Klavierabend B.A.C.H. auf jungem Podium im Chorraum

Von Siegfried Kouba

VS-Villingen. Das "Junge Podium" hatte erneut in den Franziskaner-Chorraum geladen. Thema war der "Klavierabend B.A.C.H" und Ausführende waren Studierende der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen. Wolfgang Wagenhäuser, der mit seiner Ehefrau Raluca Chifane-Wagenhäuser für die Organisation zeichnete, begrüßte die beachtliche Gästeschar.

Die bekannten Kinder hatten sich weit von der "alten Perücke" Johann Sebastian entfernt. Die Leistungsschau der größtenteils auswendig spielenden Akteure war schwer zu beurteilen, denn nicht bekannt ist, im wievielten Semester die Interpreten studieren. Frage blieb, warum ein moderner Konzertflügel für die Aufführung genutzt wurde – und der dazu noch ganz geöffnet war. Unverständlich, wenn der Organisator selbst von "Orgelakustik" des Chorraums sprach. Richtschnur hätte das "Silbermannsche Klavier" sein können, ein "Clavichord", das von Hamburg nach Kurland transportiert wurde, und dem Carl Philipp Emanuel Bach ein Abschiedswerk widmete, zu Gehör durch Soojung Shin gebracht.

Die Konturen der einzelnen Stile waren oft verwischt, denn den Studierenden wurde ein breiter interpretatorischer Freiraum gewährt, besonders deutlich bei Stella Hyeson Sin, die die "Empfindungen" des Berliner/Hamburger Bachs in einer extravaganten Selbstinszenierung darbot, die weit über Barock und Klassik hinaus reichte. Unleugbar die innere Spannung, die das Publikum spürbar in den Bann schlug.

Wenn man zur Zeit der Komponisten Bach sagte, meinte man Carl Philipp Emanuel. Mit seinem c-Moll-Rondo war er ein weiteres Mal vertreten. Das die Klassik andeutende Werk wurde recht virtuos durch Stefanie Berger gestaltet. Der älteste der Söhne war der "Hallische" Wilhelm Friedemann, dessen Werk zur Sturm- und Drangzeit gehört. Imposant waren seine reizenden, vielseitig angelegten, originellen "Polonaisen", die in großer Farbenvielfalt durch Jingwei Zhang, Sandro Dalfovo und Christos Ntanakas wiedergegeben wurden.

Das Programm wurde durch Yuan Zhou in gefühlvoller Vorklassik mit der Es-Dur-Overtüre von Johann Christian Bach eröffnet. Das dreisätzige Werk zeigte, was später Mozart vollendete.

Noch einmal wurde der Mailänder- oder Londoner Bach vorgestellt: Marina Bicalho Ribeiro und Xianyue Zeng boten zwei Sätze der vierhändigen Sonate in A-Dur op. 18 V. Sie waren stilistisch sehr nah dran, und schienen auf schlichten, dezenten Ausdruck verlegt zu sein. Der zweitjüngste Sohn Johann Sebastian Bachs hielt seinen Schaumburg-Lippischen Dienstherren rund 30 Jahre lang die Treue. Es war der "Bückeburger Bach" Johann Christoph Friedrich. Mit den über zehn Variationen über "ah vous dirai je mamam" tat sich Hyeryung Kang besonders hervor.

Auch die unterschiedliche motivische Gestaltung der Variationen über "God save the king" durch Ferando Sanson war beachtenswert. Wenn auch mit gewisser Aufregung des Pianisten gefielen das gefällige Menuet in F und die ländlerisch angehauchte Villanella in B, dargeboten von Enis Ülker. Frisch und munter gestaltete Muzi Cui eine Angloise und eine Polonaise des Bückeburgers.