Es ist ein Glockenspiel der Superlative und ertönt bereits seit zehn Jahren vom südlichsten Münsterturm herab. Archiv-Foto: Städtische Museen Foto: Schwarzwälder-Bote

Attraktion: Süddeutschlands größtes Glockenspiel erfreut die Passanten nun schon seit zehn Jahren

Sowohl ihre Installation Mitte September 2006, als auch die feierliche Einweihung am 2. Dezember kamen einem Volksfest gleich. Seit zehn Jahren erklingt vom Südturm des Münsters "Unserer Lieben Frau" ein Glockenspiel, das als "größtes in Süddeutschland" gilt.

VS-Villingen. Es soll auch eines der schönsten Glockenspiele weit und breit sein. Gerne erinnert sich Ulrich Kolberg an eine aufregende Zeit. Gerade hatte der inzwischen 83-jährige "Hansdampf der Münstergemeinde" einen Spendenrekord für die Restaurierung der Silbermannorgel aufgestellt, die 2002 erstmals wieder erklang. Jetzt galt es, die Idee von Hubert Waldkircher anlässlich der 1000-Jahr-Feier Villingens 1999 umzusetzen: Ein Glockenspiel im südlichsten Münsterturm als würdige Erinnerung an die einstige Glockengießer-Dynastie Grüninger, die 375 Jahre in Villingen ansässig war. Durch Waldkirchers Tod 2004 geriet das Vorhaben zwar ins Stocken, nicht aber in Vergessenheit.

Es stieß auf viel Sympathie, für dessen Verwirklichung sahen sich aber weder die katholische Kirche noch die Stadt finanziell in der Lage. Erneut die einzige Lösung: das Geld musste komplett aus privaten Geldbeuteln zusammengetragen werden. Und als erfahrener Sammler bot sich einzig Ulrich Kolberg an. "Das schafft er nie", unkten damals die Kritiker, hatte man die Bevölkerung doch zuvor schon für die Silbermannorgel angebettelt.

Doch das 115 000-Euro-Projekt gelang. Die Menschen spendeten und übernahmen damit Patenschaften für die 47 neuen von der Passauer Glockengießerei Rudolf Perner gegossenen Glocken in verschiedenen Größen.

Riesig war das Interesse der Bevölkerung, als die neuen Glocken und die vier im Turm bereits vorhandenen Schlagglocken sowie die – inzwischen leider gesprungene – Franziskusglocke aus dem Museum zu einem Glockenspiel zusammengefügt wurden. Die vom erzbischöflichen Glockeninspektor Kurt Kramer abgenommenen neuen Bronzeglocken aus Passau wiegen zwischen acht und 450 Kilogramm – zusammen fast 3,5 Tonnen – und kosteten damals zwischen 900 und 10 000 Euro.

Hundert Melodien sind inzwischen eingespielt, die ersten vom damaligen Münsterkantor Christian Schmitt. Mittlerweile erfreut das Glockenspiel die Passanten vier Mal am Tag, ab sofort mit weihnachtlichen Weisen. So wie beim ersten Mal, als sie bei der offiziellen Einweihung am 2. Dezember 2006 im Wechsel mit den Stadtmusiken Villingen und Schwenningen erklangen.

Weitere Informationen: Das Glockenspiel kann man besichtigen. Maximal zehn Personen können sich für Führungen anmelden und einen Termin vereinbaren: Telefon 07721/88 63 60.