Großer Andrang bei den gesunden Gemüse-, Obstcocktails: Oekotrophologin Katharina Pfundstein kam mit deren Erzeugung im Spezialmixer kaum nach. Foto: Trenkle Foto: Schwarzwälder-Bote

Thema Darmkrebs: Mehr als 200 Besucher im Schwarzwald-Baar Klinikum informieren sich über Vorsorge und Vorbeugung

Von Wolfgang Trenkle

Schwarzwald-Baar-Kreis. Mit einem solchen Andrang hatten die Organisatoren um Professor Norbert Runkel am Schwarzwald-Baar Klinikum nicht gerechnet.

Vielleicht 60 oder 70 Personen zur diesjährigen öffentlichen Infoveranstaltung zum Thema Darmkrebs? Tatsächlich fanden sich am Montagabend mit Themenschwerpunkt "Sport und Ernährung" mehr als 200 Interessierte im Baden-Württemberg-Saal des Klinikums ein. Glücklicherweise lässt sich aus diesem Andrang nicht ableiten, dass das Krankheitsbild Darmkrebs ein immer schlimmeres Ausmaß annimmt. Dennoch: Die Gesamtzahlen steigen erheblich an, so der ärztliche Koordinator des Darmzentrums, Oberarzt Nils Ploetz. Zurückzuführen sei dies glücklicherweise nur auf die demografische Entwicklung. Darmkrebs ist primär eine Erkrankung des Alters, stellen Ploetz und sein Chef Runkel, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmzentrums Südwest, fest. Zwei große Krankheitsblöcke plagten die heutige Gesellschaft ganz besonders: Herz-/Kreislauferkrankungen und Krebs. Während man bei Ersteren eine gute wissenschaftliche Datenbasis zur Vorsorge habe, sei dies bei Krebs bislang weniger gegeben. Zentrale Risiken fänden sich in Übergewicht, Rauchen, falscher Ernährung, Bewegungsmangel und Alkohol. Auch genetische Faktoren könnten eine Rolle spielen, so Ploetz. Und dann die gute Nachricht: "Darmkrebs kann behandelt werden, noch bevor er entsteht!" Anders als bei anderen Krebsarten seien mit Polypen in dem großen Organ sehr langsam wachsende Vorformen aufzufinden. Mit der sogenannten Koloskopie, der Darmspiegelung via Endoskop, als Prophylaxe könnten diese nicht nur erkannt, sondern auch gleich beseitigt werden. Die Zahl der Neuerkrankungen sinke hierdurch sogar – vermutlich ein Effekt der 2002 von den Krankenkassen eingeführten Kostenübernahme von Darmspiegelungen ab dem 55. Lebensjahr.

Dass Eigenbewegungen des Darms für dessen Funktion unerlässlich sind, war vermutlich den Zuhörern bekannt. Weniger die Tatsache, dass auch Körperbewegungen dem Darm gut tun: Sportwissenschaftlerin Petra Mommert-Jauch zeigte dies in ihrem Vortrag auf und gab konkrete Tipps: wichtig sei beispielsweise beim Gehen, möglichst die Becken- und Schulterachse gegeneinander zu drehen. Mommert-Jauch: "Alles geht besser, wenn man geht!" Dem Thema Ernährung nahm sich eine Oecotrophologin an: Lydia Fries-Spöcker betont die Wichtigkeit hochwertiger Nahrungsmittel und den möglichst großen Verzicht auf industriell verarbeitete Waren. Bezüglich der immer wieder in der Kritik stehenden Kohlenhydrate nannte die Fachfrau einen Richtwert zur speziellen Krebs-Ernährung von rund einem Gramm pro Körpergewicht und Tag. "Das ist nicht viel, aber es ist machbar. Ich habe es selbst ausprobiert." Besonders wichtig sei jedoch die Umstellung auf sogenannte komplexe Kohlenhydrate – somit auf naturreine Nahrungsmittel mit beispielsweise hohem Vollkornanteil. Im Anschluss an die Vorträge folgten zwei praktische Teile: So konnten sich zum einen die Besucher bei Sybille Schergel aus dem Team des psychoonkologischen Dienstes der Klinik mit Qi Gong, einer Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsmethode der traditionellen chinesischen Medizin, vertraut machen. Katharina Pfundstein, ebenfalls Oekotrophologin, bot derzeit besonders beliebte Smoothies, selbst erstellte Drinks aus Obst, Gemüse und Kräutern, zum Probieren an.