Annett Kuhr mit ihrem unerwarteten Gast im Konzert "Von einfachen Dingen...". An manchen Stellen stahl ihr der bayrische Liedermacher Georg Spindler am Freitagabend in Härings Kulturcafé die Show. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Härings Kulturcafé: Bayrischer Liedermacher Georg Spindler tritt bei Annett Kuhr auf

VS-Schwenningen. Schon einmal trat die Rottweiler Liedermacherin Annett Kuhr in Härings Kulturcafé auf und hatte dort mit ihrer markanten Stimme und den typisch melancholisch-poetischen Liedtexten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Dass Besucher am Freitagabend diesmal bei einem weiteren Konzert Kuhrs dichtgedrängt sitzen werden, war deshalb abzusehen. Sogar aus Rottweil waren Fans angereist, um die Liedermacherin zu hören. Völlig überraschend war hingegen, dass Kuhr einen musikalischen Freund mitbringen würde, der dem Abend noch eine zweite, völlig andere Nuance geben würde: Georg Spindler. Kenngelernt haben sich beide bei einem Seminar des inzwischen verstorbenen Liedermachers Christof Stählin.

Während Annett Kuhr mit sehr poetischen Bildern die Welt eher leise beschreibt, das scheinbar Kleine, Unscheinbare groß macht, oft Übersehenem mit ihrer tiefen, warmen Stimme und dem hervorragenden Gitarrenspiel Beachtung schenkt, bietet Georg Spindler einen ganz anderen Blick auf die Welt: Seine Kunst ist eher bayrisch deftig. An so mancher Stelle ähnelt sein Witz dem von Gerhard Polt oder Lisa Fitz. So beschreibt er beispielsweise im Lied "Der dicke Bua" einen Jungen, welcher von seinen, um seine Gesundheit besorgten übergewichtigen Eltern eher gemästet, denn vernünftig ernährt wird. Und natürlich gibt’s nach dem Essen mit dem Papa noch mit Süßigkeiten "Fernsehschaun beim Kaun".

Annett Kuhr hingegen wendet sich beschaulichen Inhalten zu, besingt einen Gang durchs Moor, in dem die Wege vorgezeichnet sind, lässt sich lyrisch durch ein Bahnhofsgeschehen treiben oder schreibt einen fiktiven Brief mit vielen Fragen an die Menschen, welche in 100 Jahren leben werden.

Abwechselnd traten Kuhr und Spindler auf die kleine Bühne des Kulturcafés. Besonders interessant wurde es bei den wenigen gemeinsamen Auftritten, in denen Kuhr und Spindler ihre unterschiedlichen musikalischen Welten vereinten. Sowohl Kuhr als auch Spindler vermochten hervorragend den jeweils anderen mit dem Gitarrenspiel zu unterstützen.

Im jeweiligen Solo erscheinen die Künstler jedoch authentischer: die meist mit liebevollem Blick umschreibende Liedermacherin Kuhr beispielsweise noch mit dem Lied "Der Sommer ist vorüber" und der satirisch bis sarkastische Spindler beispielsweise im Song "Kommunalpolitisches Schwergewicht", dessen Titel schon viel vom Inhalt erahnen lässt.

Die Zuhörer zeigten sich durch die Doppelbesetzung des Kuhr-Solokonzerts "Von einfachen Dingen..." begeistert.

An machen Stellen stahl der unerwartete Gast, der wie er es selbst beschreibt "Bayer mit schwäbischem Migrationshintergrund" sei, der Künstlerin Dank seines Wortwitzes und der ungewöhnlichen akustischen Bassgitarre auch etwas die Show.