Sehr gut besucht ist die Versammlung der Bürger in Rietheim, die sich für die Ortsentwicklung informieren wollen. Knut Maier (rechts) zeigt die Ergebnisse auf. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsstudie: Im Dorf gibt es noch viele Baulücken und Leerstände / Bührer will nicht "wild in die Landschaft bauen"

VS-Rietheim. Vor rund zwei Jahren begannen in den Ortsteilen von Villingen-Schwenningen die Mitarbeiter der Baldauf Architekten und Stadtplaner mit der Erhebung zur Wohnflächen-Mobilisierung. Nun legte Knut Maier im proppevollen Feuerwehrsaal in Rietheim das vorläufige Ergebnis vor. Fazit: Es gäbe genügend Leerstände, Baulücken und teilbare Riesengrundstücke, wenn die jeweiligen Eigentümer bereit wären, etwas zu tun.

Eine entsprechende Fragebogenaktion brachte aber nur einen Rücklauf von rund 30 Prozent – und von diesen sind die wenigsten bereit, auf Teile ihres Grundstücks zu verzichten. Viele wollten die Grundstücke für ihre Erben behalten. Verkäufe geschähen leider meist "unter der Hand", wie Ortsvorsteherin Gudrun Furtwängler feststellen musste. Sie erlebe immer wieder, dass ältere, alleinstehende Menschen ihr Haus verkaufen, ohne dass sie etwas davon erfährt. Dabei sei die innerörtliche Entwicklung schon deshalb vorzuziehen, weil eine Einwohnerdichte von rund 45 Einwohnern je Hektar erstrebenswert sei, dies aber durch sehr viele Einfamilienhäuser bei zunehmender Alterung der Bevölkerung bis auf die Hälfte absinke. Dabei sei für eine zumindest stagnierende Bevölkerung ein Kinderanteil von mindestens sieben Prozent notwendig.

Anhand dreier ausgewählter Quartiere, die vor 50, 40 und 30 Jahren als Baugebiete eröffnet wurden, zeigte Maier auf, dass diese mittlerweile nunmehr von älteren, teils alleinstehenden Personen im teils fortgeschrittenen Alter bewohnt würden. Da es in Rietheim keine Möglichkeit gibt, eine altersgerechte, barrierefreie Seniorenwohnung zu beziehen, würden diese Häuser irgendwann verkauft. Neue Bewohner seien da, selten aber gingen die Häuser dabei an junge einheimische Familien. Es seien dicke Bretter zu bohren, stellte auch Bürgermeister Detlev Bührer fest.

Man könne auch nicht einfach das gesamte Grünland zubauen, so Maier, denn innerörtliches Grün sei durchaus wichtig. Zudem könne nicht jedes Grundstück verwendet werden, da oft eine Erschließung schwierig sei.

So gebe es im Jahre 2026 zumindest für die Hälfte der Suchenden die Möglichkeit auf ein adäquates "gebrauchtes" Haus oder eben ein Grundstück, 2031 gleiche sich diese Kurve an.

"Wenn wir jetzt ein Baugebiet eröffnen, haben wir damit in ein paar Jahren dieselbe Problematik wie zurzeit", zeigte Maier auf. "Wir wollen nicht wild in die Landschaft bauen und immer mehr Infrastruktur schaffen", räumte Bührer ein. Auf keinen Fall aber wolle er, dass die Studie in einer Schublade verschwinde. Das Ergebnis der Studie werde im Januar im Gemeinderat vorgestellt und diskutiert, danach stehe diese auf der städtischen Homepage.

Derweil bat die Ortsvorsteherin darum, dass sich Verkäufer doch zunächst an sie wenden sollten. Sie wisse immer junge um Familien aus dem Ort, die dringenden Bedarf hätten. Eine gesetzliche Möglichkeit bestünde zudem darin, dass man sich seitens der Stadt ein Vorkaufsrecht eintrage.

Fragen aus dem Publikum beantworteten die Vertreter der Stadt und Maier, wenn auch nicht immer zufriedenstellend. "Was passiert, wenn die Eigentümer nicht aktiv mitarbeiten", lautete eine der Fragen, die schwierig zu beantworten waren.