Die Schwenninger fühlen sich gegenüber den Villingern benachteiligt. Foto: BillionPhotos.com/Fotolia.com/Illustration: Koch/Montage: Ulm

Bündelung auf Mangin-Areal in Villingen schürt Sorgen und weckt Befindlichkeiten. Mit Kommentar

Villingen-Schwenningen - Wenn die Stadtverwaltung auf dem Mangin-Areal in Villingen gebündelt wird – was, bitteschön, bleibt dann überhaupt noch für Schwenningen? Die Pläne zur Konzentration der Stadtverwaltung wecken offenbar Befindlichkeiten.

Während für das Gros des Gemeinderates und die Verwaltungsspitze völlig klar ist, dass trotz der Konzentration der Stadtverwaltung auf dem ehemaligen Kasernenareal Mangin wichtige Anlaufstellen wie die Bürgerämter und Rathäuser für Einwohner in Villingen und Schwenningen erhalten bleiben sollen, machen sich Bürger offenbar Sorgen.

"Was soll der Quatsch? zukünftig sollen die Schwenninger nach VL auf die Ämter watscheln...", kommentiert beispielsweise ein User namens Jens E. die Berichterstattung des Schwarzwälder Boten über die Mangin-Pläne im Internet und regt im selben Atemzug augenzwinkernd gleich mal einen kostenfreien Shuttlebus für die Schwenninger an. Christine S. befürchtet, dass die Ämter in Villingen ohnehin schon geschlossen haben könnten, bis die Schwenninger nach Feierabend dort angekommen sein werden.

Die Benachteiligung der im schwäbischen Stadtbezirk lebenden Bürger ist offenbar in manchen Augen schon längst üblich: "Ich muss ja jetzt schon für ne Geburtsurkunde von Schwenningen nach Villingen fahren", beklagt sich beispielsweise ein anderer Bürger, Alex R.

Und selbst aus den Reihen der Gemeinderäte klingt dann und wann doch noch ein leiser Zweifel an der Gleichberechtigung der beiden großen Stadtbezirke mit. Etwa, wenn Bernd Hezel (CDU) auf den Fusionsvertrag aus dem Jahr 1972 von Villingen mit Schwenningen verweist. Er stimmte gegen die Pläne, 41 Millionen Euro für die Verwaltungsbündelung auf dem Villinger Mangin-Areal durchzuführen. Als Grund für seine einsame Entscheidung – Hezel stimmte als einziger dagegen – nannte Hezel, dass er die Zeit für eine solch verbindliche Aussage noch nicht für reif halte.

Obgleich ihr Fraktionssprecher Andreas Flöß, der hauptberuflich Architekt ist, mit der Machbarkeitsstudie zur Bündelung der Verwaltung auf dem Mangin-Areal betraut ist, wissen bei den Freien Wähler im Gemeinderat auch nicht alle so recht, wie sie damit umgehen sollen. Man muss sich hierzu noch sortieren, sagte Karl-Henning Lichte vergangene Woche im Gemeinderat. Schließlich habe sich die Mehrheit der Villingen-Schwenninger 2012 beim Bürgerentscheid gegen das von Oberbürgermeister Rupert Kubon sehnlich gewünschte "Zentrale Rathaus" ausgesprochen. Pikanterweise sitzen neben dem zuständigen Architekten von heute auch die zuständigen Sprecher der Bürgerinitiative von 2012, die gegen das Zentrale Rathaus mobil gemacht hat, als Gemeinderäte bei den Freien Wählern – Rudolf Nenno und Bertold Ummenhofer.

Volkes Stimme sprach im Oktober 2012 im übrigen in der Tat deutlich: Bei 42,1 Wahlbeteiligung (nötig gewesen wäre ein Quorum von 25 Prozent Wahlbeteiligung) setzen satte 79 Prozent ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel gegen das geplante zentrale Rathaus.

Ein User im Internet erinnert sich: "Die Bürger waren sich einig dies nicht zu wollen und stimmten dagegen", nun aber gebe man dem "Kind" offenbar einen anderen Namen und führe man das zentrale Rathaus eben doch noch ein. "Hauptsache unsere Stadt hat mal wieder ihre Bürger hintenherum veräppelt."

Knackpunkt für die Zentralisierungspläne von 2012 war die Tatsache, dass die Verwaltung bislang auf 13 verschiedene Gebäude verteilt ist. Ein unwirtschaftliches Unterfangen, zumal einige davon auch noch sanierungsbedürftig sind und wenig Raum für Erweiterungen oder technische Neuerungen lassen. Ein Umstand, mit dem man noch immer kämpft und der sich weder wegdiskutieren, noch auf einfachem Wege beseitigen ließ.

Sitzungssaal-Frage

Neben der Zentralisierung der Verwaltung dürften manche Schwenninger auch mit den Plänen für einen dauerhaften Sitzungssaal zu kämpfen haben. Derzeit tourt der Gemeinderat des Oberzentrums zwischen den beiden großen Stadtbezirken hin und her, tagt mal im Schwenninger Rathaus, mal in Villingen an einem der drei Sitzungsorte Münsterzentrum, Matthäus-Hummel-Saal oder Neue Tonhalle. Ein "Wanderzirkus", mit dem Oberbürgermeister Rupert Kubon künftig gerne Schluss machen möchte.

Kommentar: Grundlos

Von Cornelia Spitz

Das Kirchturmdenken treibt seltsame Blüten. Waren es bei der Fusion von Villingen und Schwenningen einst eigentlich die Villinger, welche die heftigere Gegenwehr leisteten, fühlen sich nun einige Schwenninger benachteiligt. Ja, die Bündelung der Verwaltung auf dem Villinger Mangin-Areal wird eine große Veränderung sein. Doch damit einher geht noch lange kein schleichender Verlust der Schwenninger Identität. Der Neckarstadtteil kann mehr, als nur »verwalten«. Dort wird gelebt. Und dafür, dass man das dort künftig noch schöner tun kann, wird derzeit bekanntlich die komplette Innenstadt umgekrempelt. Es gibt keinen Grund, die Standortentscheidung für das Villinger Mangin-Areal allzu kritisch zu bewerten. Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Apropos: mit den Rathäusern und Bürgerbüros hat die Stadt ja dasselbe vor. Diese sollen in beiden großen Stadtbezirken erhalten bleiben.