Früher habe er Sport immer gehasst, jetzt sei er ein begeisterter Jugger, sagt der 29-Jährige.

Auf Sicherheit wird bei den Spielregeln sehr viel Wert gelegt. Außerdem sind Strategie und Taktik gefragt. Auch wenn Juggen inzwischen in der Schweiz, in Dänemark, Schweden, den USA und Südamerika gespielt wird, waren die Weltmeisterschaften in diesem Jahr noch "unterbesetzt".

Sebastian Disch weiß aber, dass sich das bald ändern wird, denn nicht nur bundesweit sind Bestrebungen im Gange, dem Trendsport eine Struktur zu geben.

Auch die rund 25 Mitglieder der S. P. A. T.- Jugger Villingen schauen sich nach Organisation um. Noch sei man sich nicht einig, wie diese herbeigeführt werden soll, sagt Disch, aber die DJK Villingen habe bereits signalisiert, dass man die Jugger als eigenständige Abteilung unter die Fittiche nehmen würde.

Was sie auf die Beine stellen können, dass haben Disch und seine Spieler zwischen 13 und Mitte 40 Jahren am Wochenende bewiesen: Alle Jugger wurden mit Frühstück und Abendessen versorgt – das Mittagessen sponserte ein Caterer – und bekamen Gelegenheit in Schulturnhallen und auf dem Pfadfinder-Zeltplatz zu übernachten.

1989 brachte der proapokalyptische Kinofilm aus Australien, "Die Jugger – Kampf der Besten", bei dem sieben unterirdische Städte um die Weltherrschaft kämpfen, junge Anhänger von Live-Rollenspielen auf die Idee, diesen Kampf nachzustellen. 2002 wurde die German Jugger League gegründet, seit 2006 ist Jugger eine auch vom Deutschen Sportbund anerkannte Sportart. Die S. P. A. T. Jugger Villingen trainieren montags und donnerstags ab 18 Uhr sowie samstags ab 12 Uhr auf dem Hubenloch in Villingen.