Der Schwarzwald-Baar-Kreis gehört zu den Regionen mit dem höchsten Durchschnittsalter im Land. Das Beratungszentrum Alter und Technik möchte ein möglichst selbstständiges Leben der Senioren unterstützen. Foto: Oliver Berg

Beratungszentrum hat sich bewährt / Verwaltungsausschuss befürwortet Teilnahme des "Leuchtturmprojekts" an Wettbewerb

Schwarzwald-Baar-Kreis (ewk). Eine vorausschauende Entscheidung des Kreistages vor drei Jahren für das Modellprojekt "Alter und Technik" hat zu beeindruckenden Erfolgen geführt.

Die inzwischen auf Dauer eingerichtete Beratungsstelle samt Musterwohnung ist zum Leuchtturmprojekt "Beratungszentrum Alter und Technik Schwarzwald-Baar-Heuberg" auf Bundesebene geworden. In einem Wettbewerb für ausgewählte Leuchtturmprojekte will man jetzt um eine Kofinanzierung aus Mitteln der EU und des Landes kämpfen.

Realer Hintergrund des Projektes ist die demografische Entwicklung insbesondere im Schwarzwald-Baar-Kreis mit dem höchsten Durchschnittsalter im Land geht es doch darum, in einer kleiner, älter und bunter werdenden Gesellschaft Hilfen zur Selbstständigkeit und Leben im Alter zu entwickeln.

Die Beratungsstelle Alter und Technik im Landratsamt bietet Senioren, Pflegebedürftigen und deren Angehörigen Beratung und individuelle technische Lösungen an. Die Realisierung kann von ortsansässigen Dienstleistern und Handwerkern begleitet werden. Bisher fanden cirka 900 Beratungen zu Möglichkeiten des längeren, möglichst selbstbestimmten Verbleibens in der privaten Wohnumgebung statt.

Der Schwarzwald-Baar-Kreis hat sich inzwischen mit dem Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg und weiteren Kooperationspartnern am Landeswettbewerb "Regio-WIN", Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation und Nachhaltigkeit, beteiligt. Für die zweite Wettbewerbsphase erarbeitet der Regionalverband ein Regionales Entwicklungskonzept (REK).

Das Projekt "Alter und Technik" stellt die erforderliche Teilnahmevoraussetzung. Ziel ist, mit dem weiteren Wettbewerb für die räumliche Ausweitung und nachhaltige Etablierung eines Beratungszentrums Alter und Technik Schwarzwald-Baar-Heuberg EU- und Landesfördermittel zu bekommen.

Das Projekt soll nach Prämierung und Förderung am 1. Juli 2015 starten und fünf Jahre dauern. Langfristig ist eine selbsttragende Fortführung der vorgesehenen drei ortsnahen Beratungsstellen durch die Landkreise geplant. Von den Gesamtprojektkosten von 1,3 Millionen Euro sollen 30 Prozent aus Eigenmitteln, 50 Prozent über die EU und 20 Prozent vom Land finanziert werden. Für den Schwarzwald-Baar-Kreis werden jährliche Kosten von 35 460 Euro kalkuliert.

Vordringliches Ziel ist die Etablierung von nutzerzentrischer Technik in Privatwohnungen, die Selbstständigkeit erhält und im Notfall schnelle Hilfen gewährleistet. Damit sollen rund 1200 Pflegheimeinweisungen verzögert oder verhindert und Pflegekassen und Sozialhilfeträger entlastet werden. Gesamteinsparungen für die drei Landkreise werden auf 3,2 Millionen Euro geschätzt.

Im Fachausschuss Verwaltung und Wirtschaft wurde einerseits auf den "boomenden Markt" für Technische Hilfen im Alter hingewiesen. Dagegen warnte Kreisrat Bernhard Kaiser (FDP) vor der Dynamik von Serien-Förderanträgen. Für Kordula Kugele (Grüne) ist die Fördermöglichkeit indes ein "ganz großer Wurf", den man machen müsse. Und Thorsten Frei (CDU) setzte durch, dass die im Beschlussvorschlag an den Kreistag formulierte Absichtserklärung, das Projekt nach Auslaufen der Förderung eigenständig fortzusetzen, eindeutig als solche im Protokoll festgehalten wurde. Einstimmig empfiehlt der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss dem Kreistag die Wettbewerbsteilnahme. Die Absichtserklärung zur längerfristigen eigenständigen Fortsetzung des Projektes lehnten vier Kreisräte ab.