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Metallarbeitgeber zur aktuellen Situation/ Gespräch mit Ralph Wurster

Der neue Präsident in den USA, die bevorstehenden Wahlen in Europa und der Austritt Großbritanniens aus der EU sind Faktoren, die die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in diesem Jahr stark verunsichern könnten.

Schwarzwald-Baar-Kreis. "Zwar sind die meisten Unternehmen in diesem Jahr noch vorsichtig optimistisch. Doch sollte Trump seine Drohungen von Importzöllen gegen deutsche Exporteure wahrmachen, würde sich das Bild rasch eintrüben", erklärt Ralph Wurster, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau.

Schließlich, so Wurster, "sind die USA der größte Exportmarkt unserer Unternehmen. Die deutschen Ausfuhren in die USA legten in den vergangenen sechs Jahren um 73 Prozent zu. 1,6 Millionen Arbeitsplätze hängen am US-Geschäft." Viele Unternehmen hätten, so Wurster, nach der US-Wahl gesagt, sie wollten erst mal abwarten, ob Trump seine Versprechen wahr mache. "Jetzt ist allerdings der ein oder andere überrascht, wie schnell Trump das realisiert, was er vorher gesagt hat." Allerdings, so meint Wurster, müsse man dem amerikanischen Präsidenten klar machen, "dass Welthandel kein Nullsummenspiel ist, bei dem der eine gewinnt und der andere verliert. Wenn wir zusammenarbeiten, gewinnen alle." Selbstverständlich würden deutsche Zulieferer weniger verdienen, wenn der Export mit Zöllen belegt werde. Aber auch für die amerikanischen Hersteller wäre das ein Verlustgeschäft, wenn sie das einzigartige Teil aus Deutschland teurer einkaufen müssten.

Insofern, so meint Wurster, müsse man überlegen, was "America first" dann bedeute. Der US-Administration müsse verdeutlicht werden, wie stark Exporte auch Jobs in den USA sicherten. "Schließlich werden Güter und Dienstleistungen heute global vernetzt produziert und immer weniger nur noch ausschließlich in einem Land"

Wenn Trump tatsächlich deutsche Exporteure mit Strafzöllen belege, werde sich, so Wurster, das augenblickliche noch gute Bild der wirtschaftlichen Lage eintrüben. Als weiteren Risikofaktor sieht Wurster den "Brexit": "Sollte es auf einen ›harten Brexit‹ hinauslaufen, wäre der Handel mit dem Vereinigten Königreich, einem unserer größten Absatzmärkte, künftig mit Zöllen belastet" Wurster spricht sich aber auch gegen "Rosinenpickerei" aus. "Wenn die Briten nicht bereit sind, die vier Grundfreiheiten der EU im Gesamten zu akzeptieren, den freien Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr –, dann können sie nicht mehr im Binnenmarkt bleiben.

Falls die EU eine Ausnahme zulassen würde, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis andere Länder versuchen, dem Beispiel Großbritanniens zu folgen. Am Ende wäre die EU so ausgehöhlt, dass der Schaden größer wäre als der begrenzt negative Effekt des Brexit." Europa, so der Geschäftsführer, sei extrem wichtig für die exportorientierten Unternehmen.

In Europa stehe man in diesem Jahr zusätzlich vor anderweitig politisch bewegten Zeiten. Nämlich den Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und in Deutschland. Unter Umständen, so weiß Ralph Wurster, würden auch die Italiener erneut zu den Wahlurnen gerufen. Früher wären Wahlen zwar kein Grund zur größerer Sorge gewesen. "Doch mit dem Erstarken von rechtspopulistischen und europafeindlichen Kräften werden die Wahlgänge immer mehr zu Zitterpartien und sorgen damit für Unsicherheit und Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen. Nicht zufrieden ist Ralph Wurster mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. "Die Bilanz der Großen Koalition fällt aus Sicht der Wirtschaft nur mager aus." Es sei versäumt worden, die gute ökonomische Entwicklung für Reformen zu nutzen. Statt dessen seien weitere Ausgaben mit Kostendynamiken eingeführt worden. Zum erfolgreichen Wirtschaften würden statt dessen mehr Freiräume benötigt, meint Wurster. Zum Beispiel eine stärkere Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts, um neue Arbeitszeitmodelle im Rahmen der "fortschreitenden Digitalisierung" der Wirtschaft zu ermöglichen.