Hermann Fischers Vorschlag, das Spiel des größten Glockenspiels im süddeutschen Raum, als Musik in den Weihnachtsmarkt zu integrieren, stieß auf wenig Gegenliebe bei den Veranstaltern. Foto: Städtisches Museum

Glockenspiel-Vorschlag stößt auf taube Ohren. Legt Veranstalter mehr Wert auf Essen und Alkohol?

Villingen-Schwenningen - Schon der Theologe Friedrich Wilhelm Kritzinger wusste es, als er den Text zum gleichnamigen Lied geschrieben hat: Süßer die Glocken nie klingen als zur Weihnachtszeit. Dass das Glockenspiel des Villinger Münsters jedoch beim Weihnachtsmarkt unerwünscht ist, löste jetzt Befremden aus.

Unsere Berichterstattung über die auch bei den Weihnachtsmärkten 2017 fehlende Beschallung mit Musik aus den Lautsprechern trat auf unserer Facebookseite Schwarzwälder Bote Villingen-Schwenningen eine hitzige Diskussion los. Und auch der rund ums Villinger Münster vielfach engagierte Hermann Fischer hatte sich so seine Gedanken gemacht und den Weihnachtsmarktmachern bei der SMA Südwest Messe- und Ausstellungs-GmbH ein Angebot unterbreitet: Man könne doch, so Fischer, das Glockenspiel des Münsters mit einbinden und zur musikalischen Untermalung des Villinger Weihnachtsmarktes nutzen. Immerhin handele es sich um das größte Glockenspiel des süddeutschen Raumes. Und das habe einiges in petto: So erklingen vom 1. bis 24. Dezember viermal pro Tag Adventslieder – jeweils fünf Minuten nach 10, 12, 15 und 18 Uhr.

Wenn auf der Bühne des Weihnachtsmarktes für die Kinderchöre, die Musikkapellen und viele mehr Ruhe auf dem Markt angesagt ist, "so kann man diese Ruhe doch auch für das Glockenspiel erwarten", beziehungsweise um Aufmerksamkeit für dieses bitten, meinte Fischer.

Doch sein Anliegen sei auf taube Ohren gestoßen. Stattdessen lege der Veranstalter wohl mehr Wert auf Essen und Alkohol – die Messegesellschaft bedankte sich für die Anregung, sah sich aber nicht dazu in der Lage, "eine unbekannte Menge an Menschen, die sich um 12 Uhr, 15 Uhr und 18 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt aufhalten, so zu steuern, dass alle zu einer bestimmten Uhrzeit still sind". Gleichwohl nehme man jedoch bei der Planung des Bühnenprogramms Rücksicht auf die Termine der Gottesdienste im Münster.

"Es ist ein Trauerspiel"

Die Reaktion der Leser unserer Berichterstattung zu der in der Folge saftiger Gema-Gebührenerhöhungen erneut "stillen Nacht" auf den doppelstädtischen Weihnachtsmärkten waren zwiegespalten: Einige sahen im Verzicht der Messegesellschaft auf die Beschallung des Marktes genau den richtigen Schritt, den in mancher Augen unverhältnismäßig hohen Forderungen der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema, zu begegnen. Andere bedauerten den Entschluss. Mit den 30.000 Euro Zuschuss, welche die Messegesellschaft für die Ausrichtung der beiden Märkte jährlich von der Stadt erhält und damit zusätzlich zu den von den Händlern entrichteten Standgebühren einnimmt, müssten doch auch die Gebühren finanziert werden können, meinten sie.

Nicola Schurr beispielsweise, der sich wie jedes Jahr unter die Aussteller mischt, fragt sich, "wieso man keine Gema freie Weihnachtsmusik laufen lässt" und meint: "Es ist ein Trauerspiel der Messe GmbH", zumal auf deren Mannheimer Weihnachtsmarkt ja auch Musik laufe.

Anja D. war beispielsweise so verärgert darüber, dass "Tausende für Müll" ausgeben würden, etwa das umstrittene Bodenkunstwerk in der Villinger Fußgängerzone, "aber kein Geld für tolle Weihnachtsmusik" vorhanden ist. Ihre Konsequenz: "Ich sage nein, ich gehe nicht auf den Weihnachtsmarkt hier in Villingen."

Obgleich die wenigsten so drastisch reagieren, wird doch eines klar: Die Doppelstädter wünschen sich Weihnachtsmärkte mit Musik und dürften der Messegesellschaft daher ganz besonders fest die Daumen drücken, wenn sie im kommenden Jahr wie angekündigt erneut in die Verhandlungen mit der Gema tritt.

Diskussion auf Facebook verfolgen: