Kultur: Zahlreiche Schulklassen verfolgen Aufführung des Landestheaters Schwaben

VS-Villingen. Eine grausame Vision entwirft das Stück "Alles, was wir geben mussten" nach dem Roman von Kazuo Ishiguro, dargeboten vom Landestheater Schwaben unter der Regie von Thomas Ludwig, aufgeführt im Theater am Ring in Villingen.

Im englischen Internat Hailsham werden menschliche Klone herangezogen, deren Daseinszweck darin besteht, als Organspender geopfert zu werden. Zwar bereitet man ihnen eine glückliche Kindheit, aber sie ergeben sich kampflos dieser schrecklichen Bestimmung. Fragen tauchen auf: Können sie sich durch künstlerische Kreativität oder durch eine echte Liebesbeziehung einen Aufschub ihrer "Spenden" (-Opferung) "verdienen"? Was macht einen Menschen zu mehr als einer bloßen Ansammlung von Organen? Sind Transplantationsmedizin und Stammzellenforschung ethisch vertretbar, wenn sie dazu führen, Menschen zu opfern? Wo liegen die Grenzen von Forschung und medizinischem Handeln?

Miriam Haltmeier als Kathy, Regina Vogel als Ruth und Rudy Orlovius als Tommy spielen die jungen "Kollegiaten", Menschen, die ihre Probleme mit dem Heranwachsen, der ersten Sexualität und ihrer Umwelt haben, kleine Momente der Erfüllung, aber auch das Bedauern über verpasste Chancen.

Mit leisen Tönen erzählen sie aus der Erinnerung. Verschiebbare Wände wirken unpersönlich und nüchtern, zeigen die Einsamkeit, geben immer wieder den Blick in unheimliche Hintergründe frei. In die scheinbare Normalität bricht die Eröffnung durch den Internatsleiter ein, welchem Zweck die jungen Leute vorbestimmt sind. Wenn sie schon Klone sind – von wem denn, von "bedeutenden" Menschen oder von Leuten, die sich als Versuchskaninchen verkauften? Auch wenn jeder Mensch weiß, dass er sterblich ist – warum wird hier der frühe Opfertod bewusst herbeigeführt? Sind diese Leben weniger wertvoll als andere?

Diese Menschen hier kämpfen nicht dagegen an, ergeben sich in ihr Schicksal. Die von "Madame", Internatsleitung und einem Arzt (Claudia Frost, Christian Müller und Anke Fonferek) dargestellten Autoritäten behaupten, um der medizinischen Forschung willen seine Grausamkeiten unvermeidlich. Der Segen sinnvoller Transplantationsmedizin wird zum Fluch mörderischen Organhandels. Das ist empörend.

Einige Schulklassen verfolgten das Geschehen auf der Bühne mit beklommenem Schweigen, sichtlich beeindruckt. Das Publikum bleibt aufgefordert, durch eine humane Gesetzgebung solch schrecklichen Missbrauch der Wissenschaft zu verhindern.