Ein 21-Jähriger erlitt auf dem Villinger Bahnhofsgelände ein Stromschlag. Foto: Huber

Nach Unfall am Villinger Bahnhof: Polizei ermittelt Männer aus Baltikum. 21-Jähriger war stark alkoholisiert.

Villingen-Schwenningen - Sie waren doch stark alkoholisiert, campierten am Villinger Bahnhof und sind der Polizei bekannt. Einer der drei Osteuropäer "aus dem Milieu" erlitt am 22. August einen schweren Stromschlag. Vor bald zwei Wochen war ein 21-Jähriger, vermutlich ein Lette, gegen 3 Uhr auf dem Villinger Bahnhofsgelände auf einen Kesselwagen geklettert und erlitt einen Stromschlag. Seither liegt er im Koma. Sein Zustand ist immer noch kritisch. "Bei dem Unglück wurden über 60 Prozent seiner Haut verbrannt", schilderte gestern Helmut Mutter, Sprecher der für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständigen Bundespolizeiinspektion in Weil am Rhein, die Schwere der Verletzungen. Der Zustand des Mannes sei weiterhin "äußerst kritisch".

Mittlerweile können die Mitarbeiter der Bundespolizei erahnen, was sich auf dem Bahnhofsgelände abgespielt hat. Wie berichtet, hatte der 21-Jährige ganz offensichtlich den Sicherheitsabstand zur 15.000-Volt-Oberleitung von 1.50 Metern nicht eingehalten. Ein Lichtbogen entstand, und es kam zu dem fatalen Stromschlag. Auch ein Bekannter, der ihm offenbar zu nahe kam, habe Brandmale an Nase- und Fußspitzen aufgewiesen, sogenannte "Stromeintritts- und -austrittsspuren", berichtet Mutter. Mittlerweile sind auch die Begleiter des Schwerstverletzten bekannt. War man erst von einem Mann ausgegangen, der in der Unglücksnacht geflüchtet sein soll, brachten die weiteren Ermittlungen anderes zutage. Einer der drei soll nach einer Operation im Rollstuhl gesessen haben.

Nach Auskunft von Helmut Mutter handelt es sich um Männer, vermutlich litauischer oder lettischer Staatsangehörigkeit, im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, die jedoch so gut wie keine Angaben machten. "Nicht nur wegen der mangelhaften deutschen Sprachkenntnisse." Nur so viel wurde bekannt: "Sie waren auf der Heimreise von Spanien ins Baltikum." Der Schwerstverletzte selbst konnte keine Angaben mehr machen. Er sei zwar noch kurz bei Bewusstsein gewesen, dann aber ins Koma gefallen.

Mittlerweile hat die Bundespolizei auch in anderer Hinsicht mehr Erkenntnisse. Die jungen Männer seien doch stark alkoholisiert gewesen, so auch der lebensgefährlich verletzte 21-Jährige. Sie hatten nahe der Gleise in Schlafsäcken geschlafen, so Mutter weiter. Zudem, auch dies ergaben die Recherchen der Polizeibeamten, seien alle drei in Deutschland einschlägig bekannt "wegen diverser Eigentumsdelikte". Mittlerweile seien die beiden Osteuropäer jedoch wieder auf freiem Fuß.