Ina Klietz, Leiterin der Seniorenresidenz am Kaiserring, hat eine Vision: Sie will Alternativen schaffen zu den Angeboten der Altenhilfe. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Ina Klietz ist jetzt in Villingen angekommen / Fasnet lieben gelernt

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. Ina Klietz ist angekommen! Die Stadt ist für die gebürtige Rheinländerin mit ausgeprägter Liebe zum Bodensee zum Zuhause geworden. Der Weg hierher war für die Leiterin der Seniorenresidenz am Villinger Kaiserring allerdings kein direkter.

Bei der Alpenland-Gruppe als Arbeitgeber ist sie jetzt aber auf den Freiraum gestoßen, den sie sich für ihre Ideen und Visionen bei der Gestaltung von Lebensraum und Rahmenbedingungen für die letzten Jahre alter Menschen wünscht. Das Konzept der Hausgemeinschaften mit größtmöglicher Alltagsnormalität bis ins hohe Alter ist ihre Vision, mit dessen Umsetzung sie am Kaiserring noch lange nicht fertig ist.

Gerade hat sie in unmittelbarer Nähe mit dem Projekt "Senioren-WG" begonnen, ein weiterer Schritt. Die im rheinländischen Velbert geborene Ina Klietz wuchs mit Eltern und Großeltern unter einem Dach auf, als Konfirmandin las sie in Altenheimen vor. Schon früh habe sie die Vision entwickelt, das Leben der Menschen im Alter zu verbessern. Nach dem Abitur und einem Praktikum in der Buchinger-Fastenklinik am Bodensee studierte sie in Bielefeld deshalb Diplom-Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialarbeit.

Trotz Einser-Diplom konnte sie mit 28 Jahren als Alleinerziehende einer kleinen Tochter angesichts der "Pädagogenschwemme" in den 1980er-Jahre ihre beruflichen Vorstellungen aber zunächst nicht umsetzen. Sie jobbte freischaffend bei einer Bildungseinrichtung und tat das so gut, dass ihr die Fachbereichsleitung für Soziales übertragen wurde. Sie entwickelte eine Bildungsmaßnahme für Alleinerziehende, die bundesweit erste mit gleichzeitiger Kinderbetreuung. "Das machte Furore in der Branche", erinnert sich die heute 56-Jährige. Trotz großen Erfolges wurden aber auch ihr, wie allen anderen, die Mittel gekürzt.

Ina Klietz begann mit Anfang 30 deshalb nebenbei noch ein Studium: Gesundheitswissenschaften, ebenfalls in Bielefeld. 1992 zog es sie an den Bodensee, ihre alte Liebe. Mit Tochter und Hund schlug sie ihre Zelte in Gaienhofen auf und heuerte im Krankenhaus Singen als Patientenberaterin an. Außerdem beteiligte sie sich am Aufbau eines geriatrischen Schwerpunktes.

1995 warb man sie ab – sie wurde Heimleiterin der Seniorenresidenz "Hirschhalde". Dort blieb sie bis 1999 und erfüllte sich dann mit einer Marketingfirma für soziale Dienstleistungen den Traum der Selbstständigkeit. Pflegeheime und deren Kostenträger aus den Landkreisen Konstanz und Schwarzwald-Baar wurden ihre Kunden. 2006 firmierte Ina Klietz um und gründete das "Institut für neue Wohnformen im Alter". Sie entwickelte das Berufsfeld der "Präsenzkraft", eine Mischung aus Pflege, Hauswirtschaft und Betreuung alter Menschen. Rund 700 Menschen hat sie darin ausgebildet.

Als im Kaiserring 2011 eine Heimleiterin gesucht wurde, konnte Ina Klietz nicht widerstehen und bewarb sich. "Ich dachte damals noch, ich könnte beides, Heimleitung und meine Schule, unter einen Hut bringen, aber das funktionierte nicht". Ihre Firma hat sie abgemeldet, sie verließ ihren geliebten Bodensee und zog nach Villingen. Hier sei sie jetzt angekommen, sagt sie und das hat nicht zuletzt auch mit der Villinger Fasnet zu tun. Im Bestreben, die Seniorenresidenz nach außen zu öffnen und deren Bewohner am Leben der Stadt teilhaben zu lassen, gründete sie mit Christa Lörcher und anderen das "Villinger Bündnis für Familie und Senioren", bot dem Theater am Turm Spielfläche und ließ die Glonki-Gilde im Kaisersaal einen Hausball feiern. Seit sie als Glonki bei deren Umzug mitlaufen durfte, sei sie "vom Virus befallen".

Die Zeit bis zur nächsten Fasnet vertreibt sich Ina Klietz mit "viel Kultur, wandern im Schwarzwald und am Bodensee, ihren beiden Enkelkindern und ihrem Vater, der demnächst aus dem Rheinland nach Villingen zieht.