Gottfried Schmidt (stehend) begrüßt die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac und den Landtagsabgeordneten Karl Rombach bei der Veranstaltung zum Thema Ärztemangel. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Ärztemangel im ländlichen Raum gestern Abend Thema einer CDA-Veranstaltung

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Hausarzt im ländlichen Raum sein ist schön. Man fährt mit einem Cabrio dort entlang, wo andere Leute Urlaub machen und die Patienten huldigen einem mit Blumensträußen. Wer das Video der AOK gesehen hat, wundert sich, dass es nicht mehr Landärzte gibt.

Im Klinikum sieht es, das zeigt das Video auch, zwar aus wie in der Schwarzwaldklinik, aber dort gibts keine Cabrios und Blumensträuße Hier stehen die Ärzte geordnet mit ernsten Gesichtern hinter jemanden, dessen Miene deutlich zeigt, dass er der Chefarzt ist und warten auf dessen Diagnose.

Die neuen gesetzlichen Anreize für Ärzte, sich im ländlichen Raum niederzulassen, reichen trotz der im Video zum Thema Ärztemangel geschilderten Vorteile offenbar nicht: Das Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstruktur hat aus Sicht von AOK-Geschäftsführer Klaus Hermann trotz finanzieller Vorteile keine einschneidenden Verbesserungen gebracht. "Eigentlich müssten wir nicht von Unterversorgung reden, sondern von einem Verteilungsproblem", meinte Hermann.

Die Bezirke Rottweil (94,4Prozent) und Tuttlingen (93,2 Prozent) weisen keine 100-Prozent-Versorgung auf. Doch Villingen-Schwenningen ist laut Papier zu 110 Prozent versorgt. Das Problem: zum Bezirk Villingen-Schwenningen zählen auch ländliche Gemeinden wie Schonach. "Schonach ist eine Gemeinde, wo Überversorgung mit Sicherheit ein Fremdwort ist", leitete der CDA-Vorsitzende Gottfried Schmitt die Veranstaltung der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft zum Thema Ärztemangel im ländlichen Raum gestern Abend in den Räumen der AOK ein.

"Schonach liegt bekanntlich nicht am Starnberger See, das ist unser Pech", pointierte er. Karl-Heinrich Behringer, Leiter des Arztpartnerservice der AOK, fand Parallelen zum ländlichen Raum im Urwald von Brasilien. Überall, von Brasilien bis Paris gebe es Probleme mit der Ärzteversorgung im ländlichen Raum. Behringer schilderte zum Beispiel eine "stattliche" Brasilianerin, die im Urwald sechs Stunden auf ihren Hausarzt warten müsse, obwohl dieser nur einmal im Monat mit dem Boot anlege. "Tatsächlich", so stellte der Psychologe zum Thema Hausarzt im ländlichen Raum fest, "müssen die viel schuften. Aber das Klagelied hat auch viel kaputt gemacht". Das reizte Zuhörer Markus Hoch zu einer Entgegnung: "Es stimmt doch, dass so viel gearbeitet und wenig verdient wird im Gegensatz zu den Krankenkassen", sagte er.

Die jüngeren Mediziner wollen offenbar keine Einzelkämpfer auf dem Land sein, höchstens Angestellte in einer Gemeinschaftspraxis. Und, so Behringer: "Die Zukunft ist weiblich." "Das haben wir schon gemerkt", meinte Geschäftsführer Hermann. "Wir überlegen uns, wie wir dem begegnen." "Männerquote einführen", witzelten Zuhörer.

Die AOK, stellte Hermann klar, bleibt beim "sensiblen Thema Gesundheit" jedenfalls in der Fläche. Weil es doch für den Arzt manchmal ein "weiter Weg in das Tal" sei, sieht die Krankenkasse in Versorgungsassistentinnen für den Hausarzt und digitalen Strukturen eine Lösung. So könne der Patient auf dem Bauernhof im tiefen Tal selbst sein Bein mit dem Smartphone fotografieren und das Bild dem Mediziner übermitteln. Dann könne der Hausarzt entscheiden, ob er selbst kommen müsse oder nur seine Assistentin.

Auf das Beispiel Schonach kam der Landtagsabgeordnete Karl Rombach, der dort wohnt, zurück. Er zeigte sich enttäuscht, dass es in Bezug auf die Ansiedlung eines Arztes zu wenig Hilfe von Politik und kassenärztlicher Vereinigung gegeben habe und forderte Unterstützung.