Dominik und Florian: "Es ist schade, dass keine Großleinwand aufgestellt wird. Bestimmt bleiben dann viele Menschen zu Hause." Foto: Bloss

Herausforderung für Stadt und Gastronomen: Fußball-Klassiker Deutschland gegen Italien sorgt für Diskussion. Mit Video

VS-Schwenningen - Dass der Fußball-Klassiker Deutschland gegen Italien ausgerechnet auf die Kulturnacht am kommenden Samstag fällt, sorgt im Vorfeld für Diskussion bei Bürgern und Gastronomen.

Das Kulturamt habe die Möglichkeit, das Spiel über eine Großleinwand in der Schwenninger Innenstadt laufen zu lassen, nochmals geprüft, berichtet Projektleiterin Lisa Jeske. Aufgrund der notwendigen Lizenz der UEFA, die nur für die komplette Europameisterschaft gelte, hätten sich die Verantwortlichen aber dagegen entschieden.

Die Lizenzgebühr sei gestaffelt nach Kapazität des Übertragungsortes, heißt es auch in einer Presseerklärung, die das Kulturamt auf seiner Facebook-Seite gestern herausbrachte. Nach den Richtlinien der UEFA würde zum Beispiel eine Übertragung auf dem Marktplatz Gebühren in Höhe von mindestens 5000 Euro mit sich bringen. Dazu kämen noch Kosten für die Leihtechnik. Auf dem Veranstaltungsgelände gebe es jedoch einige Gastronomiebetriebe, die das Fußballspiel in ihren Lokalen zeigen und entsprechende Lizenzen von UEFA und Gema hätten oder keine benötigten. Das Kulturamt verweist dabei auch auf das CineStar-Kino sowie das Capitol Rex, die das Spiel übertragen werden.

Eigentlich hatte das Capitol in der Alleenstraße sich zunächst entschieden, die Bar aufgrund der Kulturnacht zu schließen – der Inhaber betreibt auch das Bistro Siesta in den oberen Muslen, das in Kooperation mit der Eisdiele Gianotti und dem Café Dammert am Samstag eigentlich mit Cocktailbar und der Band Crazy Room die Besucher anlocken wollte.

Doch vorgestern sei die Absage vom Kulturamt eingetrudelt, berichtet Organisatorin Belinda Broghammer. Der Platz für die Band sei nicht genehmigt worden, da durch das neue Sicherheitskonzept Fluchtwege freigelassen werden müssten. "Bereits vor anderthalb Monaten haben wir mitgeteilt, dass die Bühne aus Sicherheitsgründen verkleinert werden müsse", sagt hingegen Lisa Jeske. Alternativen, zum Beispiel den Auftritt in das Siesta zu verlegen, seien vonseiten der Band nicht infrage gekommen.

Nicht nur die Band Crazy Room sei nun "sauer und enttäuscht", auch die drei kooperierenden Gastronomen in den Muslen fänden die Entscheidung sehr schade, sagt Belinda Broghammer. "Bei einer gemeinsamen Sitzung mit dem Kulturamt vor einigen Jahren wurde als gemeinsames Ziel definiert, dass auf der Kulturnacht genug Stimmung aufkommen müsse. Ohne die Band wird das schwierig." Stattdessen hat das Siesta auf die Schnelle einige Samba-Tänzerinnen engagieren können, die am Samstag ab 19 Uhr neben der Cocktailbar viermal am Abend auftreten. Während im Capitol das Fußballspiel wie gewöhnlich im Innenbereich läuft, wird das Siesta weiterhin auch vor der Bar einen Fernseher aufstellen – allerdings ohne Ton, um die Auftritte am Hockenplatz nicht zu stören.

Und wie handhaben die übrigen Gastronomen den Spagat zwischen Kulturnacht und Fußball? Platzte am Montagabend das Eiscafé Gianotti beim Achtelfinalspiel der Italiener im Außenbereich noch aus allen Nähten, wird sich das Mitfiebern am Samstag nur auf den Innenraum beschränken, teilt Inhaber Dino Gianotti mit. Im Nebenraum werde er zusätzlich einen Leinwand aufstellen.

Sein Sohn Massimiliano, Inhaber des Eiscafés am Muslenplatz, schlägt andere Töne an: Das Programm müsste für das Fußballspiel unterbrochen werden. "Die Übertragung auf einer großen Leinwand auf der Muslenplatzbühne wäre perfekt", meint Massimiliano. Danach könnten alle Besucher im Sinne der Kulturnacht friedlich zusammen feiern. Er befürchte nicht nur eigene Umsatzeinbußen, sondern auch einen Besucherverlust für die Kulturnacht. "Kaum einer hat bisher Eintrittsbändel bei mir gekauft. Die Leute werden garantiert das Spiel zu Hause anschauen." Er werde das Spiel zwar auch draußen zeigen, aber ohne Ton.

Gelassener sehen es die Verantwortlichen des Irish Pubs, die Übertragung und den Auftritt der Band Last Minute unter einen Hut zu bringen. "Wir lassen das Ganze auf uns zukommen", sagt ein Mitarbeiter. Denn das Irish Pub sei flexibel, ob die Band draußen oder drinnen spiele.

Einfacher haben es zudem die Public Viewing-Stätten, die sich nicht an der Kulturnacht beteiligen. Dazu gehören unter anderem die Expressguthalle, Café Ostbahnhof, die Bierakademie oder das Mauritius. "Wir gehen davon aus, dass genauso viele Menschen am Samstag kommen, wie bei den anderen Spielen", sagt eine Mauritius-Mitarbeiterin.

Egal, welche Mannschaft als Sieger aus der Fußballpartie geht: Autokorsos wird es auf jeden Fall geben. Wie Stadtpressesprecherin Oxana Brunner mitteilte, stehen Marktplatz und Bahnhofsbereich rund um die Erzbergerstraße dafür nicht zur Verfügung. Sie sind für die Kulturnacht gesperrt. Neben dem Rösslekreisel, von dem aus einzig die Marktstraße nicht befahrbar ist, gebe es trotzdem genügend Ausweichstrecken.