Einrichtung von Taubenschlägen. Für Verein ist Speicher im Alten Kaufhaus idealer Standort. Verwaltung sieht keinen Handlungsbedarf.

Villingen-Schwenningen - Mit Taubenschlägen in den Innenstädten von Villingen und Schwenningen möchte der Verein "Menschen für Tiere" das Problem mit den Vögeln in den Griff bekommen.

Die Bemühungen des zweiten Vorsitzenden Karlheinz Strittmatter, zusammen mit der Stadt eine Lösung zu finden, reichen bis 2009 zurück. Im vergangenen Sommer hatte er schließlich angeregt, einen Taubenschlag im Speicher des Alten Kaufhauses in der Villinger Rietstraße einzurichten und eine Grundsatzentscheidung zu treffen. Dass die Tauben zum Erscheinungsbild einer Zähringerstadt gehören und der speziellen Pflege bedürfen, ist für Strittmatter keine Frage.

In den Freien Wählern hat Strittmatter Mitstreiter gefunden, die im September 2014 den Antrag stellten, versuchsweise zwei Anlaufstellen für die Vögel zu schaffen. "Die immer größer werdende Population von Tauben in den genannten Stadtbezirken, verbunden mit der Schädigung und Verunstaltung von privaten und städtischen Gebäuden erfordert entsprechendes Handeln", begründet Bertold Ummenhofer den Vorstoß seiner Fraktion. Nun kommt das Thema in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 22. Juli, ab 16.30 Uhr im Münsterzentrum auf den Tisch.

Die Verwaltung sieht allerdings keinen Handlungsbedarf. Zum einen reiche für die von Strittmater eingeforderte Umsetzung der Empfehlungen des Landestierschutzbeirates Baden-Württemberg das Personal nicht aus, dann müsse der Gemeinderat weitere Stellen ausweisen. Zum anderen sei die Taubenpopulation im Vergleich zu anderen Städten "überschaubar".

Vögel sollen an zentralem Ort zusammengeführt werden

Für Strittmatter stellt sich die Situation indes ganz anders dar. Villingen-Schwenningen sei wohl die einzige Stadt in Baden-Württemberg, in der die Tauben unkontrolliert brüten, abgeschossen oder vergiftet werden und in strengen Wintern verhungern. "Diesem Treiben kann und darf der Tierschutz nicht noch länger zusehen." Strittmatter hat sich in einem weiten Umkreis umgeschaut und Gespräche mit Taubenbeauftragten der Tierschutzvereine geführt. In Augsburg, Freiburg oder Esslingen gebe es Taubenschläge in denkmalgeschützten Gebäuden, Rottweil habe gar zwei Türme gebaut. "Daran denken wir gar nicht", setzt sich Strittmatter für eine billige Lösung ein. "Wir brauchen einfach einen abgetrennten Speicher mit Nischen".

Ziel sei es, die Vögel an einem zentralen Ort zusammenzuführen, an dem sie Futter erhalten und den größten Teil ihres Kots hinterlassen, der Dreck also aus der Stadt verschwinde. "In Esslingen gab es nach einem halben Jahr keine verschmutzten Fenstersimse mehr", schildert Strittmatter die Erfahrungen in anderen Städten. Wenn das Fressen geregelt sei, höre auch die Bettelei vor Imbissbuden und in Straßencafés auf. Denn mit dem Fütterungsverbot habe die Stadt den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht, dem Bau des Taubenschlags. Und um eine Vermehrung zu vermeiden, gelte es, den Tauben ihre Eier wegzunehmen und durch Gips- oder Kunststoffeier auszutauschen.

Diese Arbeit könne der Verein mit ehrenamtlichen Helfern übernehmen, die regelmäßig den Raum säubern und Futter bereitstellen, verletzte Vögel zum Tierarzt bringen. Strittmatter rechnet mit 4000 bis 7000 Euro an Materialkosten, um einen abgetrennten Speicherteil samt wischfestem Boden und einer Ein- und Ausflugschneise auszustatten. Aneinandergereihte Regalwürfel aus dem Baumarkt seien ausreichend, um Nischen zu schaffen. Ein Zuschuss der Stadt sei für Futter und Wasser erforderlich. Sicher ist er sich, dass angesichts zahlreicher Taubenfreunde auch Spenden zusammenkommen. Angesichts der Lage beim Münster sei das Alte Kaufhaus ein idealer Standort mit Platz für 250 bis 300 Vögel. Karlheinz Strittmatter hofft auf Unterstützung der Gemeinderäte. "Wir möchten endlich loslegen und anpacken."