Polizei und DRK sind vor Ort, als Harry F. am Bahnhof ankommt.  Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

78-Jähriger taucht nach langer Ungewissheit am Villinger Bahnhof auf. Er war offenbar in Hamburg.

Villingen-Schwenningen - Es war eine quälende Ungewissheit, die die Angehörigen 45 Stunden lang plagte: Wo ist der 78-jährige Harry F. aus Villingen? Mittwochabend wurde der Mann schließlich gesund am Villinger Bahnhof aufgegriffen – mit einer unglaublichen Geschichte im Gepäck.

Was war zunächst passiert? Der fast blinde und gesundheitlich angeschlagene Senior verließ am Dienstagmorgen seine Wohnung in der Wilstorfstraße und wurde gegen 11 Uhr im Bereich der Hammerhalde zuletzt gesehen. Eine groß angelegte Suchaktion am gleichen Tag, die gegen 17 Uhr gestartet wurde, blieb ohne Erfolg. Hierbei waren sowohl ein Polizeihubschrauber, als auch zahlreiche Rettungshundestaffeln aus der gesamten Region beteiligt. Um 1 Uhr nachts brach man die Suche erfolglos ab.Allerdings hatte man eine Spur: So nahmen Mantrailer die Fährte des Vermissten bis zum Bahnhof in Villingen auf. An Gleis 2 und 3 verliert sich die Spur. Was hat dies zu bedeuten?

Am nächsten Tag startet die Polizei schließlich eine Öffentlichkeitsfahndung: Nach Harry F. wird mit Bild gesucht. Dabei äußerten die Beamten auch die Vermutung, dass der Gesuchte möglicherweise mit Bus oder Bahn in Richtung Norden unterwegs sein könnte. Doch die Suche konzentrierte sich am Mittwochabend doch wieder auf ein völlig anderes Gebiet: Unterkirnach. Dort wollen Zeugen den Mann gesehen haben. Um 18 Uhr startete schließlich der zweite Anlauf, den 78-jährigen Rentner zu finden. Die Einsatzleitung von DRK und Malteser koordiniert vom dortigen Rathaus aus erneut eine Suchaktion. Mantrailer schwirren aus, hoffen auf eine Spur. Wieder sind Rettungshundestaffeln aus der gesamten Region an der Maßnahme beteiligt. Sie fahren einen Parkplatz am Ortsrand an, warten dort auf weitere Anweisungen.

Doch es kam alles anders: Um 20.10 Uhr wird über Funk die erlösende Nachricht verbreitet: Der Vermisste ist gefunden worden – er ist wohlauf! Ortswechsel. Am Villinger Bahnhof liegen sich Harry F. und seine Tochter in den Armen. Es ist 20.08 Uhr an diesem sonnigen Mittwochabend, als der Rentner plötzlich auf Gleis 1 steht. Zuvor hatte eine Schaffnerin vom Zug aus die Angehörigen angerufen und gesagt, der Gesuchte befinde sich im Zug auf dem Weg nach Villingen. "Ich dachte zunächst an einen Scherz", erklärt die Tochter völlig aufgelöst gegenüber unserer Zeitung.

Doch es ist die Wahrheit: Wackelig auf den Beinen, aber gesund begrüßt der Mann seine Angehörigen, die 45 Stunden in Angst und Bange waren. Er wird vom DRK untersucht. Das nimmt ihn sicherheitshalber zur Untersuchung mit ins Klinikum. Erleichterung auch bei der Polizei, die ebenfalls vor Ort ist. Doch wo war der Senior? Offenbar in Hamburg! "Er hat uns auch eine Hotelrechnung gezeigt", so die Tochter. Was genau passiert ist, wisse man noch nicht – offenbar hat die Spur des Suchhundes aber Recht gehabt und der Mann stieg in einen Zug in den Norden. Wichtig ist jetzt allerdings nur: Harry F. ist gesund und wieder daheim.