Ob sie wollten oder nicht, viele Leute bekamen die LBZ samt Überweisungsformular für die DLHV in den Briefkasten gesteckt. Foto: Eich

"Freie Stimme des Deutschen Volkes" sucht Gehör: Bürger bekommen ungewollt "Leserbriefzeitung" in Briefkasten gesteckt.

Villingen-Schwenningen - Das neue "Heftchen", wenn man die Ansammlung loser Blätter so nennen mag, nennt sich ganz harmlos "LBZ". "Leserbriefzeitung" soll das heißen. Doch was sich hinter dem Medium aus Villingen-Schwenningen verbirgt, wird auf den zweiten Blick deutlich: ein Forum für rechtsgerichtete Meinungen.

Der Herausgeber der LBZ ist Arno Werner in Schwenningen und damit kein Unbekannter: Schon 2011 war er mit so einer Leserbriefzeitung, die seit Mitte der 90er Jahre existieren soll, aktiv.

Die Initiative bnr.de – "blick nach rechts" unter der Schirmherrschaft der SPD-Politikerin Ute Vogt – hatte seine Publikationen schon damals im Visier. Der Informationsdienst bnr hat es sich zum Ziel gemacht, den Rechtsextremismus aktiv zu bekämpfen und dabei nicht nur Werner, sondern auch den Gemeinderat der Deutschen Liga für Volk und Heimat in Villingen-Schwenningen, Jürgen Schützinger, mehrfach im Visier. Letztgenannter mischt offenbar auch im Umfeld der "Ersten" LBZ wieder mit. Dem Probeheftchen, das potenziellen Neulesern samt eines Überweisungsvordrucks für den Mindestbeitrag von zehn Euro für drei LBZ-Ausgaben ungefragt ins Haus flatterte, liegt ein kleiner Flyer über "patriotische Bürgerstammtische" in Süddeutschland bei – samt Nennung von Schützingers Telefonnummer. Die Liste lässt Beobachter der Nazi-Szene aufhorchen: An zwölf Orten gibt es solche Stammtische bereits.

Und nun sind die Patrioten um Schützinger und Werner offenbar auf Abonnenten-Fang. Probeexemplare samt eines Dossiers über die angebliche Gleichschaltung der Presse und staatlich kontrollierte Meinungsäußerungen wurden verschickt. Was in den Meinungsspalten und Leserbrief-Foren der Tageszeitungen an "freien Stimmen des deutschen Volkes" nicht unterkommt, will die "neue" LBZ künftig drucken. Die für die aktuelle Ausgabe ausgewählten Beiträge zeigen, in welche Richtung das geht: So finden sich unter den Autoren beispielsweise Wolfgang Frenz, der Heilpraktiker aus Solingen, der 2002 das NPD-Verbot zum Scheitern brachte, oder Gerda Wittuhn, deren Name immer wieder im Zusammenhang mit der ehemaligen "Schill-Partei", der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, fällt.

Woher die DLHV, die als Adressat auf dem Überweisungsvordruck genannt ist, ihre Adressen bezieht, ist übrigens fraglich: Selbst Angehörige der Grünen rutschten völlig ungefragt in den Verteiler und ärgern sich über die rechtsgerichtete Werbung in ihrem Briefkasten.