Eine virtuose Organistin ist Lydia Schimmer. Sie begeistert beim Orgelkonzert in Villingen mit einem Barock-Programm, das Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Nicolaus Hanff und Nicolas de Grigny bietet. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Orgelmusik zur Marktzeit wird zum kulturellen Hit

VS-Villingen. Zum kulturellen Hit entwickelt sich die Orgelmusik zur Marktzeit, die einmal pro Monat in der Benediktinerkirche in Villignen geboten wird. Am Samstag gab es die 175. Veranstaltung.

Bei dem Jubiläum wirkte die Organistin Lydia Schimmer aus Stuttgart als Publikumsmagnet. Rund 230 Besucher füllten auch den extra bestuhlten Chorraum des Gotteshauses.

Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Nicolaus Hanff und Nicolas de Grigny waren zu hören. Die Komponisten verband ein unsichtbarer Faden. Der junge Bach hatte offenbar große Achtung vor Grigny, denn er kopierte dessen Orgelbuch. Hanff soll verwandtschaftliche Bande zur Familie Bach haben und Bach wiederum hatte die norddeutsche Orgelkunst kennen gelernt, zu der Hanff seinen Beitrag leistete.

Alles gestaltete die Orgelvirtuosin frisch, charakter- und kraftvoll sowie interpretatorisch gekonnt unter Ausschöpfung der Orgel-Disposition. Bachs "Schmücke dich, o liebe Seele" wurde zum "Gold" umrankten Choral im langsamen Tempo, hervortretenden Trompeten und harmonischem Akkordausklang.

Ein mächtiges Werk mit über zwanzig Minuten Spieldauer ist die Nummer 540. Bachs typische Rhythmik, volle Orgel mit jubelnd aufsteigenden Linien, Sechzehntelfiguren, präzise, markante Pedalarbeit, Einsatz von Jalousien, schmetternde Posaunen, Wechsel von Hauptwerk und Rückpositiv führten zu prachtvoll-grandioser Dichte der Toccata. Auch das Geflecht der schwelgenden Fuge kam mit seiner Kontrapunktik im organo pleno und langer Schluss-Fermate bestens herüber.

Das bescheiden wirkende Choralvorspiel "Helft mir Gott’s Güte preisen" von Hanff gewann durch die ruhige Wiedergabe und die sanft näselnde Vox Humana, die die menschliche Stimme nachahmt. Mit "A solis ortus" ließ die Organistin die französische Orgelsonne scheinen.

Der vierteilige Hymnus von Grigny ließ in den Ecksätzen die besonderen Klangreize gerade von Cornet und Trompet in "Plein Jeu" (voller Klang), donnernden Orgelpunkt und "Grand Jeu" (Hauptwerk) hören, ergänzt durch die Tremolo bestimmte, breite Fuge und das verspielte Trio.

Etwas zu früh einsetzender Applaus mag Zeugnis für die Begeisterung des Publikums gewesen sein. Für passgenau richtig gezogene Register sorgte der assistierende Münster- und Bezirkskantor Roman Laub.