Sobald der Schiedsrichter das Match frei gibt, sprinten die "Vikings" hinter die nächste Deckung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Paintball: Team "Vikings Villingen" 2015 gegründet / Sportart hat nach wie vor mit vielen Vorurteilen zu kämpfen

Zehn Männer, jeweils fünf auf einer Seite, stehen sich gespannt gegenüber, in ihren Händen halten sie dicht am Körper Luftdruckpistolen, ihre Gesichter sind hinter Ski-Brillen und Masken versteckt. Nach einem lauten "Go!" des Schiedsrichters im schwarz-weiß-gestreiften Dress stürmen sie los, verschanzen sich hinter aufblasbaren Hindernissen, robben langsam in Richtung des Gegners. Lautes Rufen und das Knattern der Luftdruckmarkierer schallen durch die Halle – kleine Farbkugeln zischen im Sekundentakt über das Spielfeld. Sie zerplatzen wahlweise an den Deckungselementen oder den Männern und hinterlassen knall-bunte Farbkleckse. Wer getroffen wird, muss das Spielfeld verlassen. Nach weniger als einer Minute ist alles vorbei: Einer der Spieler fasst sich ein Herz, sprintet in Richtung der gegnerischen Hälfte und erreicht ohne getroffen zu werden den Buzzer am Ende des 45 mal 36 Meter großen Spielfelds, er drückt ihn und der Referee signalisiert das Ende des Matchs.

2015 in die Liga gestartet

So oder so ähnlich könnte ein Paintball–Match der "Vikings Villingen" ablaufen. Patrick Bergmann, der schon seit rund sechs Jahren leidenschaftlicher Paintballer ist, hat die Paintball-Mannschaft mit einigen Freunden aus Villingen-Schwenningen und Umgebung 2015 gegründet. "Wir haben alle sporadisch Paintball gespielt, so einmal im halben Jahr. Uns hat es aber gereizt regelmäßiger zu spielen und uns mit anderen Teams zu messen", beschreibt Bergmeister die Anfänge der "Vikings". Man habe dann von der DPL, der Deutschen Paintball Liga, erfahren und sich dort als "Vikings Villingen" angemeldet.

Gestartet ist man damals in der Bezirksliga. Im darauffolgenden Jahr hat das Team dann bereits in der Landesliga mitgemischt, wo sie sich mit Teams wie den "Bad Wolfes Waldshut" oder "Toxic Fallout Basel" im 5-gegen-5-Modus messen konnten. Die Landesliga-Saison schlossen die Wikinger aus Villingen auf einem guten fünften Platz ab.

Ein aufwendiges Hobby

"Schon in der Landesliga ist das Niveau hoch und man muss viel trainieren, um ganz oben mitzumischen", meint Bergmeister. Da es im näheren Umkreis keine Paintball-Anlage gebe, müsse man große Strecken zurücklegen um überhaupt trainieren zu können, so der "Vikings"-Teamcaptain. "Der Aufwand, den wir für unser Hobby betreiben, ist immens hoch. Die nächsten Paintball-Arenen sind im Kraichgau oder in Mannheim. Rechnet man die Kosten für die regelmäßigen Fahrten zu Trainingseinheiten und den Ligaspielen zusammen, kommt man schon auf eine stolze Summe. Die Kosten für die Ausrüstung kommen dann noch oben drauf", beschreibt Bergmeister sein kostspieliges Hobby. Zur Standard-Ausrüstung gehören Ski-Brille und Maske zum Schutz des Gesichts, diverse Protektoren, Trikots in den Teamfarben und die obligatorische Luftdruckpistole, Markierer genannt. Für eine Ausrüstung könne man so gut und gerne um die 800 Euro ausgeben – je nach Budget auch deutlich mehr, meint Bergmeister.

Oftmals stößt er auf Unverständnis, wenn er erzählt für was er so viel Zeit und Geld investiert. "Leider hat Paintball immer noch ein negatives Image. Viele denken, wir würden mit echt aussehenden Waffen und in Camouflage-Klamotten durch Wälder robben und Krieg spielen", fasst Bergmeister die Vorurteile Vieler gegenüber seinem Hobby zusammen.

Dazu passe auch, dass Paintball in der Bundesrepublik nicht als Sport anerkannt wird, im Gegensatz etwa zu Frankreich oder Italien, was es Teams wie den "Vikings" unmöglich mache sich als gemeinnütziger Verein eintragen zu lassen.

Ernstzunehmender Sport

Bergmeister ist, entgegen der offiziellen Meinung, davon überzeugt, dass Paintball ein absolut ernst zu nehmender Sport ist: "Wir nehmen immer wieder gerne Neulinge mit zum Training. Die sind oft nach ein, zwei Runden komplett ausgepowert. Außerdem ist absolutes Teamwork gefragt. Einzelkämpfer können wir nicht gebrauchen." Darüber hinaus spiele die Taktik eine große Rolle. "Bei Ligaspielen bekommt man einige Wochen vor dem Match den Aufbau der Arena mitgeteilt, sprich wo welche Hindernisse stehen. Dann plant man die Grundstrategie. Bei den Spielen selbst passt man die Taktik dann an den Gegner an und versucht diesen zu überraschen. Das passiert zum Teil innerhalb weniger Sekunden", meint Bergmeister, der Paintball gerne auch mit Blitzschach vergleicht.

Die aus seiner Sicht komplizierten und zum Teil unklaren gesetzlichen Rahmenbedingungen sorgten, laut "Vikings"-Kapitän, dafür, dass Deutschland sportlich gesehen hinter Ländern wie Frankreich oder England, von den USA ganz zu schweigen, hinterherhinke. Dass die Markierer in Deutschland unter das Waffenrecht fielen, was den Erwerb der Spielgeräte erst ab 18 Jahren ermögliche, würde den Sport zusätzlich ausbremsen und eine Professionalisierung deutlich erschweren.

"Teams haben oft Schwierigkeiten, Sponsoren zu finden, die außerhalb der Szene stehen. Ihnen ist immer noch schwer zu vermitteln, dass wir einen ernst zu nehmenden Turniersport betreiben", meint der Villinger. Auch für die Betreiber von PaintballHallen und -Arenen sei die eher negative Grundstimmung ein Problem. "Oft scheitern Leute, die eine Halle oder Arena eröffnen wollen an der Lokalpolitik. Ich kenne beispielsweise einen Fall, bei dem eine Halle schon komplett fertiggestellt war und im letzten Moment der Gemeinderat aus eher fadenscheinigen Gründen die Inbetriebnahme verhinderte. Der Betreiber ist auf einem riesigen Schuldenberg sitzen geblieben", meint Bergmeister, der aufgrund solcher Vorkommnisse, Pläne selbst eine Arena in der Region zu eröffnen schon längst ad acta gelegt hat.

Vorurteile abbauen

Um Vorurteile abzubauen habe man von Seiten der aktiven Paintballspieler in den letzten Jahren viel getan. "Die Regeln der Ligen besagen ganz klar, dass die Markierer in keiner Weise an echte Waffen erinnern dürfen, und dass Militärbekleidung jeglicher Art verboten ist. Zum Teil sind sogar rote Farbkugeln verboten, weil diese nach Zerplatzen an Blut erinnern könnten." Bei Nichtbeachtung dieser Regeln werde man sofort vom Spielbetrieb ausgeschlossen, erzählt der 27-Jährige. Neben den Bemühungen von offizieller Seite Vorurteile abzubauen, versuchten auch viele Teams aktiv daran mitzuwirken den Sport einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen. Leider würden die zum Teil großen Anstrengungen durch einzelne "Spinner" immer wieder zu Nichte gemacht, was die Überzeugungsarbeit enorm erschwere, ärgert sich Bergmeister.

"Vikings" machen weiter

Trotz der vielen Vorurteile und dem zum Teil heftigen Gegenwind lassen sich die "Vikings" aber nicht davon abbringen ihrem Sport weiter nachzugehen. "Wir sind jetzt mitten in der Planung für die Sommer-Saison und unser Team bekommt ständig Zuwachs", schaut Bergmeister zuversichtlich in die Zukunft.

Auch ganz persönlich ist er weit davon entfernt den Markierer an den Nagel zu hängen. "Für mich ist Paintball mittlerweile mehr als nur ein Hobby, es ist zu einem Lebensstil geworden. Wenn ich nicht gerade auf dem Feld stehe, schaue ich Youtube-Videos, bin in diversen Internet-Foren aktiv, gehe Statistiken durch oder beschäftige mich ausgiebig mit der Markierer-Technik – manchmal sehr zum Leidwesen meiner Freundin." Auch der fast schon familiäre Zusammenhalt innerhalb der Szene trage zu einer starken Identifikation mit dem Sport bei, so Bergmeister. Auf die Frage, wie lange man den Sport betreiben könne, antwortet Bergmeister: "Der größte Teil hört mit dem Liga-Paintball erst auf, wenn sie das Geld für Kinder oder den Hausbau brauchen", das würde bei ihm aber hoffentlich noch eine ganze Weile dauern.