Auch wenn sie keinen Namen hat: Horst Deiter und Enkel Dennis finden es super, dass ihre Brieftaube wieder da ist. Foto: Bienger Foto: Schwarzwälder-Bote

Taube gut, alles gut: Nach viereinhalb Jahren taucht Brieftaube unverhofft wieder im heimischen Schlag auf

Von Alicja Bienger

VS-Schwenningen. Da staunten Opa und Enkel nicht schlecht: Eine der von Horst Deiter gezüchteten Brieftauben saß vor einigen Tagen plötzlich auf dem Dach von dessen Taubenschlag. An sich nichts Ungewöhnliches – doch die "Heimkehrerin" war viereinhalb Jahre weg gewesen.

Im Taubenschlag von Horst Deiter geht’s zu wie – naja, im Taubenschlag eben. Es gurrt, es flattert, es brütet überall. Zielstrebig steuert Deiter eine der vielen Nistzellen an, in denen die rund 60 Brieftauben paarweise leben. Das Tier, welches er hervorholt, sticht rein optisch zwar nicht aus der geflügelten Masse heraus, dafür aber mit seiner Geschichte. Denn viereinhalb Jahre, nachdem die Brieftaube vom bayrischen Schweinfurt aus zu einem Wettbewerbsflug aufgebrochen war, kehrte sie plötzlich unverhofft zurück.

"So etwas habe ich in meinen 49 Jahren als Taubenzüchter noch nie erlebt", freut sich Horst Deiter. Zwar komme es immer wieder vor, dass die Tiere nicht von Wettbewerben zurückkehren, sei es, weil sie nicht herfinden, sich in einem fremden Taubenschlag niederlassen oder ihnen schlichtweg etwas zustößt. Doch dass eine Taube nach so langer Zeit plötzlich wieder ihren "Heimatschlag" findet, sei schon sehr ungewöhnlich, erklärt der 73-Jährige.

Was war geschehen? Am 22. Mai 2010 richtet der Brieftaubenzüchter-Regionalverband Südwest einen Wettbewerb in Schweinfurt aus. Horst Deiter und sein Enkel Dennis nehmen auch daran teil – Dennis ist damals acht Jahre alt und hat vor einiger Zeit Gefallen am Hobby des Großvaters gefunden. Er ist mit einer eineinhalbjährigen Taube am Start, die er unter Anleitung seines Großvaters selbst gezüchtet und trainiert hat. 253 Kilometer muss sie von Schweinfurt ins heimische Schwenningen bewältigen; für eine trainierte Taube in gut drei Stunden machbar.

Am Wettbewerbstag schauen Opa und Enkel am Taubenschlag in einer Schwenninger Schrebergartenanlage gespannt in den Himmel. Die Tauben trudeln schließlich ein, eine nach der anderen – doch ausgerechnet das Tier von Dennis Deiter ist nicht darunter.

Viereinhalb Jahre später züchtet der Teenager, inzwischen 13 Jahre alt, keine Brieftauben mehr. Dennoch freut auch er sich, als "seine" Taube nach so langer Zeit wieder auftaucht: "Die Tiere haben zwar keine Namen, nur Nummern – wir Züchter kennen aber trotzdem jede einzelne", erklärt Horst Deiter und zeigt auf den grünen Ring, der das Fußgelenk des Tieres umschließt. Viele Züchter bringen am anderen Fuß einen zusätzlichen Ring an, auf dem ihre Telefonnummer steht. So kann derjenige, bei dem die Taube landet, sich melden. Auch der Vogel des Rentners hatte eigentlich so einen Ring; gemeldet hat sich aber niemand.

Warum die Taube jetzt erst zurückkehrte, weiß niemand so genau. Schuld könnte das Wetter sein oder die Orientierung; auch ist es gut möglich, dass sie die ganze Zeit über gar nicht weit weg war. Wie auch immer: Horst Deiter findet es faszinierend, dass die Brieftaube wieder da ist. Da sie bereits sechs Jahre alt ist, wird sie nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen und darf jetzt in Ruhe ihren Lebensabend im heimischen Taubenschlag genießen.