Eine eingeschlagene Scheibe, notdürftig abgedeckt mit einem Karton, zeugt vom brutalen Vorgehen der Einbrecher. Mit der Schadensregulierung hat Reiner Schorer alle Hände voll zu tun. Foto: Hennings

Pfandhaus-Eindringlinge gehen hohes Risiko für geringen Ertrag ein. Inhaber setzt Belohnung für Hinweise aus.

VS-Schwenningen - Die Einbrecher waren nur wenige Sekunden in seinem Geschäft und doch hinterließen sie eine Spur der Verwüstung: Reiner Schorer ist schockiert über die Dreistigkeit der Täter, die in der Nacht zum Samstag sein Pfandhaus in der Sturmbühlstraße heimsuchten (wir berichteten).

Zahllose Glasscherben sowie Schmuck liegen verstreut auf dem Boden, als Reiner Schorer gegen 8.15 Uhr in der Früh den Eingangsbereich seiner Geschäftsräume betritt. In der Nacht zuvor hatten hier mehrere Täter – soviel kann der Inhaber trotz der laufenden Ermittlungen verraten – Ketten und Uhren aus einer Vitrine gestohlen.

Das Sicherheitsglas der Vitrine ist nun zertrümmert, auch von der Glasscheibe der Eingangstüre ist nicht viel übrig geblieben. 15 000 bis 20 000 Euro beträgt der Schaden. Weniger aber wegen der gestohlenen Gegenstände, sondern vor allem wegen der zerstörten Einrichtung.

Seit mehr als zehn Jahren betreibt Schorer das Pfandhaus nahe des Marktplatzes – erstmals wurde es Tatort eines Überfalls. "Ich hätte nicht gedacht, welch irrsinnigen Aufwand Einbrecher für einen doch eher geringen Ertrag betreiben", ist Schorer überrascht. Denn das vor allem aus Silber bestehende Diebesgut werden die Täter aufgrund der Fahndung wohl nicht so leicht losbekommen. Die Vitrine räumten sie nur zur Hälfte leer, dazu dürfte sich der Ertrag von wenigen tausend Euro sicherlich auf die einzelnen Täter verteilen.

Dafür gingen die Verbrecher ein hohes Risiko ein: Direkt an der viel befahrenen Durchgangsstraße versuchten sie, die Schiebetüre aufzuhebeln. Als dies scheiterte, schlugen sie die Glasscheibe ein. "Nachbarn oder Zeitungsausträger haben aber nichts mitbekommen", sagt Schorer, der selbst über den Büroräumen wohnt und ebenfalls keinen Mucks vernahm.

500 Euro Belohnung für zielführende Hinweise

Das lag wohl auch daran, dass kein Alarm ausgelöst wurde. Denn der Vorraum des Pfandhauses ist nicht alarmgesichert – erst im hinteren Bereich gleicht das Gebäude einem Hochsicherheitstrakt mit tonnenschweren Tresoren und Panzerglas. "Hier herrscht die höchste Sicherheitsstufe, höher als bei Banken. Es ist so gut wie unmöglich, hier einzudringen", bekräftigt Schorer. Im Verborgenen lagern sehr hochwertige Gegenstände, im Vorraum hingegen Uhren im Wert von bis zu 300 Euro. "Es gibt an dieser Vitrine immer wieder kleine Schmuckkäufe. Das hat sich bewährt und wird es weiterhin – mit entsprechender Sicherung – geben."

Im ersten Moment, als er den Einbruch entdeckte, habe Schorer gehofft, dass die Pfänder nicht betroffen sind: "Das war meine erste Sorge. Da aber der Alarm nicht ausgelöst wurde, wusste ich, dass der hintere Bereich nicht betroffen ist und es so schlimm nicht sein kann." Rund 90 Prozent der Kunden würden ihre Ware wieder abholen.

Eine neue Schiebetür hat der Inhaber bereits in Auftrag gegeben, bis dahin wird das Loch notdürftig mit einem Karton verdeckt. "Das macht es aber natürlich nicht einfacher, in den Innenraum einzubrechen", sagt er mit einem Augenzwinkern. Während der Betrieb wie gewöhnlich weiterläuft, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren: Anhand der Inventurliste wird ermittelt, welche Gegenstände gestohlen wurden. Die Kriminalpolizei wertet die Videoaufnahmen aus.

Für die Zukunft hat sich Reiner Schorer bereits Änderungen vorgenommen: "Bisher habe ich mich durch die Kameras sicher gefühlt. Ich dachte, die Schnellbeschaffungskriminalität geht in eine andere Richtung, beispielsweise Tankstellen." Den Vorraum werde er mit einem Alarm sichern, die Verkaufsware nachts im hinteren Bereich aufbewahren. Zunächst hofft er aber, dass die Einbrecher gefunden werden. Zielführende Hinweise belohnt er mit einer Zahlung von 500 Euro.