Das Villinger Umleitungs-Chaos tangiert derzeit vor allem die Geschäfte und Filialisten im Gewerbegebiet Vorderer Eckweg. Foto: Eich

Gewerbegebiet Vorderer Eckweg derzeit schwer zu erreichen. Gewerbebetriebe spüren Einbußen.

Villingen-Schwenningen - So nah und doch so fern. Wer in das Gewerbegebiet Vorderer Eckweg fahren möchte, in dem neben dem Elektronikfachmarkt Hoerco auch noch die Filiale von der Fastfoodkette Mc Donalds sowie eine Aldi-Filiale zu finden sind, läuft Gefahr, sich in Villingen mächtig zu verzetteln.

Villingen ist seit einem Jahr von einem Umleitungschaos geplagt wie selten. Ob es nun die Erschließung des Gewerbegebiets Salzgrube ist, Brückenbaustellen ohne Ende oder ganz aktuell die Straßenbaustellen zur Anbindung des Möbelriesen XXXLutz – ohne Umwege geht hier kaum noch etwas.

Ganz besonders tangiert vom derzeit typischen Villinger Umleitungschaos sind nun jedoch schon zum zweiten Mal die Geschäfte und Filialisten im Gewerbegebiet Vorderer Eckweg. Erst im Oktober waren sie von heute auf Morgen vor vollendete Tatsachen gestellt worden, als die Zufahrt von der Milan- in die Wieselsbergstraße für den Bau der Stichstraße von der B33 zu XXXLutz zum ersten Mal eingerichtet worden war. Und auch dieses Mal wieder macht die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen von sich reden: Über den tatsächlichen Baubeginn wurden die Anlieger und Gewerbetreibenden offenbar nicht im Detail informiert.

"Wir sind von Montag ausgegangen", erzählt Rudolf Reim, Geschäftsführer des Elektronikfachmarktes Hoerco, auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Doch schon am vorausgegangenen Donnerstag, 9. März, sei die Baustelle plötzlich eingerichtet worden. Die Folge: Einer der umsatzstärksten Tage, der Samstag, war vom Umleitungschaos besonders gebeutelt. Die hauseigenen Umleitungsschilder waren weder schon fertig produziert, noch bereits aufgehängt.

Auch der Discounter Aldi hatte das Nachsehen und konnte nicht so schnell reagieren, wie er von der Außenwelt von einem Moment auf den anderen fast vollständig abgeschnitten worden ist. Die zu fahrenden Umleitungsstrecken sind teils beträchtlich und vor allem für Auswärtige nicht so ohne Weiteres nachvollziehbar.

Am Montag dann das hektische Aufrüsten an allen Seiten. Aldi ließ die Umleitung zu seiner Filiale mit vielen eigenen Tafeln ausschildern, Hoerco hängte sich dran – eine wie andernorts bei solchen großen, in diesem Fall immerhin zwölfwöchigen Maßnahmen übliche globale Umleitungs-Beschilderung zum Gewerbegebiet Vorderer Eckweg fehlt ebenso wie die detaillierte Info an die Gewerbetreibenden.

Es ist kompliziert. Ins Gewerbegebiet führt der einfachste Weg derzeit über die B33 von Bad Dürrheim her kommend, aus Richtung Schwenningen über den Außenring bei Nordstetten oder von Villingen aus über die B33-Auffahrt am Landratsamt in Richtung Offenburg und dann von der B33 direkt in die Milanstraße. Alle anderen denkbaren Varianten sind quasi Insiderwissen.

Immerhin: Beim Discounter Aldi freuten sich die wenigen Kunden, die dorthin fanden, über extra-günstige Frischeprodukte. Nebenan bei Mc Donalds werde die Flaute seit der Baustelleneinrichtung derzeit für den Abbau von Urlaubstagen beim Personal genutzt, erzählte gestern ein Mitarbeiter unserer Redaktion. Dort stehen ohnehin Veränderungen an, die der erwarteten größeren Kundschaft nach Eröffnung des riesigen Möbelgeschäfts im Sommer Rechnung tragen sollen: Man werde umbauen, spätestens zum September soll die umfassende Renovierung gemacht werden – ob sich die voraussichtlich zwölf Wochen Baustellenflaute jetzt aktuell dafür ebenfalls noch nutzen lassen, ist unklar.

Und auch vis-à-vis beim Elektronikfachmarkt macht die Not erfinderisch: "Wer uns findet, bekommt fünf Euro", sagt Rudolf Reim und erklärt lachend, was es damit auf sich hat: Hoerco will die baustellengeplagte Kundschaft mit einem kleinen Trostpflaster für die Unannehmlichkeiten entschädigen und gewähre pro 50 Euro Einkauf einen fünf Euro Gutschein. Man muss sich etwas einfallen lassen. "Wir haben schon Einbußen", sagt Rudolf Reim und weiß: "Wir haben schon Kunden, die sind sauer oder verärgert." Vor dessen Geschäftstür spielen sich dieser Tage immer wieder bemerkenswerte Szenen ab: Kundschaft beispielsweise, die aus dem Gebiet Wöschhalde den nahegelegenen Aldi ansteuern möchte, fährt zu Hoerco, blickt die baustellenbedingte Einbahnstraße zum Aldi hinab und saust bei freier Sicht geschwind entgegen der erlaubten Fahrtrichtung zum Discounter hinab. Der Umweg sonst wäre lang und würde über das Landratsamt auf die B33 zu Aldi führen.

Hoerco selbst hat gerade seine eigenen Baustelle gestartet und lässt die Einfahrt verbreitern, um später, wenn die erwarteten 3500 Fahrzeuge zu XXXLutz tagtäglich ins Gebiet rollen sollen, für einen reibungsloseren Verkehrsfluss bei An- und Abfahrten zu sorgen.