Mit neuem Label wollen Unternehmen der Region Fachkräfte gewinnen / Acht haben Auditierung bestanden

Von Felicitas Schück

Schwarz wald-Baar-Heuberg. "Der Arbeitsmarkt ist im Umbruch", so IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez. Während es früher ein Arbeitgebermarkt gewesen sei, so drehe er sich mehr und mehr zu einem Arbeitnehmermarkt. Um dem Mangel an Fachkräften zu begegnen und neue Fachkräfte zu gewinnen, wurde unter Federführung der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg das bislang einmalige Siegel "Attraktiver Arbeitgeber" ins Leben gerufen.

Unter der Führung von IHK-Projektleiter Hugo Frey erarbeiten 60 Unternehmen Qualitätsmerkmale. Von 15 000 Fachkräften, die im Jahr 2020 in der Region fehlen, sind nach Schätzung von Albiez 14 000 Facharbeiter. "Das Selbstbewusstsein der jungen Leute steigt", erklärte der Hauptgeschäftsführer. Es gelte, die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Ein Gesamtpaket, beispielsweise mit Unternehmens- und Führungskultur, Kompetenzentwicklung Sozialleistungen und Qualifizierung sowie Möglichkeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren, sei zu schnüren. Und das in einer Region mit 50 Prozent mittelständischen Unternehmen.

Unternehmen, die das Siegel erhalten wollten, mussten sich einer Mitarbeiterbefragung zu den einzelnen Bereichen unterziehen.

Acht haben die Auditierung bestanden und erhielten jetzt das Siegel, immerhin fünf sind durchgefallen. Das ist für Markus Mauch, Geschäftsführer der Firma Kurt Meder GmbH, in Schwenningen, die zertifiziert wurde, ein Zeichen, dass das Siegel wirklich ein Qualitätssiegel und nicht etwa mit Geld zu kaufen sei. Ungefähr 3000 Euro mussten die Unternehmen dennoch für die Zertifizierung aufwenden. "Das Siegel ist absolut authentisch, die Bankbranche ist im starken Umbruch wegen der Digitalisierung", sagte Christine Mathieu von der Personalleitung der Volksbank Rottweil.

Bei den Qualitätsmerkmalen ging es, so Hugo Frey, vor allem darum, "Qualität messbar zu machen". Wobei sich die Mitarbeiterbefragung als das Wichtigste herauskristallisiert habe. "Wahre Schönheit kommt von innen", stellte er fest.

Die acht zertifizierten Firmen (sieben waren anwesend) mussten insgesamt sechs Bewertungsfelder im positiven Bereich haben, um das Zertifikat in Bronze zu bekommen. Für Silber müssen 75, für Gold 85 Prozent erfüllt sein (die jetzt zertifizierten Unternehmen erhielten alle nur Bronze). Im Zeitraum von zwei Jahren wird das Siegel überprüft.

"Ich hatte Tränen in den Augen, als ich gesehen habe, wie die Mitarbeiter uns bewertet haben", berichtete Fritz Habel (Habel GmbH & Co KG) Rietheim-Weilheim, der von einem "ganz heißen Thema" sprach. Früher, so Habel, hätten die Mitarbeiter dem in der IT-Branche tätigen Unternehmen "die Türen eingerannt". Jetzt hat die Firma Habel immerhin schon einen neuen Mitarbeiter aus Trichtingen bei Sulz mit dem Siegel an Land ziehen können.

"Als typischer Mittelständler denkt man, man ist der Beste", erzählte Robert Jäger, Geschäftsführer der Firma Ketterer Söhne GmbH & Co KG in Furtwangen, die mit zu den ersten gehört, die zertifiziert wurden. "Ich bin froh, dass wir das gemacht haben", sagte Achim Scheerer, Geschäftsführer der Scheerer Logistik GmbH & Co KG, Aichhalden." Unser Unternehmen ist offen und transparent, aber wir müssen ein paar Dinge verbessern, zum Beispiel im Kommunikationsbereich. "Das Projekt ist genau das richtige, um zu zeigen: Wo stehen wir heute", erklärte Kalus Michelfelder, Geschäftsführer der Michelfelder Holding & Service GmBH, Fluorn-Winzeln. Es gelte, Mitarbeiter zu binden und Mitarbeiter zu gewinnen.

Tobias Haas, Personalleiter der Volksbank Schwarzwald-Neckar, hält das Zertifikat für den richtigen Schritt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Außerdem wurde die Firma Macs Software GmbH in Zimmern ob Rottweil zertifiziert. Momentan befinden sich 20 weitere Unternehmen im Auditierungsverfahren, sieben seien dem Zertifikat schon recht nahe.