Müll im Wald und auf der Wiese: Nicht nur zum Ärger von Spaziergängern landet immer mehr Abfall draußen.   Foto: dpa

Spaziergänger beobachten wildes Entsorgen von Abfällen. Problem verschlimmert sich.

Villingen-Schwenningen - Das Ehepaar aus VS genießt die Sonnenstrahlen und den Blick auf den Schwarzwald. Doch, was sie auf einem Spazierweg beobachten, gefällt ihnen gar nicht. Da wirft doch einer gerade einen vollen Müllsack in den Wald. Der Ruf "Was machen Sie denn da?" verstummt schnell. Fassungslos stehen die Rentner da: "Der hat uns Schläge angedroht."

"Es gibt nichts, das es nicht gibt, was die Leute in die Landschaft pfeffern", berichten die beiden im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Von alten WC-Deckeln über scharfkantige lädierte Plastikflaschen bis hin zu alten Kanistern lande somit alles im Wald und auf der doppelstädtischen Heide, zeigen sich die Spaziergänger entsetzt. Regelmäßig sind sie auf den Wegen vor allem im Norden der Stadt unterwegs und stoßen immer wieder auf Müll, den Leute irgendwo im Grünen abladen.

Bauschutt landet in Botanik

Müll an allen Ecken und Enden der Stadt: Ist das eher eine subjektive Empfindung von Naturliebhabern oder sieht man das in der Stadtverwaltung auch so? Dort ist die Einschätzung ähnlich: "Wir beobachten einen Anstieg dieses Müllaufkommens in den letzten Jahren", bestätigt Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt und setzt in punkto wilder Entsorgung noch eines drauf: "Teilweise wird sogar anhängerweise Bauschutt im Wald oder an den Waldrändern entsorgt", erzählt sie, und zwar an jenen Orten , wohin man schnell mit dem Auto fahren und dennoch unbeobachtet seinen Dreck abladen könne.

Für Roland Brauner, stellvertretender Leiter des Forstamtes, hat das illegale Beseitigen des Mülls auch finanzielle Folgen. Brauner kann an den Zahlen ablesen, wie sich diese Form der "Wilderei" auf den Haushalt ausgewirkt hat: Die Kosten für die Entsorgung haben sich im Vergleich zu den Vorjahren nahezu verdoppelt und liegen nun bei rund 20.000 Euro. Das Forstamt ist für die Müllbeseitigung an den Außenrändern und im kommunalen Wald zuständig, für den übrigen Bereich und die Innenstadt dagegen ist es das Ordnungsamt. Brauner bekräftigt: Nicht nur die Menge des Mülls habe zugenommen, sondern auch die Art des Abfalls. Mittlerweile lande eigentlich alles in der Landschaft, Kloschüsseln. Waschbecken oder Bauschutt.

Brunner kann nur darüber spekulieren, warum die wilden Müllentsorger gerade in der Vorfrühlingszeit verstärkt auftauen: Im April startet die "Aktion Saubere Landschaft" und dann "kommen ja viele Ehrenamtliche im Rahmen der Aktion und räumen alles wieder weg", vermutet sie.

Adressen im Abfall

Auf frischer Tat ertappt werden die Müllsünder zwar nicht, so Brunners Fazit. Doch manche sind sich so sicher in ihrer Sache, dass sie leichtsinnig werden. Davon können auch die beiden Spaziergänger einiges erzählen. "Manchmal stößt man beim näheren Hinsehen sogar noch auf Namen und Adressen", berichten die beiden. Schön wär’s, zumindest, was die Erfolgsbilanz beim Polizeirevier anbelangte. Auch Thomas Barth, Leiter des Polizeireviers Villingen, berichtet, dass sich die (zwar geringe) Zahl an Anzeigen von 2015 auf 2016 mahezu verdoppelt habe. Meistens, beobachtet er, finden sich nur selten Hinweise auf die Verursacher, ob nun der Kinderwagen, der 120-Liter-Müllsack oder der sperrige Gartenstuhl im Grünen liege. Leichter sei es dagegen, bilanziert er, den Eigentümer eines verlassenen Fahrzeuges aufzuspüren. Immer wieder komme es vor, das alte Autos einfach abgestellt werden und vor sich hingammeln, was durchaus eine Gefahr für Umwelt und vor allem das Grundwasser darstelle.