Interview mit Jan Christoph Uhl, Inhaber der "Expressguthalle" in Schwenningen

Villingen-Schwenningen. Wer bereits in der Expressguthalle in Schwenningen war, ist ihm bestimmt schon einmal begegnet: Jan Christoph Uhl, 35, ist Inhaber des Ladens, in dem sich regelmäßig die Jugend der Stadt trifft. Wir haben mit ihm über Partys, Studenten und Sperrzeiten gesprochen.

Herr Uhl, eine häufige Veranstaltung in der Expressguthalle trägt den wenig urbanen Namen "Dorfdisko". Wie gut kann man in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds eigentlich Party machen?

Zunächst einmal: Mit über 80 000 Einwohnern ist VS keine Kleinstadt, sondern durchaus mit Städten wie Konstanz vergleichbar. Im Vergleich dazu sind wir hier unterbelegt, was Feiermöglichkeiten angeht. Es gibt über 6000 Studenten in der Stadt, von denen viele an den Wochenenden nach Hause fahren, eben weil das Angebot nicht dem entspricht, was möglich wäre.

Dennoch kann man hier durchaus weggehen, beispielsweise in der Expressguthalle. Diese ist besonders beliebt bei jungen Leuten, fast jeden Abend ist hier etwas los. Was ist Ihr Geheimnis?

Wir versuchen immer, nicht im allgemeinen Geschäft mitzuschwimmen, sondern ein Alternativprogramm zu den Großraum-Diskotheken im Umkreis zu bieten. Konkret heißt das, dass wir unsere DJs und die Party-Themen entsprechend auswählen. Wir haben häufig Motto-Partys, etwa Schlager, "Deine Mudda", Bad-Taste – besonders Letztere sind immer sehr gut besucht, die Leute haben Spaß und sind sehr kreativ. Darüber hinaus versuchen wir immer, hochkarätige DJs zu bekommen, zum Beispiel war vor zwei Wochen DJ 5. Ton von den Massiven Tönen zu Gast, oder DJ Friction vom Freundeskreis. Und: Unser Klientel ist authentisch. Wir sind keine "Prolos", zu uns kommt der ganz normale Durchschnitts-Bürger, der auch am Wochenende nicht vorgibt, etwas anderes zu sein, als er unter der Woche darstellt.

Was bieten Sie im Besonderen den vielen Studenten, die es in VS gibt?

Früher haben wir gemeinsam mit Studenten Partys organisiert, doch als die Auflagen von der Stadt strenger wurden, gingen die Besucherzahlen zurück, so dass die Partys sich schließlich wegrationalisiert haben. Dadurch, dass die Sperrzeiten in Städten wie Rottweil und Donaueschingen liberaler gestaltet sind und man auch unter der Woche bis 5 Uhr morgens feiern kann, haben wir nicht die Möglichkeit, der auswärtigen Konkurrenz entgegen zu treten. Bei den Studentenpartys unter der Woche ist nach wie vor immer noch um 1 Uhr Feierabend. Das war irgendwann nicht mehr rentabel.

Seit Mai dieses Jahres sitzen Sie für die AfD im Gemeinderat. Was könnte die Stadt aus Ihrer Sicht tun, um Villingen-Schwenningen attraktiver für junge Menschen zu machen?

Eine Liberalisierung der Sperrzeiten wäre sehr wichtig, speziell für Diskotheken. Aus Erfahrung weiß ich, dass Konflikte wie Schlägereien eher durch ein frühes Partyende entstehen, als wenn alle nach der Feier zufrieden heimgehen. Die Leute langweilen sich, wenn sie plötzlich auf der Straße stehen und werden übermütig. Zudem müsste man – auch im Hinblick auf das geplante Jugendkulturzentrum – zumindest eine Nachtbuslinie an den Wochenenden einrichten, so dass die Verbindung zwischen den Stadtbezirken sich verbessert.

u Die Fragen stellte Alicja Bienger.