Heinrich Maulhardt (links) zeigte den Schülern und Studenten aus Tula und VS auf dem Mangin-Gelände, wo sich dort im Zweiten Weltkrieg das Kriegsgefangenenlager Stalag Vb befunden hat. Foto: Stadt Villingen-Schwenningen Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Schüler aus Tula und VS in gemeinsamem Projekt

VS-Villingen. Eine spannende Reise zurück in die Vergangenheit unternahmen Schüler des Gymnasiums am Romäusring und 13 Schüler und Studenten aus Villingen-Schwenningens russischer Partnerstadt Tula.

Heinrich Maulhardt, Leiter des Amtes für Archiv und Dokumentenmanagement, führte die Gruppe über das Gelände des ehemaligen Villinger Kriegsgefangenenlagers Stalag Vb. Im Zweiten Weltkrieg befand sich dieses Mannschaftsstammlager dort, wo sich heute Teile der Lyautey- und Mangin-Areale befinden. Zwischen 2000 und 4000 Gefangene und "Fremdarbeiter" – die meisten von ihnen aus der Sowjetunion – waren im Stalag Vb und dessen Außenstellen untergebracht, erklärte der Stadtarchivar. Von der damaligen Bebauung mit Holzbaracken ist heute allerdings nichts mehr zu sehen, einzig die massive, aus Beton gebaute Kommandantur, die später auch von den französischen Streitkräften genutzt wurde, ist erhalten geblieben.

Heinrich Maulhardt erläuterte den jungen Leuten, dass die Gefangenen von hier aus zu Arbeitseinsätzen in Handwerks-, Industrie- und landwirtschaftlichen Betrieben gebracht wurden.

In Villingen befanden sich auch viele wichtige Rüstungsbetriebe, die einen hohen Bedarf an Arbeitskräften hatten. Wurden zu Beginn des Krieges vor allem Polen, Franzosen, Holländer und Belgier im Stalag Vb gefangen gehalten, kamen später Sowjets, Briten, Serben und nach dem Seitenwechsel Roms im Herbst 1943 auch vermehrt Italiener unfreiwillig als Militärinternierte hierher. Nach ihrer Befreiung durch die Alliierten 1945 kehrten die Gefangenen wieder in ihre Heimatländer zurück. Den sowjetischen Bürgern drohte dort allerdings oft eine harte Strafe, da Stalin in ihnen Verräter sah.

Die Schüler und Studenten aus Tula und VS sind Teil des gemeinsamen Geschichtsprojektes "Krieg und Frieden heute", das sich auf das vor den Toren Tulas gelegene Gut "Jasnaja Poljana" Leo Tolstois und dessen weltbekannten Roman "Krieg und Frieden" bezieht. Das Gut wurde im Zweiten Weltkriege kurze Zeit von der deutschen Wehrmacht besetzt.