Leitstellen-Leiter Dirk Sautter in der neuen Leitstelle in der Klinikstraße – von hier werden ab heute Nacht die Rettungswagen und Feuerwehr-Autos in den Einsatz geschickt. Foto: Eich

112 zieht am Dienstag um. Nachtschicht in Klinikstraße. In Josefstraße verstummt das Notrufklingeln.

Villingen-Schwenningen - Im Notfall wählen Hilfesuchende die Nummer 112. "Und dann gibt’s da diesen Moment, in dem es plötzlich hier das erste Mal klingelt", sagt Dirk Sautter – die neue Integrierte Leitstelle im Schwarzwald-Baar-Kreis unter seiner Leitung geht am Dienstag in Betrieb.

Leitstellen-Leiter Dirk Sautter hat eine Nachtschicht vor sich. Am Dienstag, 21. Februar, ist Stichtag. Dann soll die Integrierte Rettungsleitstelle in der Klinikstraße in Betrieb gehen.

Der Countdown läuft ab heute Nacht um 23.30 Uhr. Ab dann werden beide Leitstellen, die alte in der Villinger Josefsgasse und die neue gegenüber des Schwarzwald-Baar-Klinikums, besetzt sein, erzählt Dirk Sautter im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Auch die Frühschicht am morgigen Dienstag werde mit je vier Leuten doppelt gefahren. Der Grund für die Ausnahmesituation liegt auf der Hand: Wer im Notfall die 112 wählt, dem muss geholfen werden – eine Umzugspause dürfen sich weder die Retter noch die Technik erlauben. Man fährt also zweigleisig.

Der Leitstellen-Leiter sowie der zuständige EDV-Administrator verbringen die Nacht auf Dienstag im Büro. Um Mitternacht beginnt der Umzug der Technik: Einsätze, die ab diesem Zeitpunkt eingehen, werden in der Josefsgasse eingenommen und manuell – per Telefon – in die Klinikstraße weitergeleitet. Die komplette Dokumentation, Disposition und Einsatzleitung werden dann bereits in der Klinikstraße abgewickelt – sofern alles nach Plan läuft.

Wie komplex die Technik und wie listig deren Tücken sein können, das mussten Dirk Sautter und sein Team in den vergangenen Monaten erfahren. Vor allem die Kommunikationstechnik hatte ihnen einen Streich gespielt – der ausschlaggebende Punkt, weshalb der Umzug von Oktober auf jetzt verschoben worden war. Beim Schulungs- und gleichzeitigen Probebetrieb des Kommunikations-Management-Systems (KMS) waren im vergangenen Jahr noch Probleme aufgetreten, die seither beseitigt wurden. Erst wenn sie ausgemerzt seien, sollte der Schulungs- und Probebetrieb weitergehen. "Ende Dezember hatten wir das meiste im Griff, ab Januar konnten wir die Mitarbeiter dann an einer funktionierenden Anlage schulen", freut sich Sautter heute. Doch ganz aufatmen kann er noch nicht.

Jetzt nämlich geht es ans Eingemachte. Noch am gestrigen Sonntag und heutigen Montag sind Techniker aus Pforzheim im Neubau zugange, um die Voraussetzungen für einen reibungslosen Umzug der Technik zu schaffen. In Sautters Büro hängt ein mehrseitiger Ablaufplan, in dem detailliert aufgelistet ist, wie der Umzug von statten geht.

Demnach schaltet die Telekom im Laufe des Dienstagvormittags peu à peu die Leitungen um. Die Rufnummer 112 wird von alt nach neu umgelegt, aber auch alle anderen Notruf- und Hilfe-Nummern, die in die Leitstelle münden. Nach und nach verstummt das Klingeln in der Josefsgasse, während es in der Klinikstraße lauter wird. "Am Dienstagnachmittag wird im besten Fall alles funktionieren", sagt der Leitstellenleiter zuversichtlich. Trotzdem: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste – noch bis Mittwoch werden die alte und die neue Leitstelle notfalls doppelt besetzt sein "für Situationen, die hoffentlich nicht eintreten", sagt Sautter und setzt nach kurzer Pause hinzu: "Es ist alles auf absolute Sicherheit ausgelegt".

Wie sehr, das wird beim Blick auf den Ablaufplan an seiner Pinnwand deutlich: "Test der 112 aus allen Ortsnetzen" steht da beispielsweise und soll heißen: entweder die Telekom oder Ansprechpartner, die für diesen Fall in jeder Ortschaft des Schwarzwald-Baar-Kreises parat stehen, werden die Notrufnummer ausprobieren. Zudem werden alle Querverbindungen, etwa zur Polizeidirektion in Tuttlingen oder der Integrierten Leitstelle in Rottweil getestet. Und auch die Übertragungen der Kamerabilder aus dem Dögginger Tunnel, der Hubschrauber-Starts- und Landungen oder der heiße Draht über die Hausnotrufe zur Leitstelle gehören überprüft.

Und dann? Dann gehen in der Josefsgasse 12 in Villingen die Lichter aus. Die Technik wird zum Teil ausgemustert, alte Funkgeräte werden für Fahrzeuge weiterbenutzt und anderes dient dem Ersatzteillager. Der Raum indes soll dann eine neue Nutzung erfahren: "Die Feuerwehr Villingen wünscht ihn sich schon lange als Unterrichts- und Schulungsraum", den soll sie jetzt bekommen, denn die Angebote für den Rückbau sind bereits eingeholt.