Aufmerksam verfolgen die Zuhörer den Armutsbericht von Jan Hauser. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Wärmestube auf finanzielle Unterstützung angewiesen

VS-Schwenningen. 40 Besucher und 38 ausgegebene Essen pro Tag: Diese Bilanz verzeichnete die Wärmestube im Paradies im vergangenen Jahr. Ralf Grossmann führte bei der jüngsten Jahreshauptversammlung die konstant hohe Zahl auf den engagierten Einsatz von sieben regelmäßigen und sieben kurzzeitlich ehrenamtlichen Helfern, drei Ein-Euro Jobbern, drei geringfügig angestellten Mitarbeitern und 18 Auszubildenden für einen Tag zurück.

Ihrem Engagement, den unzähligen finanziellen, Sach- und Essensspenden des einheimischen Lebensmittelhandels und nicht zuletzt der materiellen Unterstützung des Fördervereins verdankt die Wärmestube ihren Betrieb. "Ihre Tätigkeit wirkt wie ein Hoffnungsschimmer im ständig wachsenden Kreis der in Armut lebenden Menschen." Zu ihnen zählt eine steigende Zahl an Rentnern und kranken Menschen, die Altersarmut steigt.

Bärbel Wagner, Vorsitzende im Förderverein Wärmestube, brachte es auf den Punkt: "Wenn es Armut nicht geben darf, wie gehe ich damit um?" Einen Lösungsansatz bietet die Wärmestube, die durch ihr Engagement dazu beiträgt, die Armut zu lindern. In diesem Kontext bat Wagner um reichlich ideelle und materielle Unterstützung.

Denn in einem Zeitalter zunehmender Bürokratie erfordert die Einhaltung aller Vorschriften steigende Arbeitskraft und kostenintensive Investitionen für Ausstattung oder die Küche. In der für alle Menschen geöffneten und von allen Gesellschaftsschichten genutzten Wärmestube nehmen über die Hälfte der Gäste das Angebot regelmäßig an.

Mindestens Zweidrittel der Gäste haben ein Einkommen unterhalb der Pfändungsfreigrenze oder leben ausschließlich von den Grundversicherungsleistungen des Sozialamts. Der Förderverein übernimmt die Lohnkosten einer 75 Prozent-Stelle und die Kosten für die geringfügige Beschäftigung des "Spitzenkoches" und anderer Mitarbeiter. Wagner verwies darauf, dass diese Leistungen ohne zusätzliche Unterstützung von Stadt oder Land nicht dauerhaft möglich sind. Ansonsten sieht Wagner die Existenz der Wärmestube gefährdet.

In ihrem Finanzbericht ging Maria Wöhrle detailliert auf das Vereinsguthaben ein, das sich trotz der Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinden, des Lions Clubs, von Arbeiterwohlfahrt, AOK und vielen mehr um 8000 Euro reduzierte. Die notwendigen Ausgaben für Lohnkosten, Versicherungen, Internet, Bankgebühren, Rücklastschriften und Ähnlichem geben den Ausschlag für den Verlust. Auch liegt die Zahl von 117 Mitgliedern um zehn unter jener vom Vorjahr.

Seit drei Monaten absolviert die Villingerin Laura Donath ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Sozialen AWO-Zentrum am Neckar, zu dem auch die Wärmestube gehört. "Die Arbeit ist außergewöhnlich, abwechslungsreich und interessant", berichtet sie von einer so nie wahrgenommenen Zahl an Obdachlosen. "Es kann jeden treffen, auch diejenigen Menschen, die aus gut situierten Verhältnissen kommen", nannte sie finanzielle, private, aber auch berufliche Gründe als Ursache. "Nicht bewusst war mir im Vorfeld der Anteil der von Alkohol abhängigen Obdachlosen." Hilfreich für Laura Donaths Arbeit seien die produktiven Gespräche mit Betroffenen, Klinikmitarbeitern oder Kollegen.

"Sie reden nicht über Armut, sie tun etwas dagegen", lobte Jan Hauser, Leiter Sozialamt im Landkreis, den Förderverein Wärmestube. "Im Fachjargon gibt es Hilfsbedürftige, Erwerbsunfähige, Hartz IV, Schuldnerberatung, Eingliederungshilfen und vieles mehr – das Wort Armut fällt kaum", skizzierte Hauser unabhängig von der aktuellen Wirtschaftslage steigende Fallzahlen im Bereich der Armut. "Betroffene brauchen kein Mitleid, sie brauchen Menschen, die ihre Probleme erkennen und ihnen nicht die Hilfe verweigern", plädiert Hauser für eine Vereinfachung der finanziellen Möglichkeiten zur Unterstützung der Betroffenen.

Für den Schwarzwald-Baar Kreis stellte der Sozialamtsleiter in den vergangenen fünf Jahren eine Zunahme um 25 Prozent auf 2370 Fälle in der Kategorie der Erwerbsunfähigen und nicht mehr berufstätigen Menschen fest. Ursache ist die aufgrund zu geringer Rente steigende Altersarmut. Eine ähnliche Zunahme im Bereich der Eingliederungs- und Behindertenhilfe führte Hauser auf den Anstieg der psychischen Erkrankungen zurück. Über die Jahre konstant bleibt die Zahl der Hartz IV-Empfänger, der Bereich Asyl zeigt starke Schwankungen.

In der Diskussion erfuhr Pfarrer Andreas Güntter von der evangelischen Kirchengemeinde Schwenningen, dass es mit dem Landkreistag eine landesweite Vereinigung der Sozialämter gibt, die ihre Interessen gegenüber der Politik vertritt.