In der Stadt macht man sich Gedanken über die Einführung einer Brezel- oder Brötchentaste. Foto: Brandt

Im Gemeinderat am 28. Juni. Hypothese: bis zu 50 Prozent Einbußen bei Gebühreneinnahmen.

Villingen-Schwenningen - Die Einführung einer Brezeltaste für eine kostenlose Kurzparkzeit in Villingen-Schwenningen wird heiß diskutiert. Die Freien Wähler stellten einen entsprechenden Antrag – die Stadtverwaltung jedoch steht dem Anliegen ablehnend gegenüber.

Durch eine Brötchen- oder Brezeltaste würden aus Sicht der Stadtverwaltung "der Papierverbrauch und die Abnutzung von Verschleißteilen" zunehmen, ebenso sei der Wartungs- und Instandhaltungsaufwand der Parkscheinautomaten höher, die Einnahmen an den 92 Parkscheinautomaten aber um bis zu 50 Prozent geringer, so die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage für die Gemeinderäte – in einem anderen Abschnitt der Gemeinderatsunterlagen allerdings räumt die Verwaltung auch ein: Eine Bewertung "der Mindereinnahmen bei Einführung der Brötchen- beziehungsweise Brezeltaste" sei eine "reine Hypothese".

Ausführlich listet die Verwaltung Pro und Contra einer Brezeltaste auf. Während der Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) den Antrag der Freien Wähler "vollumfänglich" unterstützt und die Parkgebühren auch vielen Händlern und Kunden darüber hinaus ein Dorn im Auge sind, blickt die Verwaltung aus anderer Perspektive auf das Thema.

Sie hat sich in einer telefonischen Umfrage bei anderen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern umgehört und diese zu Vor- und Nachteilen in Sachen Brezeltaste befragt. Zudem wurden Städte im näheren Umkreis von VS befragt. Über eine Brötchentaste verfügen Stuttgart (623.738 Einwohner), Karlsruhe (307.755), Göppingen (55.781), Waiblingen (54.263) Rottweil (24.915) und Furtwangen (9250), Singen, Aalen und Ulm stellen an anderen Orten eine begrenzte Anzahl kostenloser Parkplätze zur Verfügung. Von den 27 abgefragten Städten erheben nur zwei grundsätzlich keine Parkgebühren.

Unter den Argumenten gegen die Einführung einer Brezeltaste stechen drei besonders hervor: Der Parksuchverkehr werde erhöht, da viele Kunden einen Parkplatz möglichst nahe am Zielort suchen und diesen nur kurz belegen – aus ökologischen Gründen überlege Stuttgart daher im Sinne der Luftreinhaltung sogar, die Brötchentaste wieder abzuschaffen. Der zweite gewichtige Punkt: Die kostenlose Kurzparkzeit reize zum lediglich kurzen Aufenthalt in einer Stadt an – wer schnell wieder zu seinem Auto zurück muss, verzichte auf sonst eventuell getätigte Gelegenheitskäufe. Das dritte, gewichtige Gegenargument trifft jene Kunden, die mehr Zeit in der Stadt verbringen möchten: Für sie stünden dann weniger innerstädtische Parkplätze zur Verfügung.

Positiv wiegt eine Brezeltaste vor allem für das Image einer Stadt als Einkaufsstadt – die Kundenbindung für innerstädtische Händler oder Dienstleister werde damit gestärkt. Zudem würden innerstädtische Parkplätze durch eine Brezeltaste attraktiver.

Rund 8873 Euro würde die Umrüstung der 92 Parkscheinautomaten für die Brezeltaste kosten, so die Information der Stadtverwaltung. Während diese Kosten einmalig anfallen, wären der Aufwand für Pflege und Wartung, etwa der Verbrauch von Ticketrollen und deren Wechsel, die Beseitigung von Papierstaus, aber auch die Kosten für eine konsequente Überwachung laufende Posten auf der Ausgabenseite.