Können die Beschwerden nicht wirklich nachvollziehen: die Eltern und deren Kinder, die sich zum Fußball treffen. Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder-Bote

Ärger: Zoff um Fußball-Treff in Esslinger Straße / Anwohnerbeschwerden wegen Lärms

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Kinder, die ausreichend Möglichkeit haben, nachmittags angemessen zu spielen: Geht das in VS? Ein Beispiel aus der Esslinger Straße in Schwenningen zeigt, wie schwierig es ist – und führt zu Überlegungen, die Polizeiverordnung zu modifizieren.

Was aber genau ist passiert? Wie Joachim Spitz, Stiftungsratsvorsitzender der ProKids-Stiftung, berichtet, kommt seit einigen Wochen auf einer öffentlichen Wiese in der Esslinger Straße eine Gruppe von Kindern im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren zum Fußballspielen am Nachmittag zusammen. Die nahe gelegenen Bolzplätze seien zumeist belegt. Die Folge: Anwohner rund um die Grünfläche, die der Stadt gehört, so Spitz weiter, beschwerten sich regelmäßig über die spielenden Kinder. Die Eltern der Kinder klagten wiederum, dass sie dabei auch wüste Beschimpfungen zu hören bekamen.

"Wo sollen sie denn hin, wenn sie überall verjagt werden?"

Sie wandten sich an die ProKids-Stiftung – ein Sohn von Joachim Spitz kommt manchmal selbst zum Kicken vorbei – und diese hakte bei der Stadtverwaltung nach. "Wir wollten wissen, ob die Kinder dort spielen dürfen oder nicht", so Spitz. Bei der Stadt, im Speziellen beim Grünflächenamt, sah man keine Veranlassung, den Kindern das Spielen zu verbieten. Daraufhin beriefen sich die Anwohner, die sich belästigt fühlen, auf die städtische Polizeiverordnung, in der ein "Schutz gegen Lärmbelästigung" festgeschrieben ist. Unter anderem heißt es darin, dass es verboten ist, "andere mehr als nach den Umständen unvermeidbar, besonders durch lärmende Unterhaltung, Ball- und Wurfspiele, Singen, Johlen, Schreien, Gröhlen oder andere geräuschverursachende Tätigkeiten zu stören".

Doch selbst die Verantwortlichen bei der Stadt tun sich mit dieser Auslegung der Verordnung in diesem Fall schwer. Wie sowohl Bauamtsleiter Franz-Josef Holzmüller als auch OB Rupert Kubon gegenüber Spitz laut dessen Auskunft bestätigten, sehe die Verwaltungsspitze den Bedarf, das Regelwerk, das zuletzt 2012 aktualisiert wurde, erneut zu modifizieren – und zwar zugunsten der spielenden Kinder aus Esslinger Straße. Entsprechende Änderungen könne aber nur der Gemeinderat beschließen.

"Das sollte schnellstens geschehen", fordert Spitz indes. Er sieht hinter dem Dissens ein grundlegendes gesellschaftliches Problem: Hier beklage man ständig, dass es immer weniger Kinder gibt, dort aber wolle man sie nicht in der Nachbarschaft dulden. "Wo sollen die Kinder in VS denn hin, wenn sie überall verjagt werden?" Die übrigen Möglichkeiten für Kinder, im Grünen herumzutoben, seien vor allem in Schwenningen rar, das sei auch bei der Jugend-Beteiligungswerkstatt der Stadt im April deutlich geworden. Denn die wenigen Spiel- oder Bolzplätze seien oftmals von Vandalismus, unter anderem von umherliegenden Scherben, gezeichnet.

Was den Umgang zwischen Kindern und Anwohnern angehe, sei es wichtig, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Die Kinder spielten auf der Wiese in der Esslinger Straße lediglich Fußball – zu zulässigen Zeiten, machten aber definitiv keinen Lärm

Joachim Spitz: "Dass sie dann dennoch beschimpft und verscheucht werden, ist eine Schande."