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Geschäftsidee kommt bestens an: Sie macht den Kleiderschrank-Check

Welche Frau kennt das nicht? Man steht vor einem vollen Kleiderschrank und hat nichts anzuziehen. Genau diese Situation brachte Ute Müller vor zwei Jahren auf ihre Geschäftsidee, mit der sie inzwischen in der ganzen Region unterwegs ist: der Kleiderschrank-Check.

Villingen-Schwenningen. "Ich habe den schönsten Beruf der Welt – ich darf Frauen glücklich machen", sagt sie und strahlt. Ihr Weg dorthin begann vor fast 30 Jahren mit einer Lehre zur Einzelhandelskauffrau in einem Trossinger Modehaus.

Die heute 45-Jährige erwies sich als Naturtalent, durfte nach abgeschlossener Ausbildung gleich Filialen in Tuttlingen und Villingen (das frühere "Step in" in der Rietstraße) übernehmen, wurde mit gerade 24 Jahren Bezirksleiterin und war zehn Jahre lang Assistentin der Geschäftsleitung.

Nach einer Familienpause – ihre Töchter sind 20 und zehn Jahre alt – kehrte sie zu ihrem Arbeitgeber zurück – stundenweise. Jetzt blieb Zeit für eine Idee, auf die sie, wie sie sagt, ihre Kundinnen brachten.

Mode- und Stilberatungen waren von Anfang an ihre Leidenschaft, viele Damen suchten ihren Rat, wenn es um das passende Outfit ging. Also bot sie Hausbesuche an mit einem Blick in den Kleiderschrank. Das kam an!

Belustigt erinnert sich Ute Müller an die Gewerbeanmeldung. "Der Beamte hat zunächst keine passende Branche für das gefunden, was ich machen wollte". "Das es so etwas gibt" – auch diese Reaktion ist ihr nicht fremd, und sie freut sich immer wieder darauf zu beweisen, wie viel Spaß ihre Arbeit macht.

Mit ihrer offenen und herzlichen Art und einer Kleiderstange im Gepäck zieht Ute Müller für drei Stunden ein, durchforstet den Kleiderschrank, sortiert und ordnet. Es finden sich treue und jahrelange Begleiter darin, die zu klein oder zu groß geworden, aber Lieblingsstücke mit Geschichte sind. "Die dürfen in der Kuriositätenecke bleiben", da ist Ute Müller großzügig.

Marlene-Hose ist wieder aktuell

Freilich tritt dabei so manches Stück seinen Weg in die Kleiderkammern an. Aber es werden auch "Schätzchen" entdeckt. Die weite Marlene-Hose von vor zehn Jahren ist wieder topaktuell. Der lange Rock wird einfach gekürzt. Das elegante Oberteil ganz hinten in der Ecke, das zu keiner Gelegenheit geeignet schien, passt doch auch toll zu Jeans. "Ein gut sortierter Kleiderschrank spart Zeit und Geld und ist die einzige Möglichkeit, alles zu tragen was man besitzt, weil man es gleich findet", sagt Ute Müller.

Ute Müller liebt Mode, aber sie muss bequem sein, nirgendwo einengen – und "auch ohne Korsage die Problemzonen wegschummeln". Einem Modediktat mag sie sich dabei nicht unterwerfen. Zu Hause in Trossingen – sie hat auch fünf Jahre lang in Unterkirnach gelebt – ist sie als Kirchengemeinderätin aktiv und setzt sich im Freundeskreis "Uganda" ein für eine Krankenstation dort.

Sonntags trifft man Ute Müller in der Kirche, "ich liebe es zu singen". Gläubig zu sein wie sie, von den Großeltern geprägt, habe nichts mit dem Aussehen zu tun, sagt sie ungefragt. Denn sie erlebt es immer wieder, das Erstaunen der anderen, wenn sie mit knallroten Lippen und Nägeln, modisch gefärbten Haaren und schwarzem Lederrock von ihren kirchlichen Tätigkeiten erzählt.

Am Ende ihres Kleiderschrank-Checks werden noch Fotos von den schönsten Kombinationen geschossen, die fortan als persönliches "Stilbuch" auf dem Nachttisch liegen. "Manchmal kann man Glück nicht nur spüren, sondern auch sehen", sagt Ute Müller.