Claus und Gudrun Ding liegt das Wohl ihrer Moorschnucken, die den Winter auf ihrem Bauernhof bei Königsfeld verbracht haben, am Herzen. Foto: Schwarzwälder-Bote

BUND-Moorbeweidungsprojekt geht in die 13. Saison / Ehepaar Ding betreut 300 Heidschnucken / Großer Nutzen

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Seit Mittwochmittag geht es im Schwenninger Moos wieder richtig tierisch zu: Die bekannten Moorschnucken, die von Mai bis Oktober die Flächen hinter dem BSV-Stadion beweiden, haben endlich ihren Sommerplatz eingenommen.

Bereits von Weitem ist das muntere Schafblöcken zu vernehmen, aber es scheint ein ungeduldiges zu sein: Denn viele Schafe, die schon auf der Weide am Eingang zum Schwenninger Moos stehen, warten noch auf ihre Lämmer, die mit dem Anhänger herangekarrt werden.

BUND-Regionalgeschäftsführer Claus Ding befördert gerade die dritte und letzte Fuhre in das Moos hinein – dreimal musste er von seinem Bauernhof in Weiler bei Königsfeld nach Schwenningen fahren, um die 80 Schafe in ihr Sommerquartier zu bringen. Es ist bereits der 13. Sommer, den Ding zusammen mit seiner Frau Gudrun das Moorbeweidungsprojekt des BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg leitet.

"Angefangen hat alles mit 13 Moorschnucken und einem Bock, die wir vor zwölf Jahren im Rahmen eines Moorbeweidungsprojekts in Norddeutschland gekauft haben", erinnert sich Ding. Mit seinem Jeep fährt er so dicht wie möglich an den Weidezaun heran, den seine Frau freigelegt hat – "sonst entwischen sie uns wieder wie im vergangenen Herbst", schmunzelt Gudrun Ding.

Dann macht sie die Anhängerklappe auf und lässt die rund 30 Schafe herausspringen – dank ihres gut ausgeprägten Riechsinnes, wie Ding erklärt, sind Mutter und Kind auf der Wiese im Nu wieder vereint. Noch bis zum Herbst werden die Lämmer bei ihrer Mutter bleiben und von ihr gestillt, dann dienen Heu und Gras als Futtermittel.

Haben das vergangene halbe Jahr über 250 Schafe und – seit Ostern – 50 Lämmer im kuscheligen Stall verbracht, geht es für sie endlich ins Freie: Neben den Moorschnucken, die die Flächen am Moos-Rundweg besiedeln, sind es 65 Tiere, die am Zollhaus weiden, während die restlichen auf weiteren Naturschutzflächen im Schwarzwald-Baar-Kreis untergebracht sind.

Hinter dem Ehepaar Ding liegt eine stressige Zeit, mussten sie doch die vier Hektar großen Flächen "sommertauglich" für die tierischen Gäste machen, ausmähen und den Zaun auf Vordermann bringen. Doch auch die Moorschnucken haben für ihren Aufenthalt in Schwenningen eine Verschönerungskur hinter sich – Klauenschneiden und Schurprogramm inklusive.

Die Arbeit für die kommende Zeit werde stets nach dem gleichen Schema ablaufen und die tägliche Kontrolle der Schafe sowie des elektrischen Weidezauns beinhalten, so Gudrun Ding.

Und was ist das Besondere an den sogenannten "weißen hornlosen Heidschnucken"? "Die Nutztiere dienen der Offenhaltung des Biotops und ermöglichen somit den vom Aussterben bedrohten Arten – zum Beispiel seltenen Blüten und Insekten – einen gesicherten Lebensraum", erklärt der Regionalgeschäftsführer. Unerwünschter Besuch werde durch die vierbeinigen Landschaftshelfer somit vermieden.

Zudem, so Ding weiter, verbeißen die Schafe die im Moos vielzähligen Gehölze und vermeiden dadurch das Hochkommen von Schösslingen. Im Gegensatz zu anderen Schafen können die Moorschnucken die typischen Moorgräser fressen und leicht verwerten. Weitere Merkmale der Heidschnucken: ein eingefettetes Fell und harte Klauen, die gegen Nässe unempfindlich sind, und ein geringes Gewicht, durch das die Tiere im Moos nicht einsinken.

Durch ihren vielzähligen Nutzen sind die 80 Moorschnucken, die noch bis Oktober die Flächen zwischen Fußballstadion und Sumpfgebiet abgrasen werden, mittlerweile kleine Stars im Schwenninger Moos geworden. Nicht nur das BUND-Schulprojekt "Rund ums Schaf" soll das Moorbeweidungsprojekt auch nach außen hin transparenter werden lassen.

Auch ein Kamerateam vom Fernsehsender ARTE hat im vergangenen September den Moorschnucken für die Serie "Romantische Flüsse in Deutschland – Der Neckar" einen Besuch abgestattet, erzählt Ding.

Mit einem Eimer voll Schrot bewaffnet, lockt er die Nutztiere noch ein letztes Mal an, ehe sie in die Weiten verschwinden und dem Schwenninger Moos für die kommenden fünf Monate ihre tierischen Dienste erweisen.