Die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr kümmert sich um den sicheren Abtransport des verletzten Lokführers. Foto: Marc Eich

Feuerwehr bewältigt nächtliches Szenario an den Gleisen in Zollhaus. Manöverkritik fällt positiv aus.

VS-Zollhaus - Ein Regionalzug erfasst an einem Bahnübergang ein Fahrzeug, es gibt mehrere Verletzte: Das war das Szenario einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr Villingen-Schwenningen beim Zollhaus.

"Betriebsgefahr, Auto auf Gleis." Mit diesen Worten setze am Freitagabend um 22.51 Uhr Lokführer Otto Simon den Notruf an die Notfallleitstelle der Bahn ab. Vier Minuten später erhalten rund 70 Einsatzkräfte der Feuerwehren Villingen, Schwenningen, Rietheim und Marbach den Alarm und fahren die Einsatzstelle an einem beschrankten Bahnübergang an. Kurz darauf ist der Nachthimmel von zahlreichem Blaulicht erhellt. "Wir wollten unsere Kenntnisse nun am lebenden Objekt testen", erklärte zuvor Oliver Kienzler, der den Einsatz inszeniert und organisiert hat. Hintergrund ist eine im Herbst vergangenen Jahres stattgefundene Einweisung mit dem Notfallmanager der Deutschen Bahn, Karl Bolli. Der Leiter des Netzbezirks führte die Einsatzkräfte der Feuerwehr damals in die Thematik ein: Wie muss man sich am Gleis verhalten, welche Gefahren gehen von der Oberleitung aus und wie ist die Funktionsweise der Fahrzeuge? "Heute nun gilt es, auch zu testen, ob die Meldungen aus der Notfallleitstelle nach dem Umsetzen der Polizeireform alle korrekt ankommen", erklärt Bolli. Der Notfallmanager war es auch, der den ankommenden Feuerwehrkräften eine erste Lagemeldung gab: "Fahrzeug wurde mehrere Meter weggeschleudert, dort eine verletzte Person. Im Zug befindet sich ein verletzter Lokführer sowie drei Fahrgäste."

Wenige Minuten nach Erkundung der Lage nahmen sie die Arbeit unter den Augen von mehreren Schaulustigen, Mitgliedern des DRK Ortsvereins, der Feuerwehr Deißlingen sowie des Kreisbrandmeisters Florian Vetter und seinem Stellvertreter Reinhold Engesser, auf. Mit hydraulischem Rettungsgerät befreite die Feuerwehr Schwenningen die verletzte Person aus ihrem Fahrzeug, während sich die Villinger Kameraden zusammen mit der Höhenrettungsgruppe um die Betreuung des Lokführers und der Fahrgäste kümmerte. Dabei mussten sie erfahren, wie schwierig es ist, sich auf unwegsamen Gelände an den Gleisen zu bewegen. Um den zu betreuenden und randalierenden Fahrgästen aber auch den Einsatzkräften ein erleichtertes Aussteigen und einen sicheren Halt zu ermöglichen, wurde kurzerhand eine provisorische Hilfsbrücke gebaut. Diese wurden kurz darauf zum Betreuungsplatz gebracht, wo sie von den Marbacher Kameraden empfangen wurden. Nach rund einer guten Stunde waren die Verletzten versorgt und befreit – Zeit für ein Fazit. Hierbei zeigte sich Feuerwehrkommandant Markus Heinzelmann größtenteils überaus zufrieden, sah jedoch Schwierigkeiten durch die beengten Platzverhältnisse. Zusammen mit Bolli und Vetter war man sich einig, dass bei Unglücken an unübersichtlichen Stellen, an denen sich ein Abtransport der Verletzten schwierig gestaltet, der Bahnrettungssatz der Feuerwehr Nußbach alarmiert werden müsste. Genau jene Erkenntnisse wird man bei Feuerwehr und Deutscher Bahn nun auswerten, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.