Barockmusik mit Werken von Georg Philipp Telemann bietet das Ensemble con diletto vollendet in der Johanneskirche. Zu sehen sind (von links) Min-Wei Chen, Jochen Kiene, Izumi Fujii und Gundula Bolanz. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Johanneskirche: Sommernachtsmusiken mit dem Ensemble con diletto entführen in längst vergangene Zeit

Die Sommernachtsmusiken in der Johanneskirche haben sich etabliert. Das bewies wieder einmal das Publikumsinteresse am vergangenen Freitagabend.

VS-Villingen . Musik von Telemann und ein Gläschen Sekt zum Schluss sorgten für "Plaisier". Dieses reflektierte auch der Name des Ensemble con diletto. Zwölf "Pariser Quartette" hat der vor 250 Jahren verstorbene Georg Philipp Telemann der Nachwelt hinterlassen. Werke, die nahezu einmalig in Gestaltungsform, musikalischem Inhalt und instrumentaler Besetzung sind. Man muss sich in die Welt des Barocks hinein denken.

Während das Volk in elenden Hütten wohnte, existierten auf anderer Ebene Kirchen, Paläste und städtische Bauten in eleganter Pracht mit verlockender Architektur, pittoresker Malerei und einer grandiosen Ornamentik. Allegorische Darstellungen, Roncailles, schwebende Putten oder Heilige in schwungvollen Gewändern gehörten dazu.

Diesen Glanz wussten auch die Komponisten jener Zeit auf die musikalische Ebene zu übertragen. Einen eigenen Stempel dabei trugen Telemanns "Quadri à Violino, Flauto traversiere, Viola da Gamba o Violoncello e Fondamento" des Jahres 1730. Sieben Jahre später entstanden die "Nouveaux Quatuors en Six Suites", die sein Schöpfer stolz in Paris präsentieren konnte und die mit königlichem Privileg erschienen. Telemann erfuhr größte Bewunderung in Frankreich und Hochachtung von deutschen Kollegen.

Gundula Bolanz (Altblockflöte), Min-Wei Chen (Violine), Izumi Fujii (Violoncello) und Jochen Kiene (Cembalo) verstanden es, in differenzierter Weise die Vielfalt des "Barocco" in allen schillernden Farben einzufangen. Ihre technischen Fähigkeiten, ihr Musikverständnis und ihr Interpretationswille bestätigte die Programmauswahl: Das Concerto primo in G-Dur, das Sixième Quatuor in e-Moll und die Sonata prima in A-Dur.

Manch Satzbezeichnung schien ausgefallen, wie "Gay" (lustig, munter), "Distrait" (zerstreut) oder "Soave" (mild, zart). Alles war in gewisse italienisch-französische Nonchalance gekleidet, die nur die sonnige Seite kannte. Es gab zwar ernste Passagen, vielleicht melancholische Anklänge, aber nie einen Anflug von Traurigkeit.

Mit Gundula Bolanz war eine Kapazität in Sachen Blockflöte vertreten. Ausgefeilte Bogentechnik und gekonnten Umgang mit geigerischen Finessen bewies Min-Wei Chun.

Ein großes Talent war in der Johanneskirche mit der Cellistin Izumi Fujii zu hören, und glänzen konnte Jochen Kiene am Nachbau eines italienischen Cembalos. Frühlingshafte Frische, tänzerischer Duft, Rasanz oder royale Vornehmheit und anderes mischte sich zum Ganzen im grandiosen Akustikraum der Johanneskirche.