Mit ihm am Pult geht es mit dem Frauenchor "Just for Femmes" am Samstag, 11. November, auf eine musikalische Reise um die Welt: der Dirigent Lukas Schmid, Foto: Wider Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Dirigent Lukas Schmid führt "Just for Femmes" auf musikalische Weltreise

VS-Villingen. Musik, Mathematik, Mahatma Gandhi, McCartney, Mats Hummel und Mozart: Wie passen diese sechs "Ms" zusammen? Die Stichworte machen den Vorhang auf für ein Porträt von Lukas Schmid, einen Dirigenten und Chorleiter aus dem Allgäu, der seit 2013 als Chorleiter beim Männergesangverein in Obereschach und seit dem vergangenen Jahr auch in Villingen beim Sängerkreis den Takt vorgibt. Mit ihm am Pult lädt der Frauenchor "Just for Femmes" am Samstag, 11. November, ab 19 Uhr im Münsterzentrum in Villingen zu einer musikalischen Reise um die Welt ein.

Musik und Gesang prägen den 26-Jährigen seit Kindesbeinen. Der Zweitälteste aus einem katholischen Elternhaus hat wie seine fünf Geschwister schon früh Musikunterricht erhalten. Er spielt Klavier seit er sechs Jahre alt ist und hat in einem Knabenchor gesungen. Oboe spielen habe er aus Zeitgründen wieder aufgegeben, Gitarre spiele er "ein bißchen", Orgel ab und an in seiner Allgäuer Heimat. Mit dem Studium für Schulmusik an der Hochschule in Trossingen kam eine Ausbildung in klassischem Gesang hinzu. Die Prüfung für Chor- und Orchesterleitung hat er 2015 abgeschlossen.

Derzeit bereitet er sich mit dem Schwerpunkt Chorleitung auf das Staatsexamen im April 2018 vor. Das steht montags auf seinem Stundenplan. Das Studium Mathematik fürs Lehramt absolviert Schmid an der Universität Tübingen. "Mathe war schon immer mein Lieblingsfach", erzählt er mit leuchtenden Augen und lässt erkennen, dass ihm die Aufgaben in der Schule leichtgefallen sind. "Aber fürs Studium muss man sich hinsetzen. Da muss man am Ball bleiben". Apropos Ball. Der kommt ins Spiel, wenn Schmid in Pfullingen bei Reutlingen zum Fußballtraining geht und am Wochenende für seinen Verein in der Kreisliga auf der Position des Innenverteidigers aufläuft. So kommt der Name Mats Hummels in die Liste der "Ms".

Auf die Frage nach einem Vorbild beschränkt sich Schmid nicht auf eines. Der gewaltlose Widerständler und Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Mahatma Gandhi, der seit Jahrzehnten vegetarisch lebende Beatles-Musiker Paul McCartney stehen für ihn weiter vorne in der Reihe. Schmid wusste bereits mit 14 Jahren, dass er wie sein Vater Lehrer werden möchte, allerdings mit einer anderen Fächerkombination. Der Vater ist Theologielehrer, der ältere Bruder hat ebenfalls Theologie studiert. Nach dem Abitur arbeitete Lukas Schmid in einem von seiner Tante geführten Jugendheim und entschied danach, dass er den Schwerpunkt nicht allein auf das Erzieherische legen möchte. Er will fachliches Wissen weitergeben.

Wie man das am besten vermittelt, zumindest bei Erwachsenen, kann er in drei Mal eineinhalb Stunden während der Chorleitung testen. An der Hochschule sei ihm beigebracht worden, dass "gestütztes Sprechen, quasi Singen ohne Ton" ganz wichtig sei. Mit dieser Technik schwingt die Allgäuer Klangfärbung in seiner sympathischen Stimme nur ganz zart durch. Er braucht kein Mikrofon, um sich während der Proben in einer unruhigen Phase schnell Gehör zu verschaffen. Die These, wonach in Frauenchören mehr gequasselt wird, tut er als Klischee ab. Durch das lange Bestehen der Männerchöre legten diese viel Wert auf Traditionen, die sie pflegen möchten, "Stücke aus den alten Zeiten dürfen nicht zu kurz kommen" sagt er.

Dass sich die Frauen bei "Just for Femmes" einmischen und Ideen einbringen, empfinde er als entlastend. Auch die Männerchöre seien dabei, sich zu modernisieren. Ihm imponiert, dass es in einem der Männerchöre Sänger gibt, die seit 70 Jahren jeden Freitag zur Probe kommen.

Schmid mag in Sachen Musik eine bunte Mischung. Klassik, Lieder aus der Romantik, Hip Hop, Jazz, Pop, die Beatles, einige Stücke von den "Toten Hosen". Er habe jedoch nicht den einen Lieblingsmusiker. Eine schöne Mozart-Sinfonie stimme ihn heiter, lässt er sich am Ende doch entlocken. Für seinen späteren Beruf als Lehrer habe er mit den Chören Erfahrungen gesammelt, wie man Ansagen für eine größere Gruppe macht und, "dass es gar nicht so leicht ist, eineinhalb Stunden lang unterhaltend zu wirken".

Ginge es nach den Anfragen von Vereinen, könnte Schmid noch das Pensum erhöhen. Doch er sieht sich am Limit. Schon jetzt kam es zu Terminüberschneidungen, denn zeitgleich mit dem Weltreise-Konzert im Münsterzentrum findet das Hintervillinger Sängertreffen statt. Deshalb musste er für die Obereschacher Sänger einen Vertreter finden.

Der Chor mit dem zweisprachigen Namen "Just for Femmes" (englisch "nur für", französisch "Frauen") singt nicht nur in diesen beiden Fremdsprachen. Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Schwedisch, Zuhaeli: Die Auswahl ist groß. "Die meisten Stücke haben wir in Originalsprache erlernt. Das ist sehr anspruchsvoll", sagt Schmid. Aber so könne man die verschiedenen Kulturkreise besser kennenlernen. Wenn man ein finnisches Lied auf finnisch singe, sei das noch einmal eine andere Erfahrung als es auf deutsch oder englisch vorzutragen. "Der Text hat viel mit dem Klang zu tun". Nur beim russischen Wiegenlied " Bayushki Bayu" wurde auf Noten mit englischsprachigem Text zurückgegrif fen. Die Lernkurve darf schließlich nicht zu steil sein, weiß Lukas Schmid, denn gemeinsames Singen müsse vor allem eines: allen Spaß machen.